Kategorie | ATCvet Code |
---|---|
AB zur intestinalen Anwendung | QA07AA, QA07AB |
AB zur intrauterinen Anwendung | QG01AA, QG01AE, QG01BA, QG01BE, QG51AA, QG51AG |
AB zur systemischen Anwendung | QJ01 |
AB zur intramammären Anwendung | QJ51 |
Antiparasitika | QP51AG |
Antibiotika-Vertriebs- und Abgabemengen in der Veterinärmedizin 2024
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Legende:


Zusammenfassung
Um den Zusammenhang zwischen Antibiotikaresistenzen und –einsatz besser verstehen zu können, sind Daten in guter Qualität unerlässlich. Hersteller, Zulassungsinhaber (Depositeure) und Arzneimittel-Großhändler müssen den Vertrieb von Tierarzneimitteln mit antimikrobiellen Substanzen melden. Zusätzlich melden hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte die Antibiotikamengen, die an landwirtschaftliche Betriebe abgegeben werden. Die rechtliche Grundlage für die Erfassung dieser Daten ist die Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-Verordnung.
Im vorliegenden Bericht werden die Vertriebs- und Abgabemengen des Jahres 2024 von in der Veterinärmedizin für Nutztiere zugelassenen Antibiotika dargestellt und mit den Vorjahren verglichen. Die Gesamtvertriebsmenge an antimikrobiell wirksamen Substanzen für Nutztiere hat im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 % zugenommen und liegt im Jahr 2024 bei 34,56 Tonnen. Die Vertriebsmenge der von der WHO als “Antibiotika von allerhöchster Bedeutung für die Humanmedizin” eingestuften Antibiotika hat seit dem Vorjahr um 5 % von 4 auf 4,19 Tonnen zugenommen. Diese Wirkstoffgruppen haben über die Jahre einen relativ konstanten Anteil von rund 12 % an der Gesamtmenge.
Generell zeigen die Vertriebsmengen der letzten Jahre Schwankungen. Diese lassen sich einerseits auf die Verfügbarkeit einiger Tierarzneimittel zurückführen und andererseits auf den Auf- und Abbau von Lagerbeständen. Die zugrundeliegende Tierpopulation weist über die letzten Jahre nur geringfügige Änderungen auf, weswegen die Änderungen in der Vertriebsmenge nicht durch geringere bzw. höhere Tierzahlen erklärbar sind.
Hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte geben im Rahmen ihrer Abgabemeldung die Tierart an, für welche das Antibiotikum abgegeben wurde. Dadurch lassen sich die Abgabemengen antimikrobiell wirksamer Substanzen den Tierarten zuordnen. Um die Abgabemengen der unterschiedlichen Tierarten miteinander vergleichen zu können, müssen diese auf Basis der jeweiligen Tierpopulation normiert werden. Dazu hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Normierungsfaktor PCU eingeführt. Dieser ist ein technisches Maß und bezieht sich auf ein Kilogramm Körpergewicht. Daraus resultieren normierte Werte beim Schwein von 58,1 mg/PCU (+3,6 mg/PCU im Vergleich zum Vorjahr), beim Rind von 17,2 mg/PCU (+0,9 mg/PCU im Vergleich zum Vorjahr) und beim Geflügel von 19 mg/PCU (-0,5 mg/PCU). Diese Zahlen sind noch mit einer größeren Unsicherheit behaftet, da im Rahmen der verpflichtenden Abgabemengenerhebung keine direkt angewandten Antibiotika erfasst werden.
1 Rechtliche Grundlagen
In Österreich bietet die Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-Verordnung (BGBl. II Nr. 83/2014, zuletzt geändert durch BGBl. II Nr. 127/2022) die rechtliche Basis für ein System zur Erfassung des Vertriebs und Verbrauchs von Antibiotika im Veterinärbereich. Gemäß §4(2) hat die AGES die Aufgabe, einen Bericht über die Auswertung der Daten zu erstellen und über das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zu veröffentlichen.
Im vorliegenden Bericht werden die Vertriebs- und Abgabemengen von Antibiotika dargestellt, die in den Jahren 2020 bis 2024 in der Veterinärmedizin für Nutztiere zugelassen waren.
Ergänzend zur nationalen Verordnung gilt in der EU seit dem 28. Januar 2022 das neue Tierarzneimittelrecht (Verordnung (EU) 2019/6). In Kombination mit den delegierten Verordnungen (EU) 2021/578 und VO (EU) 2021/1248, die auf Grundlage des Artikel 57 erlassen wurden, legt es die Anforderungen zur Erhebung von Daten über jene antimikrobiell wirksame Arzneimittel fest, die in der Veterinärmedizin zur Anwendung kommen.
2 Daten und Methode
Vertriebsmengen
Die Daten des Vertriebs von Antibiotika enthaltenden Tierarzneimitteln werden seit 2014 von den Herstellern, Zulassungsinhabern (Depositeuren) und Arzneimittel-Großhändlern elektronisch in die Datenbank der Medizinmarktaufsicht der AGES gemeldet (weiterführende Informationen zur Meldung der Daten). Die gemeldeten Daten beinhalten u.a. die Zulassungsnummer und die Anzahl an verkauften Packungen je hausapothekenführende Tierärztin und -arzt.
Aus diesen Daten wird die insgesamt verkaufte Menge an Wirksubstanz in Tonnen berechnet.
