Folge 008 – Mission Possible: Die Genbank als Arche der Pflanzenvielfalt
Klimawandel, Wetterextreme und Dürren sind im Risikobarometer der AGES immer unter den Top-Sorgen der Österreicherinnen und Österreicher. Gerade jetzt wo es in ganz Europa wieder brennend heiß ist, angesichts von Biodiversitätsverlust und Naturkatastrophen, die die Vielfalt unserer heimischen Pflanzenwelt bedrohen, ist es wichtig, die Eigenschaften von agrarischen Nutzpflanzen, von Heil- und Gewürzkräutern zu erhalten. Unsere Expertin Sylvia Vogl ist die Kuratorin der größten Genbank Österreichs der AGES in Linz. In unserem Podcast spricht die Botanikerin mit Tiroler Wurzeln, Kräuterwissen im Blut und einem Faible für Meisterwurz und Wachtelweizen über Ihre Mission: die Bewahrung der pflanzengenetischen Vielfalt für kommende Generationen.
"Es ist etwas besonderes, wenn man sieht, wie sich hier die ganze Welt an einem Ort zu einer Mission vereint, um die Zukunft der Ernährung zu sichern.“ – Sylvia Vogl, AGES Genbank.
Während der „Mission Impossible“-Film in Spitzbergen gedreht wurde, bringt Pflanzenliebhaberin Sylvia Vogl echte Saatgut-Schätze aus der AGES Genbank in den arktischen Tresor für die Zukunft der Ernährung, den Global Seed Vault auf Svalbard. Dreimal im Jahr öffnet der weltweite Saatgut-Tresor seine Türen, um Samenmuster aus aller Welt in der Arktis einzulagern. Was wir lernen: Genbanken sind keine Museen, sondern lebendige Archive voll Wissen, Hoffnung und Zukunft für die Pflanzenzüchtung. Katastrophensicher, eisgekühlt, abgelegen sind dort mittlerweile rund 1,5 Millionen Pflanzensamen aus aller Welt im Permafrost eingelagert.
Die österreichische Genbank ist eingebunden in ein internationales Netzwerk – lokal verwurzelt, global vernetzt: Österreich hat zum jetzigen Zeitpunkt 2.363 Samenmuster im Global Seed Vault eingelagert. 2014 sind Medizinal- und Aromapflanzen versendet worden. Mit der zweiten Einlagerung 2021 wurden Nutz- und Kulturpflanzen wie Weizen, Gersten, Bohnen geschickt. Und 2025 ist die dritte österreichische Lieferung mit Schlägler Roggen, Otterbacher Gerste, Mühlviertler Mohn und Sojabohnen persönlich überbracht worden. In Österreich kümmern sich unsere Expert:innen gemeinsam mit 12 weiteren Institutionen um den Erhalt pflanzengenetischer Ressourcen.
Die Genbank in Linz ist mit über 5.500 Mustern - davon 4.456 Nutz- und Kulturpflanzen, 1.042 Medizinal- und Aromapflanzen – die größte Sammlung für Getreide, Bohnen, Heil- und Wildkräuter. Zu ihren Aufgaben zählt, die jährlich zirka 100 neuen Pflanzensamenmuster zu sammeln und zu beschreiben. 200 bis 300 Muster werden für die Erhaltung und Vermehrung angebaut und zirka 2.500 Untersuchungen durchgeführt. Weiters organisieren sie das Datenmanagement und die kostenlose Weitergabe von Samenmaterial für die Forschung und Züchtung.
Die Genbank rettet, was sonst verloren ginge. 50 bis 100 landwirtschaftliche Sorten werden jährlich von der Österreichischen Sortenliste gelöscht und eingelagert. Die alten Landsorten finden dank der Genbank Wiederverwendung in der Praxis für Biodiversitätsflächen, Bäckereien oder regionale Bierbrauereien. Das pflanzengenetische Wissens-Backup für Landwirtschaft und Ernährung in Österreich ist keine Science-Fiction, sondern echte Zukunftsvorsorge. Die pflanzengenetischen Ressourcen sind entscheidend für die Versorgung mit Nahrungsmitteln, sie sind das Rohmaterial für Pflanzenzüchter und Wissenschafter, um neue klimafitte Pflanzensorten zu entwickeln.
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Aktualisiert: 11.02.2025