Mutterkorn

Claviceps purpurea

Steckbrief

Mutterkorn ist ein Pilz, der alle Getreidearten und zahlreiche Gräser befallen kann. Die Symptome sind zu Beginn gelbliche Tropfen an den Blütenständen, im fortgeschrittenen Befall zeigen sich dunkelbraune bzw. dunkelviolette Auswüchse. Der Pilz ist giftig, da er große Mengen an Alkaloiden produziert.

Biologie

Mutterkorn gehört zur Gruppe der Schlauchpilze (Ascomycota) und überwintert in Form von Dauerformen (Sklerotien), die beim Druschvorgang auf den Boden gelangen. Im Frühjahr keimen aus den an der Bodenoberfläche verbliebenen Sklerotien mehrere gestielte Köpfchen mit zahlreichen Fruchtkörpern (Perithecien), in denen sich die schlauchförmigen Sporenschläuche (Asci) befinden. Von diesen Sporenschläuchen werden bei feuchter Witterung Sporen ausgeschleudert. Diese Sporen gelangen während der Blüte von Getreide und Gräsern mittels Wind auf die unbefruchteten Narben. Das Austreten erfolgt anschließend mit Assimilattropfen aus der Blüte. Durch die asexuell gebildeten Sporen (Konidien) wird der Pilz durch Insekten, Wind, Regen oder durch Kontakt auf andere unbefruchtete Narben weiterverbreitet. Dieser Infektionszeitraum verlängert sich, wenn aufgrund von Sorteneigenschaften oder schlechter Witterung wenig Pollen zur Verfügung steht. In den infizierten Blüten entwickeln sich in weiterer Folge anstatt Körner die typischen Sklerotien des Mutterkornpilzes.

Hauptsächlich im Mittelalter führte der Verzehr von Brot aus mit Mutterkorn verseuchtem Getreide immer wieder zu massenhaften Vergiftungen ganzer Städte. Die toxische Wirkung des Mutterkorns beruht auf seinem hohen Alkaloidgehalt. Die Vergiftungen wurden damals als Antoniusfeuer bezeichnet. Auch der Name Mutterkorn weist auf die Alkaloide (hier besonders Ergometrin) hin, die die Wehen anregen und für Schwangerschaftsabbrüche verwendet wurden.

Schadsymptome

Schon während der Blüte zeigen sich als erste Symptome des Mutterkorns gelbliche Tropfen an den Blütenständen. Es handelt sich um die Assimilattropfen, die aus der Blüte austreten und als Honigtau bezeichnet werden. Mit zunehmender Reife des Getreides kommen die dunkelbraun bis dunkelviolett gefärbten Dauerformen (Sklerotien) zum Vorschein. Diese gebogenen Gebilde sind meist wesentlich größer als das Getreidekorn und somit sehr auffällig. Je nach Wirtspflanze können die Mutterkornsklerotien zwischen wenigen Millimetern und mehreren Zentimetern groß werden.

Wirtspflanzen

Mutterkorn kann alle Getreidearten und zahlreiche Gräser befallen. Bei Getreide sind Roggen und Triticale am anfälligsten, Gerste und Hafer werden nur sehr selten befallen.

Verbreitung

In gemäßigten Klimagebieten war Mutterkorn stark verbreitet. Im heutigen Getreidebau hat Mutterkorn aufgrund der verbesserten Saatgutreinigung nur noch eine geringe Bedeutung. In Jahren mit kühlem und feuchtem Wetter, vor allem während der Gräserblüte, kann Mutterkorn jedoch immer noch vermehrt auftreten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die wirtschaftliche Bedeutung von Mutterkorn entsteht weniger durch Ertragsverluste, sondern durch die Verminderung der Qualität durch die giftigen Alkaloide in den Sklerotien.

Vorbeugung und Bekämpfung

Mutterkorn ist im Gegensatz zu vielen anderen pilzlichen Krankheitserregern mit Pflanzenschutzmitteln nicht direkt zu bekämpfen. Folgende Maßnahmen können einen möglichen Befall reduzieren:

  • Anteil von Roggen in der Fruchtfolge vermindern
  • Verwendung von mutterkornfreiem Saatgut
  • Nach Roggen tiefpflügen, um die Sklerotien zu vergraben und ihre Keimfähigkeit zu schwächen. Dies gilt besonders, wenn Mutterkornbefall festgestellt wurde
  • Das Verhindern der Gräserblüte an den Feldrändern durch Abmähen kann den Befall ebenfalls verringern

Fachinformation

In der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste gibt es eine Einstufung der Anfälligkeit der Roggensorten gegenüber Mutterkorn.

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Aktualisiert: 14.01.2022