Abgabe- und Anwendungsmengen
Zusätzlich zu den Vertriebsmengen müssen hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte seit 2016 gemäß der Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-VO ihre Daten über die Abgabe von Antibiotika zur Anwendung an Nutztieren (ausgenommen Pferde, siehe Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-VO §7(2)) für das jeweils vorangegangene Jahr entweder selbstständig oder über anerkannte Meldestellen elektronisch im AGES eService hochladen. Für eine vollständige Darstellung sind auch Daten zu den direkt am Tier angewendeten Tierarzneimitteln (Anwendungsdaten) erforderlich. Diese können erstmals für das Jahr 2023 analog zu den Abgabedaten gemeldet werden. Diese Daten beinhalten unter anderem auch die Information über die Tier- und Nutzungsart. Damit ist es möglich, die Menge der antimikrobiell wirksamen Substanzen einzelnen Tierarten zuzuordnen. Aus Gründen der Vergleichbarkeit werden zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur die Abgabemengen analysiert. Die im aktuellen Jahr 2024 gemeldeten Anwendungen sind im Kapitel Anwendungsdaten dargestellt.
ATCvet Kategorien
Zur Klassifikation der Wirksubstanzen wird in Analogie zu dem in der Humanmedizin verwendeten anatomisch-therapeutisch-chemischen (ATC) Klassifikationssystem, das ATCvet-System (World Health Organization Collaborating Centre for Drug Statistics Methodology, o. J.) herangezogen. Die Tierarzneimittel, deren Vertriebs- und Abgabedaten verpflichtend gemeldet werden müssen, sind in Tabelle 1 aufgeführt. Antiparasitika mit dem ATCvet Code “QP51AG” waren im Auswertezeitraum in Österreich keine zugelassen und scheinen daher nicht in den Auswertungen auf.
Für jene Antibiotika, die in internationalen Einheiten angegeben sind, wurden von der EMA Umrechnungsfaktoren bereitgestellt (European Medicines Agency 2024).
Die Auswertungen wurden mit der Programmiersprache R (R Core Team 2024) erstellt.
3 Ergebnisse der Vertriebsmengenerhebung
3.1 Gesamtergebnis
Im Vergleich zum Jahr 2023 kam es 2024 zu einer Zunahme der verkauften Gesamtmenge um 2,1 Tonnen. Das entspricht einer relativen Zunahme von 6,5 %, siehe Abbildung 1.
Verkaufte Mengen in Tonnen
Nach wie vor werden mit über 93 % mengenmäßig am meisten Antibiotika für die systemische Anwendung (QJ01) verkauft. In Abbildung 2 ist die verkaufte Menge auf Basis des in der Fachinformation angegeben ATCvet Codes (siehe Tabelle 1) dargestellt.
Verkaufte Mengen in Tonnen nach ATCvet Level 2
Die Vertriebsmengen der Antibiotika für die systemische Anwendung (ATCvet QJ01) haben im Vergleich zu 2023 um 2,23 Tonnen zugenommen. Die größten Zunahmen sind bei den Penicillinen (+1,41 Tonnen), Tetrazyklinen (+0,45 Tonnen) und Makroliden (+0,33 Tonnen) zu verzeichnen. Hinsichtlich der Anwendungsform ist bei den oral anzuwendenden Antibiotika eine größere Zunahme (+1,7 Tonnen) zu verzeichnen. Im Vergleich zu 2023 gab es 2024 bei den intestinal anzuwendenden Antibiotika (ATCvet QA07) eine Abnahme der verkauften Mengen. Die Gesamtmengen intramammär applizierten Antibiotika (ATCvet QJ51) haben im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen, wobei es für Gruppe der sonstigen Präparaten, die während der Laktation zur Anwendung kommen eine leichte Zunahme, und für Trockensteller ein Abnahme gibt. Die Vertriebsmengen der Antibiotika zur intrauterinen Anwendung (ATCvet QG01, QG51) weisen keine Änderungen gegenüber dem Vorjahr auf. Details zu den verkauften Mengen nach ATCvet Level 2 sind in den Tabellen Tabelle 11, Tabelle 13, Tabelle 14 und Tabelle 15 im Anhang zu finden.
Betrachtet man die Art der Anwendung (siehe Abbildung 3), so liegen die oral anzuwendenden Präparate (Pulver, Tabletten und Pasten) zur Behandlung von Einzeltieren oder Gruppen von Tieren mit 27,38 Tonnen (79,2 % der gesamten Vertriebsmenge) auch im Jahr 2024 weit vor den anderen Anwendungsformen. Die parenteral anzuwendenden Präparate liegen mit 5,51 Tonnen (15,9 %) an zweiter Stelle, gefolgt von der Gruppe der intramammären Anwendungen (0,91 Tonnen bzw. 2,6 %), zu denen auch die Trockensteller zugeordnet wurden. Die oral zur Bestandsbehandlung eingesetzten Fütterungsarzneimittel-Vormischungen (Prämix) machen mengenmäßig 0,66 Tonnen (1,9 %) aus.
Verkaufte Mengen in Tonnen nach Anwendungsform
Bei den Vertriebsmengen getrennt nach Wirkstoffgruppen (siehe Abbildung 4) ist nach wie vor Tetrazyklin mit 15,7 Tonnen (45,4 % der gesamten Vertriebsmenge) an erster Stelle, gefolgt von den Penicillinen mit erweitertem Spektrum mit 6,5 Tonnen (18,8 %), den Sulfonamiden mit 3,2 Tonnen (9,2 %) und den Makroliden mit 2,7 Tonnen (7,8 %). Die stärksten Zunahmen sind bei den Penicillinen mit erweitertem Spektrum (+1,38 Tonnen), Tetrazyklinen (+0,45 Tonnen) und Makrolide (+0,33 Tonnen) zu verzeichnen. Die Einteilung der Wirkstoffe zu Wirkstoffgruppen erfolgte analog zu den Vorgaben der EMA (European Medicines Agency 2023). Zur Gruppe “andere Antibiotika” zählen dabei u.a. “Rifaximin” und “Spectinomycin”.
