Pflanzen im Klimawandel

Auch Pflanzen bekommen den Klimawandel zu spüren: Nahrungspflanzen sind zunehmend von Schäden insbesondere infolge von Trockenheit und Niederschlagsdefiziten betroffen. Neue „klimafitte“Pflanzensorten, die besser an diese geänderten Gegebenheiten angepasst sind, weil sie tolerant gegenüber Hitze und Trockenheit sind, sind eines der Forschungsthemen, an denen wir arbeiten.

Steigende Temperaturen kommen aber auch Pflanzen zugute, die ursprünglich in wärmeren Weltgegenden beheimatet sind, nun aber auch bei uns geeignete Bedingungen zum Überleben finden. Bis 2000 konnten sich pro Jahrzehnt ca. 10 Arten von gebietsfremden Schadorganismen an Pflanzen in Europa etablieren. Die Klimaerwärmung begünstigt das Auftreten neuer Unkrautarten subtropischer Herkunft in Österreich. So haben wir in den vergangenen Jahren das Auftreten neuer, häufig wärmeliebender Unkrautarten in der Landwirtschaft verstärkt beobachtet, wie z. B. das Erdmandelgras oder die Samtpappel.

Es werden aber auch viele bereits etablierte wärmeliebende Arten profitieren, die bisher nur in bestimmten Regionen Österreichs vorkommen. Ein Beispiel ist die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia). Aktuell ist ihre Hauptverbreitung auf die warmen Tieflagen Ostösterreichs beschränkt. Als Folge des Klimawandels ist jedoch eine rasante Ausbreitung der Art in andere Teile Österreichs zu erwarten.

Auch gebietsfremde Tiere gehören zu den Profiteuren des Klimawandels: Damit steigt auch die Gefahr, dass sich so genannte Quarantäneschädlinge in Europa festsetzen. Darunter versteht man Pflanzen, Tiere und Krankheitserreger (Bakterien, Pilze oder Viren), die an Pflanzen große wirtschaftliche Schäden anrichten. Invasive Pflanzen können z. B. einheimische Arten verdrängen und die Struktur und Funktion von Ökosystemen nachhaltig verändern.

In den nächsten Jahren ist eine weitere Zunahme aufgrund des Klimawandels und des globalisierten Handels zu erwarten. Diese „Bio-Invasoren“ stellen besonders die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Mit unseren Schaderreger-Monitorings, Frühwarndiensten und Forschung helfen wir, künftige Risiken für die Produktion bedeutender landwirtschaftlicher Nutzpflanzen in Österreich aufgrund des Klimawandels abzuschätzen und kreative Lösungen für die neuen Probleme zu finden.

Unkräuter als Gewinner des Klimawandels

Schädlinge als Gewinner des Klimawandels

Unsere Forschung zu Pflanzen und Klimawandel-Anpassung

Wir forschen intensiv im Themenfeld Klimawandel-Anpassung, um die richtigen Strategien für den Umgang mit dem veränderten Klima zu entwickeln. Unsere Forschungsprojekte behandeln die Auswirkungen des Klimas auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen und die Verbreitung von neuen Unkrautarten sowie Krankheitserregern.

So prüfen unsere Expert:innen, welche Pflanzen für die neuen Klimabedingungen am besten geeignet sind, um auch in Zukunft eine nachhaltige Ernährungssicherheit zu garantieren. So konnten gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen und Züchtungsunternehmen Strategien und Methoden entwickelt werden, um neue, besser angepasste Nutzpflanzensorten zur Verfügung zu stellen.

Unsere Forscher und Forscherinnen untersuchen außerdem die Auswirkungen von Stressfaktoren wie Hitze und Trockenheit auf die wichtigsten und flächenmäßig bedeutendsten Kulturarten wie Getreide, Eiweißpflanzen und Kartoffel. Dadurch unterstützen sie die Züchtung neuer Sorten, die besser an die zukünftigen herausfordernden Wachstumsbedingungen angepasst sind. Der Klimawandel bedroht aber auch traditionelle und regional bedeutende Kulturarten, wie die Käferbohne, bei der in vergangenen Hitzesommern hohe Ernteausfälle verzeichnet wurden. In Forschungsprojekten konnten unsere Wissenschafter:innen molekulare Marker entwickeln, welche die Züchtung hitzeresistenter Sorten optimieren.

Nicht nur veränderte Klimabedingungen können sich negativ auf die Ernteerträge auswirken, neue Pflanzenkrankheiten wie etwa das pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) bedrohen die Ernte ebenso. Seit 2009 ist diese Nanovirenart, die von Blattläusen übertragen wird, bekannt. Allerdings fehlen noch viele epidemiologischen Informationen, um gezielt auf diese neue Bedrohung reagieren zu können. Unsere Expert:innen sammeln wichtige Informationen und entwickeln Bekämpfungsstrategien gegen die Blattläusen, die das Virus übertragen. So wollen wir außerdem Resistenzen gegen das PNYDV identifizieren, um so zukünftig die Züchtung resistenter Erbsensorten zu ermöglichen.

Vom Klimawandel profitieren darüber hinaus Pflanzen, die es bei uns bislang noch nicht gegeben hat, und die als Unkraut bestehende Pflanzen überwuchern oder als Giftpflanze in Erscheinung treten können. Das führt zu hohen Ertragsverlusten, gesundheitlichen Risiken sowie hohen Bekämpfungskosten. Die Veränderung und Entwicklung dieser Unkrautgesellschaften sowie das Entwickeln von Bekämpfungsmaßnahmen sind ebenfalls Teil unserer Forschung.

Wir stehen im regelmäßigen Austausch und sind Teil von EU-weiten Projekten, um eine klimagerechte und nachhaltige Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Böden sicherzustellen. Dazu forschen wir gemeinsam in der gesamten EU und bearbeiten gebündelt Themenbereiche, führen Forschungsprojekte durch und setzen die Ergebnisse zusammen um, um auch in Zukunft die Ernährungssicherheit in Österreich gewährleisten zu können.

Aktualisiert: 22.12.2023