Kleiner Kohltriebrüssler und Kohlschotenrüssler

Ceutorhynchus pallidactylus, Ceutorhynchus assimilis

Steckbrief

Der Kleine Kohltriebrüssler und der Kohlschotenrüssler gehören zur Familie der Rüsselkäfer. Die Larven sowie die adulten Käfer befallen zahlreiche Pflanzen aus der Familie der Kreuzblütler und können durch ihre Fraßtätigkeit hohe Ertragsverluste verursachen.

Aussehen

Der Kopf des nur 2-3 mm messenden Kleinen Kohltriebrüsslers (Ceutorhynchus pallidactylus) ist, wie für Rüsselkäfer typisch, rüsselförmig verlängert und trägt gekniete, siebengliedrige Fühler. Seine dunkelbraune Körperoberfläche ist stark verhärtet (sklerotisiert) und von bräunlichen Schuppenhaaren in verschiedenen Farbtönen unregelmäßig bedeckt. Dadurch entsteht das grau-gefleckte Aussehen, weshalb er auch den deutschen Namen Gefleckter Kohltriebrüssler trägt. Durch das Vorhandensein eines gelbbraunen Fleckes hinter dem Halsschild sowie durch rotbraune Fußglieder lässt er sich gut von anderen Arten, wie dem nahverwandten Rapsstängelrüssler, unterscheiden. 

Die bis zu 5 mm langen Larven sind weißlich gefärbt, tragen eine hellbraune Kopfkapsel und sind beinlos. 

Der Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis) ist etwa so groß wie der Kleine Kohltriebrüssler, erscheint durch feine weiße Schuppenhaare ebenfalls grau, weist aber eine zarte Mittellinie am Halsschild auf. 

Biologie

Es gibt mehrere Arten von Rüsselkäfern, deren Larven an verschiedensten Kreuzblütlern leben. Am häufigsten anzutreffen ist der Kleine Kohltriebrüssler.

Daneben kommt auch noch der Große Kohltriebrüssler oder Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi), der Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis) und der Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma) vor. Vereinzelt wird ebenso der Schwarze Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus picitarsis) erwähnt.  Die Lebensweise dieser Arten ist ähnlich und sie bilden pro Jahr nur eine Generation aus.

Kleiner Kohltriebrüssler

Die erwachsenen Käfer überwintern an geschützten Stellen, wie in der Bodenstreu von Gebüschen, Waldrändern oder Hecken. Sobald im März die Lufttemperatur 12 °C übersteigt, beginnen die Weibchen zu fliegen und ihre Wirtspflanzen aufzusuchen. Nach einem etwa zehntägigen Reifungsfraß werden zur Eiablage Löcher in den stängelnahen Bereich von Blattrippen genagt. Im Anschluss daran werden jeweils drei bis vier Eier in jede dieser Höhlungen abgelegt. Danach verheilt das Gewebe wieder. Die durchsichtigen Eier sind völlig im Blattgewebe verborgen. Jedes Weibchen legt auf diese Weise durchschnittlich 150 Eier.

Nach ca. sechs Tagen schlüpfen die Larven und beginnen im Inneren der Stängel zu fressen. Dabei legen sie Fraßgänge an, in denen sie sich langsam Richtung Boden vorarbeiten. Die Larven verlassen ihre Wirtspflanze und verpuppen sich in einer kleinen, selbst gegrabenen Erdhöhle. Noch im Juni des gleichen Jahres schlüpfen daraus Käfer, die sich aber erst im nächsten Jahr fortpflanzen. Während sich die Hauptmasse der Rüsselkäferlarven im zeitigen Frühjahr an Raps entwickelt, können Nachzügler etwas später im Jahr an Kohlgemüse, Radieschen oder Kren gefunden werden.

Kohlschotenrüssler

Diese Rüsselkäferart fliegt erst ab der Blütezeit von Raps. Er legt nach einem Reifungsfraß die Eier in die Schoten von Kreuzblütlern ab. Die Larven fressen an den Samen und bohren sich nach ihrer Entwicklung aus der Schotenwand aus, um sich im Erdreich zu verpuppen. Nach dem Schlupf im Sommer fressen die Käfer an blühenden Kreuzblütlern, bevor sie ihre Winterquartiere aufsuchen. Der Kohlschotenrüssler begünstigt den Befall durch die Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae).

Großer Kohltriebrüssler

Im Gegensatz dazu fliegt der Großer Kohltriebrüssler einige Tage früher und legt jeweils ein Ei in jedes Fraßloch im Stängel seiner Wirtspflanze, nicht in die Blattstiele. Bei der Eiablage sondert jedes Weibchen einen Stoff ab, der das Pflanzengewebe zu Gewebswucherungen anregt. Die Käfer schlüpfen erst nach der Überwinterung und nicht bereits im Frühsommer.