Auswertungen zu den Wirkstoffgruppen der Makrolide, Fluorchinolone, 3. und 4. Generation Cephalosporine und Polymyxine, welche von der WHO auf Grund ihres Status als sogenannte Antibiotika von allerhöchster Bedeutung für die Humanmedizin eingestuft sind, werden auch gesondert in Kapitel Antibiotika von allerhöchster Bedeutung für die Humanmedizin dargestellt.
Verkaufte Mengen in Tonnen nach Wirkstoffgruppen
3.2 Antibiotika von allerhöchster Bedeutung für die Humanmedizin
Die Wirkstoffgruppen Makrolide, Fluorchinolone, 3. und 4. Generation Cephalosporine und auch die Gruppe der Polymyxine (u.a. Colistin) werden von der WHO auf Grund ihres Status als sogenannte Antibiotika von allerhöchster Bedeutung für die Humanmedizin (engl.: Highest Priority Critically Important Antimicrobials (HPCIA)) eingestuft (WHO Advisory Group on Integrated Surveillance of Antimicrobial Resistance und World Health Organization 2017). Die WHO zählt auch 5. Generation Cephalosporine, Ketolide und Glykopeptide zu den HPCIA; diese weisen jedoch keine Verkaufsmengen auf. Die zwischen 2020 und 2024 verkauften Mengen dieser Wirkstoffgruppen sind in Abbildung 5 dargestellt. 2024 hat es hier vor allem bei den Makroliden eine Zunahme gegeben, bei den restlichen Wirkstoffen konnte eine leichte Abnahme im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden.
Verkaufte Mengen der Antibiotika von allerhöchster Bedeutung für die Humanmedizin (HPCIA) getrennt nach Wirkstoffgruppe
Neben der oben genannten Klassifizierung durch die WHO hat die EMA Arbeitsgruppe AMEG (Antimicrobial Advice Ad Hoc Expert Group) eine neue Kategorisierung antimikrobieller Wirkstoffe - auf Grundlage möglicher Folgen für die öffentliche Gesundheit - in vier Gruppen vorgenommen (European Medicines Agency, Committee for Medicinal Products for Veterinary use (CVMP), Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) 2019):
- Kategorie A: Vermeiden – Antibiotika, die weitestgehend vermieden werden sollen. Sie dürfen nur in Ausahmefällen und nur bei Haustieren angewendet werden.
- Kategorie B: Einschränken – Antibiotika, deren Einsatz sehr restriktiv erfolgen sollte, da sie kritisch für die Anwendung in der Humanmedizin sind.
- Kategorie C: Vorsicht – Antibiotika, die nur angewendet werden sollten, sofern keine klinisch wirksamen Antibiotika aus Kategorie D verfügbar sind. Es gibt dafür in der Humanmedizin Alternativen.
- Kategorie D: Sorgfalt – Antibiotika, die als vorrangige Wahl verwendet werden sollten. Anwendung sollte sorgfältig erwogen werden.
Die Ergebnisse der Verkaufsmengen sind in Abbildung 6 zu sehen, wobei die Gruppe A in Österreich nicht vorkommt.
Verkaufte Mengen getrennt nach EMA AMEG Kategorisierung
3.3 Normierte Vertriebsmengen
In den bisherigen Kapiteln wurden nur die erhobenen Vertriebsmengen der letzten Jahre miteinander verglichen. Es wurde dabei keine Normierung auf Basis der jeweilig gehaltenen Tiere (Tierpopulationen je Jahr) durchgeführt. Um die unterschiedlichen Tierdemografien der Länder zu berücksichtigen und somit eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen, wurde im Rahmen des EMA Projektes “European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption (ESVAC)” die Population Correction Unit (PCU) definiert, welche aus Bestands- und Schlachtdaten, sowie Importen und Exporten berechnet wird. Weitere Informationen zur Berechnung der PCU sind in Appendix 2 des Berichts “Trends in the sales of veterinary antimicrobial agents in nine European countries: 2005-2009” (European Medicines Agency 2011) zu finden.
Die Einheit mg/PCU ist eine technische Größe, um Mengen unterschiedlicher Tierarten, Staaten oder Jahre miteinander vergleichen zu können; dabei entspricht 1 PCU = 1 kg.
Dieser Normierungsfaktor weist für Österreich über die letzten Jahre nur geringfügige Schwankungen auf, Abbildung 11 im Anhang zeigt die PCU je Tierart getrennt nach Jahren. Das bedeutet, dass die Änderungen in den Mengen in der Regel nicht durch höhere bzw. geringere Tierzahlen der jeweiligen Jahre zu erklären sind. In Abbildung 7 sind die Vertriebsmengen normiert auf Basis der PCU dargestellt. Dabei ist 2024 eine Erhöhung von 2,4 mg/PCU (6,9 % höher im Vergleich zum Vorjahr) zu erkennen.
In der Farm to Fork Strategie der Europäischen Union (European Union 2020) wurde das Ziel festgehalten, die Vertriebsmengen der Antibiotika, welche für Lebensmittelliefernde Nutztiere zugelassen sind, bis zum Jahr 2030 um 50 % im Vergleich zu 2018 zu senken. Der aktuelle Fortschritt für Österreich ist in Abbildung 8 zu sehen.
3.4 Vertriebsmengen im Heimtierbereich
Die bisher vorgestellten Vertriebsmengen beinhalten ausschließlich jene Tierarzneimittel, die zumindest für eine Nutztierart (oder Pferde) zugelassen sind. In der Vertriebsmengenmeldung werden aber alle Tierarzneimittel mit antimikrobiellen Wirkstoffen gemeldet, also auch solche, die nur für Heimtiere (Hunde, Katzen, etc.) zugelassen sind. Die Mengen der letzten Jahre für diese Mittel sind in Tabelle 2 aufgelistet und liegen zwischen 0,51 und 0,67 Tonnen.
