Tetracycline

Tetracycline

Steckbrief

Beschreibung

Tetracycline sind Antibiotika mit außerordentlich breitem Wirkungsspektrum. Sie werden entweder natürlich aus Bakterien der Gattung Streptomyces gewonnen oder halbsynthetisch hergestellt. Tetracycline blockieren die bakterielle Proteinbiosynthese und wirken dadurch wachstumshemmend (bakteriostatisch) auf zahlreiche Bakterien. Sie waren die erste Hauptgruppe von Antibiotika für die der Ausdruck "Breitband- oder Breitspektrum-Antibiotika" gebraucht wurde.

Vorkommen

Werden Tetracycline angewendet, können sie in den Organismus und damit in tierische Lebensmittel gelangen.

Gesundheitsrisiko

Gesetzliche Rückstandsregelung

Für die Behandlung von lebensmittelliefernden Tieren sind die Substanzen Chlortetracyclin, Oxytetracyclin, Tetracyclin und Doxycyclin zugelassen. Die Anwendung erfordert die Einhaltung von Wartezeiten, die so bemessen sind, dass nach Ablauf der Wartezeit die Konzentrationen im Lebensmittel unter den Rückstandshöchstmengen liegen. Diese sind im Anhang der Verordnung (EU) 37/2010 (Tabelle 1) festgelegt und betragen, je nach Matrix, von 100 µg/kg (Muskel, Milch) bis 600 µg/kg (Niere). Die Anwendung von Doxycyclin bei Tieren, von denen Milch bzw. Eier für den menschlichen Verzehr gewonnen werden, ist explizit nicht erlaubt. Folglich dürfen in diesen Lebensmitteln keine Rückstände vorhanden sein. Für Honig gilt ebenfalls die sogenannte "Nulltoleranz", da Tetracycline, so wie alle anderen Antibiotika, für die Behandlung von Honigbienen nicht zugelassen sind.

Situation in Österreich

Aufgrund der verbreiteten Anwendung von Tetracyclinen umfasst die Kontrolle im Rahmen des Nationalen Rückstandskontrollplans (NRKP) praktisch alle lebensmittelliefernde Tierarten sowie die Primärprodukte Milch, Eier und Honig (insgesamt rund 2800 Proben pro Jahr). Im Sinne des vorbeugenden Verbraucher:innenschutzes erfolgt die Probenziehung aus der Produktionskette, so dass Produkte, die mit Rückständen belastet sind, zum Ursprungsbetrieb zurückverfolgt werden können.

Im Rahmen von Aktionen der amtlichen Lebensmittelkontrolle sowie im Verdachtsfall werden Proben aus dem Handel untersucht, wobei sich die Kontrolle auch auf Drittland-Produkte erstreckt.

Fachinformation

Bakterielle Resistenzmechanismen

Bakterienstämme, die eine Resistenz gegen ein Tetracyclin entwickelt haben, sind auch gegen alle anderen Vertreter der Tetracyclinfamilie resistent (komplette Kreuzreaktion zwischen allen Tetracyclinen). Da sie an den Ribosomen ihre Wirkung entfalten, indem sie dort die Proteinbiosynthese hemmen, ist ein bakterieller Resistenzmechanismus die Produktion eines Proteins, das die Ribosomen schützt. Die zweite wichtige Möglichkeit der Abwehr ist die Synthese eines zytoplasmatischen Membranproteins, das Tetracycline aus der Bakterienzelle pumpt. Der seltenste Resistenzmechanismus ist die chemische Modifizierung (Acetylierung) und damit Inaktivierung von Tetracyclinen.

Kontrolle tierischer Lebensmittel auf Tetracyclinrückstände

Untersuchte Probenarten:

  • Tierische Gewebe (Fleisch, Leber, Niere)
  • Aquakultur (Fisch, Shrimps, Garnelen)
  • Milch
  • Eier
  • Honig

Untersuchungsspektrum:

  • Chlortetracyclin
  • Doxycyclin
  • Oxytetracyclin
  • Tetracyclin
  • 4-Epimere von Chlortetracyclin, Oxytetracyclin und Tetracyclin (Die Epimere können in unterschiedlichem Ausmaß einerseits im Organismus, andererseits auch bei der analytischen Aufarbeitung entstehen. Sie sind zusammen mit der jeweiligen Muttersubstanz Markerrückstande gemäß Verordnung (EU) 37/2010.)

Untersuchungsstrategie und Untersuchungsmethoden

In der Abteilung Tierarzneimittel, Hormone und Kontaminanten des Instituts für Lebensmittelsicherheit Wien analysieren wir Tetracycline in Lebensmitteln tierischer Herkunft und sind auch Nationales Referenzlabor für diese Untersuchungen.

Die regelmäßige Teilnahme an internationalen Ringversuchen und an Workshops des für Antibiotika zuständigen EU-Referenzlabors (EURL) in Fougères (Frankreich) sichern die Qualität der Ergebnisse und eine stetige Weiterentwicklung der Analysenmethoden auf den neuesten Stand der Technik und Forschung.

Für ein rasches und kostengünstiges Screening werden Tetracycline zusammen mit 8 anderen Antibiotikagruppen (Aminoglykoside, Chinolone, ß-Lactame, Lincosamide, Makrolide, Phenicole, Pleuromutiline und Sulfonamide) mit immunchemischen Verfahren in Muskel- und Milchproben untersucht, für Eiproben wird ein Tetracyclin-ELISA verwendet. Im Fall nicht negativer Ergebnisse werden die betreffenden Proben mit einer Bestätigungsmethode zur Identifizierung und Quantifizierung der Substanzen analysiert.

Bei Honigproben werden Tetracycline zusammen mit 50 anderen Antibiotika mittels LC-MSMS untersucht.

Gesetzliche Grundlagen

Verordnung (EU) Nr. 37/2010 der Kommission vom 22. Dezember 2009 über pharmakologisch wirksame Stoffe und ihre Einstufung hinsichtlich der Rückstandshöchstmengen in Lebensmitteln tierischen Ursprungs (ABl. EU Nr. L 15 vom 20.1.2010).

Kontakt

Abteilung Tierarzneimittel, Hormone und Kontaminanten

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Aktualisiert: 10.10.2023