Klimafitte Ernährung

Welche Lebensmittel wir essen und wie diese produziert werden, wirkt sich nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf die Umwelt aus. Lebensmittel werden angebaut, verarbeitet, transportiert, geliefert, zubereitet und manchmal auch weggeworfen. Jeder dieser Schritte verursacht Treibhausgase, die zur Klimaerwärmung und somit zum Klimawandel beitragen. Rund ein Drittel aller vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen sind auf die Lebensmittelproduktion und daraus resultierende Ernährungsweisen zurückzuführen.

Vorwiegend tierische Lebensmittel (insbesondere rotes Fleisch, Milchprodukte, bestimmte Meeresfrüchte) sind mit den höchsten Treibhausgas-Emissionen verbunden. Pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte etc. verbrauchen grundsätzlich weniger Ressourcen (Energie, Wasser, Landnutzung etc.) und verursachen somit weniger Treibhausgase als tierische Lebensmittel. Die Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung kann zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu aktuellen Ernährungsgewohnheiten in den meisten Industrieländern führen. Gleichzeitig ist die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung von großer Bedeutung.

Neben einer deutlichen Senkung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Dickdarmkrebs durch eine pflanzenbetonte bzw. fleischreduzierte Ernährungsweise könnte allein eine Umstellung der vorherrschenden fleischbetonten Ernährungsweise auf eine fleischreduzierte Kost (mit 66 % weniger Fleisch), 28 % der THG-Emissionen pro Jahr in Österreich einsparen. Eine vegetarische bzw. vegane Ernährung könnten sogar noch größere Einsparungen von 48 % bzw. 70 % bewirken.

Tipps für eine klimafitte Ernährung

  • Kaufen Sie frische und vor allem gering verarbeitete pflanzliche Lebensmittel. Diese liefern wichtige Nährstoffe (wie Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und hochwertige Fettsäuren) und kommen der Umwelt zugute.
  • Geben Sie regionalen und saisonalen Produkten den Vorrang gegenüber aus fernen Ländern importierten Lebensmitteln.
  • Bringen Sie mit mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zusätzlich Abwechslung auf den Teller.
  • Bevorzugen Sie pflanzliche Eiweißquellen wie Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Tofu, Tempeh etc. und probieren Sie neue Rezepte aus.
  • Trinken Sie Leitungswasser! Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern kann Österreich seinen Trinkwasserbedarf zur Gänze aus eigenen Vorkommen decken.
  • Hoch verarbeitete Lebensmittel wie z. B. Fertiggerichte, Süßigkeiten oder Knabbereien enthalten meist nicht nur viel Fett, Zucker oder Salz, sondern haben einen hohen Ressourcenverbrauch bei der Herstellung. Konsumieren Sie diese daher nur selten.
  • In Österreich werden am häufigsten Brot, Süß-/Backwaren, Obst und Gemüse weggeworfen. Achten Sie daher auf die richtige Lagerung von Lebensmitteln und verwerten Sie Speisereste.
  • Vermeiden Sie unnötige Verpackungen und nehmen Sie z. B. Ihre eigene Tragetasche zum Einkaufen mit.

Hülsenfrüchte für eine klimafitte Ernährung

Erbsen, Bohnen, Linsen, Sojabohnen sowie Erdnuss, Kichererbse und Lupine sind wichtige pflanzliche Eiweißlieferanten. Botanisch gehören sie zur Familie der Leguminosen; da ihre Samen in Hülsen heranreifen, wird für diese Pflanzen auch der Überbegriff Hülsenfrüchte verwendet. Sie sind vielseitig verwendbar – als Lebensmittel und als Futtermittel.

Hülsenfrüchte kommen ohne Stickstoff-Düngung aus, sie düngen sich sozusagen selbst: Über so genannte Knöllchenbakterien können sie den Stickstoff aus der Luft in ihren Wurzeln binden. Diese Fähigkeit und ihr tiefes Wurzelsystem verbessern die Fruchtbarkeit des Bodens, davon profitieren wiederum andere Kulturpflanzen, die nach ihnen angebaut werden.

Mit den Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, kommen viele Hülsenfrüchte gut zurecht. So nimmt mit steigenden Durchschnittstemperaturen der Linsen-Anbau auch in unseren Breiten zu. Sie wachsen am besten auf kargen, trockenen Böden, wo andere Kulturen nicht mehr gedeihen. Für Erdnüsse und Kichererbsen ist es mittlerweile warm genug bei uns. Sie kommen zudem mit wenig Wasser aus und überstehen längere Trockenperioden problemlos. Gartenbohne und Feuer- oder Käferbohne sind sehr kälte- und frostempfindlich, mildere Temperaturen kommen ihnen zugute.

Anbau in Österreich

Der Ernteertrag von Körnerleguminosen und Ölsaaten betrug 2022 laut Daten der Statistik Austria 473 400 Tonnen. Den Großteil davon macht die Sojabohne aus, deren Anbaufläche und Erträge in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind. Die Anbaufläche hat 2022 ein neues Rekordniveau von 93 700 ha erreicht. 2022 wurden 245 600 Tonnen Sojabohnen geerntet.