Jahr | Vertriebsmenge | Differenz (absolut) | Differenz (relativ) |
---|---|---|---|
2020 | 0,51 | - | - |
2021 | 0,61 | 0,10 | 18,78 % |
2022 | 0,55 | -0,06 | -9,07 % |
2023 | 0,57 | 0,02 | 3,43 % |
2024 | 0,67 | 0,10 | 17,22 % |
3.5 Aus anderen Mitgliedsstaaten eingeführte antimikrobielle Tierarzneimittel
Vertriebsmengen eingeführter Tierarzneimittel mit antimikrobiellen Wirkstoffen wurden in den bisherigen Berichten nicht berücksichtigt, da es sich hierbei nicht um in Österreich zugelassene Tierarzneimittel handelt. Tierarzneimittel, welche in anderen EU/EWR Staaten zugelassen sind, können aber von hausapothekenführenden Tierärztinnen und -ärzten entsprechend der Voraussetzung des Arzneiwareneinfuhrgesetzes (AWEG) eingeführt werden und müssen entsprechend gemeldet werden. (Weiterführende Informationen zur AWE)
Bei der Meldung der Daten an die EMA müssen die Mengen von aus anderen EU/EWR Staaten eingeführten antimikrobiellen Arzneimitteln berücksichtigt werden (Artikel 6 der Delegierten VO (EU) 2021/578).
Die Wirkstoffmenge dieser im Jahr 2024 nach Österreich eingeführten antimikrobiellen Arzneimitteln betrug 1,2 Tonnen und machte somit rund 3,3 % der Gesamtmenge aus. Eingeführte Antibiotika sind vorrangig Präparate für die orale Anwendung. Dabei wurden für Rinder rund 0,6 Tonnen, für Geflügel rund 0,4 Tonnen und für Schweine rund 0,1 Tonnen eingeführt. Bei Geflügel machte der Anteil der eingeführten AB an den insgesamt verwendeten im Jahr 2024 rund 18 % aus.
4 Ergebnisse der Abgabemengenerhebung
In Österreich waren im Jahr 2024 1758 Tierärztliche Hausapotheken (HAPO) gemeldet, davon haben 1559 im Jahr 2024 auch Antibiotika bezogen, wobei 95 % der Antibiotika an 335 HAPO (rund 20 %) verkauft wurden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 80 % der HAPO nur 5 % der Gesamtmenge beziehen.
In der Abgabemeldung müssen hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte angeben, welche Antibiotika, in welcher Menge an welche landwirtschaftlichen Betriebe abgegeben wurden. Dieser Meldeverpflichtung sind insgesamt 538 von 1758 HAPO für das Meldejahr 2024 nachgekommen.
Um die Vollständigkeit der Abgabedaten überprüfen zu können, müssen hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte, die zu keiner Abgabemeldung nach Veterinär-Antibiotika-MengenströmeVO §7(2) verpflichtet sind, eine sogenannte Abgabe-Leermeldung tätigen (siehe Veterinär-Antibiotika-MengenströmeVO §7(3)). Eine solche haben heuer 1020 HAPO durchgeführt. Von den erwähnten 335 HAPO (Top 95 %) haben 319 im Jahr 2024 eine Abgabemeldung bzw. Abgabe-Leermeldung gemacht.
Insgesamt wurden im Jahr 2024 rund 27,9 Tonnen an landwirtschaftliche Betriebe abgegebenen Antibiotika gemeldet. Die Differenz von circa 6,6 Tonnen (19,1%) zur Meldung der Hersteller, Depositeure und Arzneimittel-Großhändler kann unterschiedliche Ursachen haben, etwa der Anwendung durch Tierärztin oder -arzt, Abgabe an nichtmeldepflichtige Tierarten, Lageraufbau oder Nichtmeldungen. In Tabelle 3 sind die Abgabe- und Vertriebsmengen, sowie die jeweiligen Differenzen und Anteile gezeigt.
Meldejahr | Abgabemenge | Vertriebsmenge | Differenz: absolut | relativ |
---|---|---|---|---|
2020 | 33,37 | 43,48 | 10,11 | 23,26 % |
2021 | 30,73 | 38,92 | 8,19 | 21,04 % |
2022 | 27,67 | 34,25 | 6,58 | 19,20 % |
2023 | 26,63 | 32,46 | 5,82 | 17,94 % |
2024 | 27,95 | 34,56 | 6,61 | 19,13 % |
4.1 Speziesbezogene Auswertungen
Neben der Angabe, an welche landwirtschaftlichen Betriebe Antibiotika abgegeben wurden, müssen die hausapothekenführenden Tierärztinnen und -ärzte auch melden, für welche Tierart und Nutzungsart die Antibiotika abgegeben wurden.
Da sich die Bestände und Schlachtzahlen unterschiedlicher Tierarten voneinander unterscheiden, werden die Abgabemengen für Schwein, Rind und Geflügel in Abbildung 9 normiert in mg/PCU dargestellt.
Abgabemenge in mg/PCU je Tierart getrennt nach Jahren
4.1.1 Abgabemengen für Schweine
In Tabelle 4 sind die gemeldeten Abgabemengen für Schweine je Wirkstoffgruppe in Tonnen dargestellt. Eine Aufteilung der Abgabemengen für Schwein nach den gemeldeten Nutzungsarten ist in Tabelle 5 dargestellt. Dies bedeutet zum Beispiel, dass 2024 ein Anteil von 25,4 % aller abgegebenen Antibiotika in der Schweine-Mast verwendet wurde.
