Borrelien

Borrelia burgdorferi sensu lato

Steckbrief

Lyme-Borreliose, Borreliose oder Lymekrankheit ist eine Infektionserkrankung, die durch Bakterien (Borrelien) ausgelöst wird. Sie wird vor allem durch Zecken übertragen. Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit auf der nördlichen Hemisphäre.

Vorkommen

Lyme-Borreliose ist eine weltweit verbreitet. Die Hauptverbreitungsgebiete sind Nordamerika, Europa, Asien sowie Nordafrika.

Erregerreservoir

Mäuse und Vögel, aber auch andere Tiere wie Reptilien, Igel, Füchse oder Kaninchen. Über 30 Prozent des gemeinen Holzbocks; der häufigsten Zeckenart in Zentral- und Nordeuropa, sind mit Borrelien infiziert.

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt über den Stich infizierter Zecken. Die Borrelien werden während dem Stech- und Saugakt der Zecke nach einigen Stunden auf den Menschen übertragen. Es sind nicht alle Zecken infiziert und nicht jeder Zeckenstich führt zu Lyme-Borreliose. Das Infektionsrisiko beträgt etwa 5 %. Es gibt keine Übertragung von Mensch zu Mensch.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit der frühen Lyme-Borreliose, die die häufigste Form darstellt, variiert zwischen wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen.

Symptomatik

Bei etwa 85 % der Fälle tritt ein typischer, ringförmiger, rötlicher Hautausschlag auf, Erythema migrans oder Wanderröte genannt. Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Gelenkschmerzen können ebenfalls auftreten. Bei richtiger und zeitnaher Behandlung klingen die Symptome rasch ab.

Eine weitere Form der Lyme-Borreliose betrifft das Nervensystem: Einige Wochen nach der Infektion kann es v. a. bei Kindern zur Hirnhautentzündug und Gesichtsnervenlähmungen und bei den Erwachsenen zu schmerzhaften Nervenwurzelentzündungen und Lähmungen kommen. Weitere seltene Formen umfassen Gelenksentzündungen und typische Hautveränderungen an den Streckseiten der Extremitäten. Bei den meisten Formen führt die rechtzeitige antibiotische Behandlung zu einer anhaltenden Besserung, unbehandelt kann Lyme-Borreliose zu langanhaltenden Beschwerden führen.

Therapie

Die Lyme-Borreliose wird antibiotisch behandelt. Die Behandlungsdauer hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Die frühzeitige Behandlung von Lyme-Borreliose erfolgt über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen. Spätformen werden über vier Wochen behandelt.

Vorbeugung

Es gibt derzeit keine Impfung gegen Borreliose. Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist der Schutz vor Zeckenstichen: gut abschließende, geschlossene Kleidung und das Meiden von Unterholz, hohem Gras, dichten Büschen in Gärten oder in Waldnähe.

Situation in Österreich

In Österreich ist Lyme-Borreliose eine häufig diagnostizierte Krankheit, jedoch nicht meldepflichtig. Es wird geschätzt, dass jährlich 25.000 bis 70.000 Menschen erkranken. Die meisten Fälle werden im Frühling und Sommer beobachtet, wenn die Menschen vermehrt Zeit im Freien verbringen und dabei häufiger von Zecken gestochen werden.

Fachinformation

Lyme-Borreliose, Borreliose oder Lymekrankheit ist eine Infektionserkrankung, die durch Bakterien aus dem Borrelia burgdorferi sensu lato - Komplex ausgelöst wird. Diese Bezeichnung umfasst jene Borrelien-Spezies, die in Europa die meisten Infektionen auslösen: B. afzelii, B. garinii, B. bavariensis und B. burgdorferi sensu stricto. Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist in Europa der häufigste Überträger von Borrelien.

Die Entwicklung von Ixodes ricinus umfasst drei Stadien: Larve, Nymphe und adulte (erwachsene) Zecke. Kleine Nagetiere oder Vögel sind die häufigsten Wirte für Larven, größere Nagetiere oder mittelgroße Säugetiere, wie Katzen oder Hunde, für Nymphen. Größere Wirte wie Rehe und Hirsche sind wichtige Blutwirte der adulten Zecken, sind aber kein Reservoir von Borrelien. Zecken nehmen bei der Blutmahlzeit Borrelien von einem Wirtstier auf und geben an den nächsten Wirt weiter.

Symptome

Erythema migrans (Wanderröte) ist die häufigste Krankheitserscheinung der Lyme-Borreliose (> 80 Prozent aller Fälle). Das Erythema migrans entwickelt sich frühestens 3-6 Tage bis zu einigen Wochen nach dem Zeckenstich um die Zeckenstichstelle als sich vergrößernder roter oder blauroter Fleck mit oder ohne spätere zentrale Aufhellung. Der äußere Rand ist deutlich abgesetzt, oft intensiver gefärbt und nicht merklich erhaben. Ab einem Durchmesser von mindestens fünf Zentimetern wird die Diagnose vom erfahrenen Arzt klinisch gestellt. Falls der Durchmesser kleiner ist, sind für die Diagnose ein gesicherter Zeckenstich, ein mindestens zwei Tage verzögertes Auftreten des Erythems nach dem Zeckenstich und ein größer werdendes Erythem an der Zeckenstich-Stelle erforderlich.

