Stechmückenmonitoring am Flughafen Wien-Schwechat
In den vergangenen Jahrzehnten sind gebietsfremde Stechmückenarten in Europa vermehrt in Erscheinung getreten. Vor allem durch den globalen Gütertransport werden Stechmücken passiv in neue Gebiete gebracht. Falls dort passende klimatische Bedingungen herrschen, können sich in diesen Gebieten neue Populationen etablieren. Diese eingeschleppten Stechmückenarten stellen eine potentielle Gefahr dar, da sie auch exotische Krankheitserreger mit sich bringen können.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Diese Art ist ein potentieller Vektor für über 20 verschiedene Krankheitserreger wie z. B. Chikungunya Virus, Dengue Virus, Dirofilaria. Die Tigermücke ist zudem sehr anpassungsfähig und hat sich zunehmend in Europa ausgebreitet: In Italien, der Schweiz und in Slowenien bestehen bereits etablierte Populationen. Auch in Österreich haben wir die Tigermücke nachgewiesen: Im Jahr 2012 in Tirol und dem Burgenland, im Jahr 2016 und 2017 in Tirol. Es ist derzeit noch ungeklärt, ob hier die Asiatische Tigermücke wiederholt eingeschleppt wurde, oder ob sich in diesen Gebieten bereits stabile Populationen gebildet haben. Im Jahr 2020 haben wir diese Art zum ersten Mal in Wien nachgewiesen und 2021 erstmals in Graz.
Methode
Wir haben am Flughafen Schwechat 23 Stechmücken-Fallen aufgestellt (u. a. Fracht- und Passagierbereich entlang des Flugfelds, Cargo Center).
Um erwachsene Stechmücken zu fangen verwenden wir zwei Fallen, die mittels Kohlendioxid (CO2) und eines Duftstoffes die Stechmücken anlocken.
21 so genannte Ovitraps („Eigelegefallen“) stellen künstliche Brutplätze dar und sollen Weibchen containerbrütender Arten der Gattung Aedes dazu anregen, ihre Eier in eben diese Fallen abzulegen.
Die erwachsenen Stechmücken und die Eier wurden anhand morphologischer Merkmale bestimmt bzw. wurde eine genetische Artbestimmung mittels Ganzgenomsequenzierung durchgeführt.
Ergebnisse
Im Jahr 2021 haben wir erstmals am Flughafen Wien-Schwechat Eier der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) nachgewiesen. Wir haben zwei Eigelege nachgewiesen, wobei zwischen diesen Funden sieben Wochen lagen: Dieser Zeitraum liegt deutlich über der mittleren Lebenserwartung von weiblichen Asiatischen Tigermücken, die zwei bis drei Wochen beträgt. Vermutlich konnten sich hier (kurzzeitig) Tigermücken vermehren; jedoch kann auch ein zweites Eintragungsereignis nicht ausgeschlossen werden. Der Fundort lässt eine Einschleppung über den Flugverkehr vermuten.
Durch dieses Monitoring-Projekt wurde das Auftreten dieser gebietsfremden Arten am Flughafen frühzeitig erkannt. Dadurch können rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Daten werden zudem herangezogen, österreichweit die räumlichen und zeitlichen Veränderungen im Auftreten gebietsfremder Stechmückenarten zu erfassen.
Das Stechmückenmonitoring am Flughafen Wien-Schwechat wird in Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt.
Stechmückenmonitoring am Flughafen Wien-Schwechat: Jahresbericht 2021
Aktualisiert: 24.03.2022