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Tetrazykline | 14,59 | 12,61 | 9,98 | 9,94 | 10,17 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 4,37 | 4,22 | 4,29 | 3,99 | 4,33 |
Makrolide | 1,69 | 1,50 | 1,44 | 1,26 | 1,52 |
Sulfonamide | 1,31 | 1,14 | 0,95 | 0,90 | 0,87 |
Polymyxine | 1,03 | 0,87 | 0,63 | 0,47 | 0,51 |
Aminoglykoside | 0,47 | 0,27 | 0,25 | 0,22 | 0,29 |
Beta-laktamase sensitive Penicilline | 0,21 | 0,21 | 0,20 | 0,17 | 0,22 |
Pleuromutiline | 0,27 | 0,23 | 0,20 | 0,19 | 0,22 |
Trimethoprim und Derivative | 0,26 | 0,23 | 0,19 | 0,18 | 0,17 |
Fluorchinolone | 0,11 | 0,11 | 0,10 | 0,10 | 0,09 |
Lincosamide | 0,05 | 0,09 | 0,06 | 0,10 | 0,08 |
Amphenikole | 0,08 | 0,07 | 0,07 | 0,05 | 0,06 |
andere Antibiotika | 0,05 | 0,08 | 0,05 | 0,05 | 0,04 |
3.+4.-Generation Cephalosporine | 0,05 | 0,05 | 0,04 | 0,04 | 0,04 |
Beta-laktamase resistente Penicilline | <0,01 | <0,01 | <0,01 | <0,01 | <0,01 |
1.+2.-Generation Cephalosporine | <0,01 | <0,01 | <0,01 | <0,01 | <0,01 |
Gesamt | 24,52 | 21,67 | 18,46 | 17,66 | 18,63 |
Nutzungsart | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Andere | 8,7 % | 7,5 % | 7,3 % | 6,6 % | 6,9 % |
Ferkelaufzucht | 10,1 % | 11,2 % | 11,1 % | 10,8 % | 10,9 % |
Mast | 31,1 % | 30,1 % | 26,5 % | 25,8 % | 25,4 % |
Zucht | 23,6 % | 21,7 % | 21,8 % | 23,1 % | 23,5 % |
Gesamt | 73,5 % | 70,5 % | 66,7 % | 66,3 % | 66,6 % |
4.1.2 Abgabemengen für Rinder
In Tabelle 6 sind die gemeldeten Abgabemengen für Rinder je Wirkstoffgruppe in Tonnen und in Tabelle 7 anteilsmäßig in Prozent nach der gemeldeten Nutzungsart dargestellt.
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Tetrazykline | 3,28 | 3,72 | 3,82 | 3,52 | 3,35 |
Aminoglykoside | 0,48 | 0,46 | 0,54 | 0,59 | 1,09 |
Beta-laktamase sensitive Penicilline | 0,82 | 0,83 | 0,84 | 0,90 | 0,97 |
Sulfonamide | 0,71 | 0,73 | 0,62 | 0,65 | 0,60 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 0,31 | 0,31 | 0,46 | 0,33 | 0,34 |
Beta-laktamase resistente Penicilline | 0,27 | 0,29 | 0,40 | 0,34 | 0,30 |
Amphenikole | 0,15 | 0,15 | 0,17 | 0,18 | 0,22 |
Trimethoprim und Derivative | 0,14 | 0,15 | 0,12 | 0,13 | 0,12 |
Makrolide | 0,09 | 0,10 | 0,11 | 0,09 | 0,09 |
Fluorchinolone | 0,07 | 0,07 | 0,08 | 0,08 | 0,07 |
3.+4.-Generation Cephalosporine | 0,08 | 0,08 | 0,08 | 0,09 | 0,06 |
1.+2.-Generation Cephalosporine | 0,03 | 0,04 | 0,04 | 0,04 | 0,05 |
Lincosamide | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,02 |
andere Antibiotika | 0,03 | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,02 |
Polymyxine | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | <0,01 |
Pleuromutiline | <0,01 | <0,01 | <0,01 | <0,01 | <0,01 |
Gesamt | 6,50 | 6,98 | 7,33 | 7,00 | 7,32 |
Nutzungsart | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Andere | 3,0 % | 3,9 % | 4,4 % | 4,2 % | 3,3 % |
Mast | 6,9 % | 7,8 % | 8,0 % | 7,4 % | 7,6 % |
Mastkalb | 1,9 % | 3,0 % | 3,6 % | 3,1 % | 1,6 % |
Milch | 6,6 % | 7,2 % | 9,2 % | 10,1 % | 12,6 % |
Mutterkuh | 0,4 % | 0,5 % | 0,6 % | 0,7 % | 0,6 % |
Zucht | 0,7 % | 0,3 % | 0,7 % | 0,8 % | 0,6 % |
Gesamt | 19,5 % | 22,7 % | 26,5 % | 26,3 % | 26,2 % |
4.1.3 Abgabemengen für Geflügel
In Tabelle 8 sind die gemeldeten Abgabemengen für Geflügel je Wirkstoffgruppe in Tonnen dargestellt. Analog zu vorherigen Kapiteln (Kap. Abgabemengen für Schwein und Abgabemengen für Rinder) sind in der Tabelle 9 die Abgabemengen prozentuell nach der gemeldeten Nutzungsart für das Geflügel dargestellt.