Begleiterscheinungen wie lokaler Juckreiz/Brennen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenksschmerzen können beim Erythema migrans mit einer Häufigkeit von 40% auftreten.

Das Borrelien-Lymphozytom ist ein schmerzloser, blauroter Knoten oder Fleck, gewöhnlich am Ohrläppchen, Ohrmuschelrand, an der Brustwarze oder dem Hodensack. Es tritt häufiger bei Kindern (speziell am Ohr) auf als bei Erwachsenen.

Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) ist eine durch Lyme-Borrelien verursachte, chronisch fortschreitende, nicht spontan abheilende Hauterkrankung. ACA beginnt mit einer roten oder blauroten Veränderung der Haut, gewöhnlich an den Streckseiten von Armen oder Beinen, die lange bestehen bleiben kann. Später kommt es zum Schwinden aller Hautschichten (Hautatrophie), die Haut wird dünn „wie Zigarettenpapier“ und leicht verletzlich. Im betroffenen Hautbereich können Neuropathien (Schädigungen der Nerven) auftreten. Bei lang bestehender ACA werden auch die Gelenke im betroffenen Hautbereich in Mitleidenschaft gezogen. Über Knochenvorsprüngen können sich Hautverdickungen und langsam größer werdende, schmerzlose, fibroide Knoten (gutartige Tumoren) entwickeln. 

Die Lyme-Neuroborreliose tritt bei Erwachsenen hauptsächlich als Gehirnhaut-Entzündung und als sehr schmerzhafte Nervenwurzel-Entzündung auf (Garin-Bujadoux-Bannwarth-Syndrom). Selten werden Gehirn-Entzündung (Enzephalitis), Rückenmarks-Entzündung (Myelitis) und sehr selten eine Entzündung der Gehirn-Gefäße (zerebrale Vaskulitis) beobachtet.

Bei Kindern zeigt sich die Lyme-Neuroborreliose hauptsächlich als Gesichtslähmung (Fazialisparese) oder milde Gehirnhaut-Entzündung.

Die Lyme-Arthritis ist charakterisiert durch wiederkehrende Attacken oder andauernde, objektive Gelenksschwellung in einem großen Gelenk oder in wenigen großen Gelenken. Fast immer ist dabei das Kniegelenk betroffen. Der Ausschluss anderer Ursachen ist notwendig.

Die Lyme-Karditis tritt selten auf und ist charakterisiert durch Reizleitungsstörungen und Herzrhythmusstörung; vereinzelt wurden auch Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Entzündung aller Herzwandschichten (Pankarditis) beobachtet. Der Ausschluss anderer Ursachen ist notwendig.

Augen-Entzündungen durch Erreger der Lyme-Borreliose werden sehr selten beobachtet. Sie können die Bindehaut (Konjunktivitis), Regenbogenhaut (Uveitis), Lederhaut (Episkleritis) und Hornhaut (Keratitis) sowie auch den Sehnervkopf (Papillitis) betreffen.

Therapie

Die Lyme-Borreliose wird antibiotisch behandelt. Dafür stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung. Die Behandlungsdauer hängt vom Stadium der Erkrankung ab.

Die frühzeitige Behandlung von Lyme-Borreliose erfolgt in der Regel mit oral oder intravenös verabreichten Antibiotika über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen.

Spätformen werden über vier Wochen behandelt. Die meisten Patient:innen reagieren gut auf eine Antibiotika-Therapie und zeigen eine Besserung ihrer Symptome. Das trifft v.a. auf das Erythema migrans und die Neuroborreliose zu. Die rechtzeitige Behandlung der Lyme-Borreliose ist wichtig, um eventuelle Spätfolgen zu vermeiden.

Diagnostik

Die Diagnose des Erythema migrans kann vom Arzt/ von der Ärztin rein klinisch gestellt werden – d.h. dass keine Laboruntersuchung notwendig ist. Alle anderen Formen erfordern eine Untersuchung des Blutes auf Antikörper.

Serologische Tests können verwendet werden, um Antikörper gegen Borrelia burgdorferi nachzuweisen. In frühen Stadien der Krankheit können diese Tests falsch negativ sein. Bei Spätformen sind Antikörper immer vorhanden.

Die Interpretation der Ergebnisse ist manchmal schwierig, denn auch gesunde Personen können Antikörper gegen Borrelien haben. Deswegen ist bei der Beurteilung der Zusammenhang mit den Symptomen wichtig. Zur Bestätigung des Verdachtes einer Lyme-Neuroborreliose muss das Serum und die Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit abgenommen und mit speziellen Methoden untersucht werden. Ein direkter Erregernachweis von Borrelien (PCR, Kultur) ist für die Routinediagnostik der Lyme-Borreliose nicht geeignet.

Kontakt

Priv.-Doz. Dr. med Mateusz Markowicz

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Aktualisiert: 10.10.2023