In Österreich wurden 2021 auf 407 ha Süßlupinen kultiviert, um 57 % mehr als 2020. Der Großteil davon wird in Niederösterreich und Oberösterreich angebaut. Mit 3.580 ha Linsen, Kichererbsen und Wicken wurden um 631 ha (+21,4 %) mehr angebaut als im Jahr davor, was in erster Linie auf den verstärkten Anbau von Linsen zurückzuführen war.

Landwirtschaftsministerium: Information zu Anbauflächen ausgewählter Hülsenfrüchte

Hülsenfrüchte – vielfältige Kraftpakete in der täglichen Ernährung

Hülsenfrüchte sind Allrounder, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Küche. Dort sind sie ein unverzichtbarer täglicher Bestandteil in der Ernährung. Sie sind eine besonders gute pflanzliche Eiweißquelle – nicht nur in der veganen oder vegetarischen Küche.

Vor allem in der veganen Ernährung ist es wichtig, Hülsenfrüchte mit anderen hochwertigen pflanzlichen Lebensmitteln wie beispielsweise Getreide, Nüssen oder auch Leinsamen, Sonnenblumenkernen oder Sesam zu kombinieren, damit das Eiweiß tatsächlich vom Körper optimal verwertet werden kann. Gute Kombinationsmöglichkeiten wären zum Beispiel Bohnen und Reis, wie in Chili sin Carne, Erbseneintopf und Brot oder Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide wie Pasta mit Linsen-Bolognese.

Durch ihren hohen Ballaststoffanteil sind Hülsenfrüchte wahre Sattmacher. Außerdem sind sie reich an Vitaminen und Mineralstoffen, wie Folsäure und Magnesium.

Sie sind vielseitig einsetzbar – vom Linsensalat bis zum Bohnenkuchen. Mit Ausnahme von Erdnuss und Erbse müssen Hülsenfrüchte vor dem Verzehr gegart werden, da dadurch für den Menschen schädliche Stoffe inaktiviert werden, abhängig von Sorte und Größe zwischen 10 und 120 Minuten.

Durch mehrstündiges Einweichen von getrockneten Hülsenfrüchten in kaltem Wasser im Kühlschrank und die Zugabe von Salz zum Kochwasser verkürzt sich die Kochzeit. Hülsenfrüchte aus Konserven sind bereits vorgegart und können gleich gegessen werden. Zur besseren Verträglichkeit sollte man das Einweichwasser bzw. die Flüssigkeit aus Konserven nicht verwenden.

Die Zugabe von Natron in das Kochwasser verbessert die Verdaulichkeit. Großzügiges Würzen mit Kräutern wie Thymian, Dill oder Bohnenkraut sowie mit Gewürzen wie Fenchel oder Kümmel macht Hülsenfrüchte ebenfalls leichter bekömmlich. Erbsen, Lupine und geschälte Hülsenfrüchte wie rote und gelbe Linsen sind leichter verdaulich.

Hülsenfrüchte sind vielfältig einsetzbar, stammen vermehrt aus regionalem Anbau und sind daher ein wichtiger Baustein einer klimafitten modernen Ernährung.

Digitales Kochbuch „Klimafit & Gesund – Kochen mit Erbsen, Bohnen & Co“

Wir haben gemeinsam mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft ein digitales Kochbuch mit den Lieblingsrezepten mit Hülsenfrüchten der Österreicher und Österreicherinnen ins Leben gerufen. Jeden Monat wurde eine andere Hülsenfrucht auf Facebook vorgestellt und dazu aufgerufen, kreative Rezepte mit Hülsenfrüchten einzusenden. Die eingereichten Rezepte haben wir gemeinsam mit der HBLA Sitzenberg nachgekocht, Tipps und Tricks für die Zubereitung gesammelt und Fotos der Speisen angefertigt. All diese Informationen finden Sie in unserem Kochbuch zum Download.

Klimafit & Gesund - Kochen mit Bohnen, Erbsen & Co

Unsere Forschung zu Hülsenfrüchten und Klimawandel-Anpassung

Um den Anbau von Hülsenfrüchten in Österreich zu fördern, forschen wir zu unterschiedlichen Fragestellungen: So haben wir an der Entwicklung von trockenheits- und hitzetoleranteren Käferbohnensorten gearbeitet, um zukünftige Ernteerträge auch unter veränderten Klimabedingungen zu sichern. Nanoviren können die komplette Ernte von Hülsenfrüchten ruinieren. Eines unserer Forschungsprojekte hat sich daher mit der Verbreitung von Nanoviren in Leguminosen befasst, um künftige Strategien gegen das Virus zu entwickeln.

Hülsenfrucht des Monats

Aktualisiert: 13.03.2024