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Makrolide | 0,50 | 0,50 | 0,44 | 0,54 | 0,58 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 0,80 | 0,79 | 0,57 | 0,49 | 0,51 |
Polymyxine | 0,31 | 0,28 | 0,24 | 0,31 | 0,30 |
Sulfonamide | 0,14 | 0,13 | 0,16 | 0,17 | 0,18 |
Tetrazykline | 0,32 | 0,15 | 0,15 | 0,12 | 0,13 |
Fluorchinolone | 0,07 | 0,05 | 0,05 | 0,08 | 0,07 |
Trimethoprim und Derivative | 0,03 | 0,03 | 0,03 | 0,03 | 0,04 |
Lincosamide | 0,01 | 0,03 | 0,01 | 0,01 | 0,02 |
Amphenikole | 0,01 | 0,01 | 0,02 | 0,01 | 0,02 |
Aminoglykoside | 0,03 | 0,02 | 0,02 | 0,01 | 0,01 |
Beta-laktamase sensitive Penicilline | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | <0,01 |
Beta-laktamase resistente Penicilline | 0,00 | 0,00 | 0,00 | <0,01 | <0,01 |
1.+2.-Generation Cephalosporine | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | <0,01 |
Pleuromutiline | <0,01 | <0,01 | <0,01 | 0,00 | <0,01 |
3.+4.-Generation Cephalosporine | 0,00 | <0,01 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Gesamt | 2,23 | 1,99 | 1,71 | 1,80 | 1,85 |
Nutzungsart | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|---|
Andere | <0,1 % | <0,1 % | <0,1 % | <0,1 % | 0,4 % |
Elterntiere | 0,7 % | 0,6 % | 0,4 % | 0,6 % | 0,5 % |
Junghennen | 0,1 % | 0,1 % | 0,1 % | 0,2 % | 0,3 % |
Legehennen | 0,9 % | 0,9 % | 1,0 % | 1,6 % | 1,2 % |
Masthuhn | 2,9 % | 2,8 % | 2,4 % | 2,3 % | 2,0 % |
Mastpute | 2,0 % | 2,0 % | 2,2 % | 2,1 % | 2,2 % |
Gesamt | 6,7 % | 6,5 % | 6,2 % | 6,8 % | 6,6 % |
4.2 Anwendungsdaten
Seit 2023 haben hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte auch die Möglichkeit, die von ihnen selbst am Tier angewendeten Tierarzneimittel zu melden. Diese zusätzliche Datenerfassung trägt zur umfassenderen Darstellung des Antibiotikaeinsatzes bei. Für das Jahr 2024 wurde eine Wirkstoffmenge von 1,06 Tonnen über die Anwendungsdaten gemeldet. Diese Menge wurde fast nur für die Tierart Rind gemeldet. Da die Meldepflicht für angewendete Tierarzneimittel in der Veterinär-Antibiotika-Mengenströme-VO noch nicht näher definiert wurde und bisher nur auf der Verordnung (EU) 2021/578 beruht, ist anzunehmen, dass die Daten derzeit noch unvollständig sind. Es ist davon auszugehen, dass sich die Datenlage hierzu in den kommenden Jahren verbessern wird.
Jahr | Gesamt | Rind | Schwein | Geflügel | Andere |
---|---|---|---|---|---|
2023 | 0,61 | 0,54 | 0,06 | <0,01 | <0,01 |
2024 | 1,06 | 1,03 | 0,02 | <0,01 | <0,01 |
4.3 Benchmarking-Berichte
Der Begriff Benchmarking steht im Allgemeinen für den Vergleich eines Ergebnisses mit einem Bezugswert. Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes (Guidelines for Collection, Analysis and Reporting of Farm-level Antimicrobial Use, in the Scope of Antimicrobial Stewardship, www.aacting.org) wurde für den Antibiotikaeinsatz ein Leitfaden entwickelt, welcher die Themen Datensammlung, Datenauswertung, Berichtserstellung und Benchmarking beinhaltet. Das Benchmarking wird dabei als ein wirkungsvolles Tool zur Sensibilisierung und Vermeidung des Antibiotikaeinsatzes gesehen.
Unter Berücksichtigung dieses Leitfadens wurde für hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte ein Benchmarking-Bericht umgesetzt. Dieser umfasst neben einer zeitlichen Analyse der eigenen Antibiotika-Abgabemengen auch einen Vergleich mit anderen hausapothekenführenden Tierärztinnen und -ärzten (Benchmarking). Als Indikator für den Antibiotikaeinsatz werden die Abgabemengen in Tagesdosen umgerechnet und mit der jeweiligen Bestandsgröße (nDDDvet/Jahr) normiert. Daraus resultiert, an wie vielen Tagen im Jahr jedes Tier der betreuten Betriebe im Schnitt behandelt wurde.
Die Auswertungen sind für die unterschiedlichen Tier- und Nutzungsarten separat dargestellt. Hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte können ihren individuellen Bericht über das Animal Health Data Service (AHDS) einsehen und herunterladen.
Zusätzlich werden auch für schweine- und rinderhaltende Tierhalterinnen und -halter Benchmarking-Berichte über ihren Antibiotikaverbrauch (auf Basis der Abgabemengen) erstellt, die ebenfalls über das AHDS abgerufen werden können.
Abbildung 10 zeigt eine Beispielgrafik aus dem Bericht.
Linker Teil der Grafik
Zeitliche Entwicklung der nDDDvet-Werte pro Jahr einer Beispiel-HAPO, getrennt nach den drei zusammengefassten Wirkstoffkategorien und Gesamt. Die Einteilung der Wirkstoffe in Kategorien wurde auf Basis des veröffentlichten Berichts der EMA Arbeitsgruppe AMEG vorgenommen (European Medicines Agency, Committee for Medicinal Products for Veterinary use (CVMP), Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) 2019).Rechter Teil der Grafik
Vergleich der Gesamt-nDDDvet pro Jahr mit den nDDDvet pro Jahr aller anderen tierärztlichen Hausapotheken für das aktuelle Auswertejahr. Der hellgraue Bereich enthält dabei die HAPO, deren durchschnittliche nDDDvet/Jahr-Werte im unteren Mittel aller HAPO liegt (unteren 50 %). Im dunkelgrauen Bereich liegen hingegen die HAPO, deren durchschnittliche nDDDvet/Jahr-Werte in den oberen 10 % liegen. Das schwarze Karo spiegelt den durchschnittlichen nDDDvet/Jahr-Wert der Beispiel-HAPO wider. Liegt der Punkt im hellgrauen Bereich zählt diese HAPO zu den HAPO mit einem geringen bis mittleren durchschnittlichen nDDDvet/Jahr-Wert. Liegt er im dunkelgrauen Bereich, zählt diese HAPO zu den 10 % der HAPO mit den höchsten nDDDvet/Jahr-Werten.