Kohlgallenrüssler

Die Larven des Kohlgallenrüsslers leben anders als seine verwandten Arten im Wurzelhals oder an der Hauptwurzel junger Pflanzen in erbsengroßen Wucherungen (Gallen). Meist überwintert hier der Käfer, um im Frühjahr nach einem Reifungsfraß die Eier abzulegen. Es soll aber auch vorkommen, dass die Weibchen noch im Herbst Eier ablegen, sodass die Larven in ihren Gallen überwintern. 

Schwarzer Kohltriebrüssler

Der Schwarze Kohltriebrüssler beginnt mit der Eiablage bereits im Herbst. Die Schäden an den Pflanzen werden durch die Larven bereits über die Wintermonate verursacht.

Schadsymptome

Die Fraßgänge der Larven des Kleinen Kohltriebrüsslers werden im April und Mai in den Blattstielen und Stängeln von Kohlgemüse, selten auch in der Knolle von Radieschen gefunden. Im Juni findet man die erwachsenen Käfer häufig an jungen, noch offenliegenden Herzblättern oder auch an den Blattrippen älterer Blätter, wo sie grubenförmige Fraßlöcher verursachen. Die vom Kohlschotenrüssler geschädigten Schoten weisen helle Flecken und stecknadelkopfgroße Ausbohrlöcher auf. 

Ertragsverluste durch diese Rüsselkäfer können je nach Käferart und Zustand des Bestandes 20-30 % betragen. Besonders an Kohlsamenträgern kann es nach dem Auspflanzen im Frühjahr zu starken Schäden kommen. Die Einstichstelle durch die Eiablage sowie das Ausbohrloch der Larven können zudem anderen Schaderregern wie Pilzen oder Bakterien als Eintrittspforten in die Pflanze dienen. 

Wirtspflanzen

Kohltrieb-/Kohlschotenrüssler fressen an verschiedensten Arten von Kreuzblütlern (Raps, Kohlarten, Senf, Rettich, Rübsen, Radieschen, Gartenkresse, uvm.). Welche davon befallen werden, hängt jedoch in erster Linie von deren Verfügbarkeit ab: beispielsweise sind im zeitigen Frühjahr nach der Überwinterung hauptsächlich Winterraps und Kohlsamenträger vorhanden. Pflanzen wie beispielsweise Kohlgemüse, Kren oder Radieschen werden hingegen erst später durch „Nachzügler“ befallen.

Verbreitung

Kohltriebrüssler und Kohlschotenrüssler sind in allen Anbaugebieten von Raps, Kohlgemüse und Kren Österreichs weit verbreitet und wechselnd häufig anzutreffen. 

Wirtschaftliche Bedeutung

Durch die Fraßtätigkeit können Ertragsverluste von bis zu 20-30 % auftreten. Besonders betroffen ist Kohlgemüse in der Umgebung von Rapsfeldern, auf denen sich die Käfer zuvor massenhaft entwickelt hatten, da sie hier noch beträchtliche Schäden anrichten können, bevor sie ihre Überwinterungsplätze aufsuchen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Eine chemische Bekämpfung der erwachsenen Käfer ist mit Mitteln gegen den Großen und Gefleckten Kohltriebrüssler/Rapsstängelrüssler/Kohlschotenrüssler oder beißende Insekten möglich (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
  • Der beste Applikationszeitpunkt liegt im zeitigen Frühjahr sobald die ersten Käfer fliegen, aber noch keine Eier abgelegt haben. Eier oder Larven in den Rapsstängeln sind sehr gut geschützt und chemisch nicht bekämpfbar. Erfolgt die Behandlung zu früh, muss unter Umständen eine zweite Behandlung durchgeführt werden.
  • Gelbfangschalen oder gelbe Leimtafeln dienen der Ermittlung des Flugbeginns der Käfer:
    • An Feldrändern und im Bestand aufstellen und täglich auf Käfer kontrollieren.
    • Empfohlen wird die Zugabe von einigen Tropfen Spülmittel und Spiritus – dadurch wird das Frieren in kalten Nächten verringert.
    • Schwellenwerte für Spritzmaßnahmen beachten.
  • Kohlgemüse vorbeugend möglichst weit getrennt von Raps anbauen und späteren Anbauzeitpunkt wählen um der Flugperiode der Käfer auszuweichen. 
  • Beim Auspflanzen von Samenträgern im zeitigen Frühjahr hat sich das Umhüllen mit engmaschigem Fliegengitter oder Vlies bewährt, welches den Zuflug der Käfer verhindert.
  • Anbau frühschossender Rapssorten. 
  • Förderung der Rapsentwicklung im Jugendstadium.

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Aktualisiert: 14.01.2022