Im abgebildeten Beispiel liegt der durchschnittliche nDDDvet/Jahr-Wert bei 6.55, womit diese HAPO zu den 10 % der HAPO mit den höchsten nDDDvet/Jahr-Werten zählt.
5 Animal Health Data Service (AHDS)
Seit September 2023 steht das neue Tool “Animal Health Data Service” (AHDS) der AGES zur Verfügung und kann über folgenden Link erreicht werden: https://ahds.ages.at/. Das AHDS verknüpft bestehende Datenbanken um den unterschiedlichen Benutzergruppen zielgerichtete Auswertungen bereitzustellen. Damit sollen zentrale Herausforderungen - wie zum Beispiel die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes und die Verbesserung der Tiergesundheit - auf einfache und zugängliche Weise datenbasiert begleitet und evaluiert werden können.
Tierhalterinnen und -halter werden folgende individualisierte Auswertungen zur Verfügung gestellt:
- Antibiotika Abgabemengen: gemeldete Antibiotikamengen, nDDDvet-Wert Jahresvergleich und Vergleich zu anderen Betrieben der gleichen Nutzungsart
- Schlachttier- und Fleischuntersuchungen
- Kälbersterblichkeit
- Transportfähigkeit von Kälber
- Antibiotika Auswertungen: erweitertes Tiergesundheitsmonitoring auf Basis freiwilliger unterjähriger Meldungen
Hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte erhalten individuelle Auswertungen zu:
- Antibiotika Abgabemengen: gemeldete Anbiotikamengen, nDDDvet-Wert Jahresvergleich und Vergleich zu anderen hausapothekenführenden Tierärztinnen und -ärzten getrennt nach Nutzungsart
- Allgemeine Daten zu Tierbeständen in Österreich
- Auswertungen ihrer betreuten Betriebe (nach vorheriger Datenfreigabe dieser)
Auch für Tiergesundheitsdienste werden spezifische Auswertungen über das AHDS bereitgestellt:
- Abgegebene Antibiotikamengen: nDDDvet-Werte pro Jahr auf Bundesland, Tierart, Nutzungsart und EMA Kategorie Ebene
- Schlachttier- und Fleischuntersuchungen
- Kälbersterblichkeit
6 Diskussion
Der starke Rückgang in der Vertriebsmenge aus dem Vorjahr konnte 2024 nicht fortgesetzt werden und weist mit 34,56 Tonnen wieder einen vergleichbaren Wert zu 2022 auf. Die letzten Jahre waren auch von stärkeren Schwankungen in den Vertriebsmengen geprägt, die zum Teil durch Lageraufbau bzw. -abbau (auf Grund von Ungewissheit über die Marktsituation und der (Nicht-)Verfügbarkeit von Arzneimitteln) erklärbar waren.
Die Verkaufsmengen der als “Highest Priority Critically Important Antimicrobials (HPCIA)” eingestuften Wirkstoffe (WHO Advisory Group on Integrated Surveillance of Antimicrobial Resistance und World Health Organization 2017) schwankten über die letzten fünf Jahre zwischen 4 und 5,72 Tonnen und lagen im Jahr 2024 bei 4,19 Tonnen. Über die Jahre haben die HPCIA einen relativ konstanten Anteil von 12 - 13 % an der Gesamtmenge.
Der Indikator mg/PCU, der eine grobe Abschätzung über die verkaufte Antibiotikamenge pro Kilogramm produzierter Lebensmasse darstellt, ist 2024 auf 37,2 mg/PCU gestiegen und somit um 6,9 % höher als 2023. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Zunahme um 2,4 mg/PCU. Das Verhältnis der durch die HAPO in Summe abgegebenen Antibiotika zur in Summe eingekauften Antibiotika lag 2023 bei 82,1 % und 2024 bei 80,9 %.
Auf Basis des österreichischen Erfassungssystems, bei dem jede HAPO ihre Abgabemengen je Betrieb, Tierart und Nutzungsart melden muss, ist es möglich, speziesbezogene Auswertungen zu erstellen. Die Abgabemengen des Jahres 2024 zeigen im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von +0,9 mg/PCU bei Rindern, eine Zunahme von +3,6 mg/PCU bei Schweinen und eine Abnahme von -0,5 mg/PCU bei Geflügel. Diese Werte geben nur einen allgemeinen Trend wieder und sind mit gewissen Unsicherheiten behaftet. Diese sollen in Zukunft durch die zusätzliche Erfassung der Anwendungsdaten und weiterer Tierarten verringert werden, um so ein genaueres Bild des Antibiotikaeinsatzes bei Tieren zu erhalten.
Mit dem “Animal Health Data Service” (AHDS) wurde im Jahr 2023 eine neue Auswerteplattform geschaffen, welche unterschiedliche Datenbanken verknüpft und den jeweiligen Benutzergruppen zielgerichtete Auswertungen bereitstellt. Rinder-/schweinehaltende Tierhalterinnen und -halter und hausapothekenführende Tierärztinnen und -ärzte können ihre Antibiotikaauswertungen über das AHDS einsehen. Der einfache Zugang zu diesen Auswertungen soll einen weiteren Beitrag zur Bewusstseinsbildung hinsichtlich des Antibiotikaeinsatzes darstellen.
Autor:innen
Mag. Reinhard Fuchs
DIin Elisabeth Reitbauer
Univ.-Doz. DI Dr. Klemens Fuchs
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Fachbereich Integrative Risikobewertung, Daten und Statistik
Zinzendorfgasse 27, 8010 Graz
Mit freundlicher Unterstützung des AGES-Geschäftsfeldes Medizinmarktaufsicht
Danksagung
Wir danken allen Beteiligten für die Übermittlung der Daten und die konstruktive Zusammenarbeit.
Abkürzungsverzeichnis
AB Antibiotika
AHDS Animal Health Data Service
AMEG Antimicrobial Advice Ad Hoc Expert Group
EMA Europäische Arzneimittelagentur
ESVAC European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption
ESUAvet European Sales and Use of Antimicrobials for Veterinary Medicine
HAPO tierärztliche Hausapotheke
WHO Weltgesundheitsorganisation
HPCIA Highest Priority Critically Important Antimicrobials
PCU Population Correction Unit
7 Appendix
7.1 Ergebnisse nach ATCvet Level 2
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Diff |
---|---|---|---|---|---|---|
Tetrazykline | 21,89 | 19,07 | 15,68 | 15,13 | 15,58 | 0,45 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 7,32 | 6,20 | 5,88 | 5,06 | 6,47 | 1,41 |
Sulfonamide | 3,46 | 3,66 | 3,18 | 3,26 | 3,19 | -0,07 |
Makrolide | 3,47 | 2,48 | 2,60 | 2,33 | 2,66 | 0,33 |
Beta-laktamase sensitive Penicilline | 1,15 | 1,21 | 1,27 | 1,14 | 1,33 | 0,19 |
Aminoglykoside | 0,96 | 0,94 | 0,91 | 0,83 | 0,94 | 0,11 |
Trimethoprim und Derivative | 0,69 | 0,73 | 0,64 | 0,65 | 0,64 | -0,01 |
Amphenikole | 0,42 | 0,39 | 0,39 | 0,36 | 0,39 | 0,03 |
Fluorchinolone | 0,48 | 0,46 | 0,41 | 0,45 | 0,39 | -0,06 |
Pleuromutiline | 0,41 | 0,33 | 0,26 | 0,32 | 0,27 | -0,05 |
3.+4.-Generation Cephalosporine | 0,19 | 0,19 | 0,19 | 0,17 | 0,14 | -0,03 |
Lincosamide | 0,08 | 0,18 | 0,09 | 0,15 | 0,09 | -0,06 |
andere Antibiotika | 0,08 | 0,15 | 0,11 | 0,07 | 0,06 | -0,01 |
Gesamt | 40,62 | 35,99 | 31,60 | 29,92 | 32,15 | 2,23 |
Anwendungsform | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Diff |
---|---|---|---|---|---|---|
Oral | 33,98 | 29,75 | 25,71 | 24,27 | 25,97 | 1,70 |
Parenteral | 5,50 | 5,38 | 5,25 | 5,02 | 5,51 | 0,49 |
Prämix | 1,13 | 0,86 | 0,63 | 0,63 | 0,66 | 0,03 |
Gesamt | 40,62 | 35,99 | 31,60 | 29,92 | 32,15 | 2,23 |
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Diff |
---|---|---|---|---|---|---|
Polymyxine | 1,54 | 1,47 | 1,11 | 1,02 | 0,98 | -0,04 |
Aminoglykoside | 0,27 | 0,32 | 0,39 | 0,45 | 0,42 | -0,03 |
Gesamt | 1,81 | 1,79 | 1,50 | 1,47 | 1,40 | -0,07 |
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Diff |
---|---|---|---|---|---|---|
Beta-laktamase sensitive Penicilline | 0,35 | 0,36 | 0,34 | 0,31 | 0,32 | 0,01 |
1.+2.-Generation Cephalosporine | 0,03 | 0,04 | 0,04 | 0,03 | 0,04 | 0,01 |
Aminoglykoside | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
Lincosamide | 0,01 | 0,02 | 0,02 | 0,01 | 0,02 | 0,01 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,00 |
3.+4.-Generation Cephalosporine | 0,03 | 0,02 | 0,03 | 0,02 | 0,01 | -0,01 |
Teilsumme 'Während der Laktation' | 0,45 | 0,48 | 0,46 | 0,40 | 0,42 | 0,02 |
Beta-laktamase resistente Penicilline | 0,37 | 0,38 | 0,41 | 0,41 | 0,38 | -0,03 |
Beta-laktamase sensitive Penicilline | 0,08 | 0,07 | 0,07 | 0,05 | 0,04 | -0,01 |
1.+2.-Generation Cephalosporine | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,02 | 0,01 |
Aminoglykoside | 0,03 | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
andere Antibiotika | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,00 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 0,00 | 0,02 | 0,03 | 0,04 | 0,01 | -0,03 |
3.+4.-Generation Cephalosporine | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,00 |
Teilsumme 'Trockensteller' | 0,50 | 0,53 | 0,57 | 0,54 | 0,49 | -0,05 |
Gesamt | 0,95 | 1,01 | 1,03 | 0,95 | 0,91 | -0,04 |
Wirkstoffgruppe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Diff |
---|---|---|---|---|---|---|
Tetrazykline | 0,06 | 0,08 | 0,10 | 0,07 | 0,07 | 0,00 |
Beta-laktamase resistente Penicilline | 0,02 | 0,02 | 0,01 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
Penicilline mit erweitertem Spektrum | 0,02 | 0,02 | 0,01 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
Gesamt | 0,10 | 0,13 | 0,12 | 0,11 | 0,10 | -0,01 |
7.2 PCU je Tierart getrennt nach Jahren
Das Diagramm zeigt die PCU je Tierart getrennt nach Jahren. Die Gruppe “Andere” beinhaltet die Tierarten Equidae, Fische und Hasen.
Literatur
Aktualisiert: 09.10.2025