Europäische Steinobstvergilbung

Candidatus Phytoplasma prunorum

Steckbrief

Die in Europa verbreitete Krankheit führt zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden bei Marille, Pfirsich, Kirschpflaumen und Chinesische Pflaumen. Sie wird durch das Europäische Steinobstvergilbungs-Phytoplasma (European Stone Fruit Yellows Phytoplasma ESFY) verursacht. Diese Phytoplasmose gilt als eine der Hauptursachen für das „Plötzliche Schlagtreffen der Marille“ (Apoplexie).

Biologie

Die Phytoplasmen werden durch den Pflaumenblattsauger (Cacopsylla pruni) übertragen. Diese Insekten überwintern auf Nadelbäumen, von wo aus sie zu Beginn des Frühjahrs auf Steinobstbäume und Prunus-Wildgehölze (z.B. Schlehen) wandern und diese infizieren. Aus den abgelegten Eiern entsteht eine neue Generation erwachsener Insekten, die die Phytoplasmen durch das Besaugen infizierter Pflanzen aufnehmen. Sie verlassen die Obstgehölze bald und leben bis zum nächsten Frühjahr auf Koniferen. Während dieser Zeit vermehren sich die Phytoplasmen in den Vektoren, diese infektiösen Insekten sorgen im Frühjahr für die Ausbreitung der Krankheitserreger. Das infizierte Phloem der Wirtspflanzen kann absterben und verstopft durch die Bildung eines Polysaccharids die Leitungsbahnen (meist im Winter). Ein Absterben der befallenen Bäume im Frühjahr ist die Folge. Die Krankheitserreger wandern im Herbst in die Wurzeln, oberirdische Pflanzenteile werden im Frühjahr neu infiziert.

Schadsymptome

  • Absterben der Siebteile (Phloemnekrosen), Verbräunungen unter der Rinde
  • Gelbgefärbte (chlorotische) und nach oben hin eingerollte Blätter
  • Bei Pfirsich rötliche Verfärbung zwischen den Blattnerven
  • Absterben von Hauptästen bzw. ganzen Bäumen. Der Krankheitsverlauf ist je nach Anfälligkeit der verwendeten Unterlage unterschiedlich rasch, am stärksten bei Pfirsichunterlagen
  • Vorzeitige Fruchtreife - kleine Früchte mit bräunlichem, schwammigem Fruchtfleisch
  • Unter Umständen kommt es auch zu einer verzögerten Blütenbildung (Blätter erscheinen im Frühling vor den Blüten) und zu einer Blattrosettenbildung und verstärktem Öffnen von Knospen auf mehrjährigem Holz

Wirtspflanzen

Die Hauptwirtspflanzen sind Marille (Prunus armeniaca), Pfirsich (P. persica) und die Chinesische Pflaume (P. salicina).

Symptome findet man aber auch auf Süßkirsche (P. avium), Mandel (P. amygdalus), Mirabelle (P. domestica spp. syriaca) und Japanischer Blütenkirsche (P. serrulata).

Zwetschke,Pflaume (P. domestica) und Schlehen sind symptomlose Wirtspflanzen.

Die Anfälligkeit der Marille hängt stark von der verwendeten Unterlage ab: Hochempfindlich sind Pfirsich- und Marillenunterlagen, mittelempfindlich sind Kirschpflaumenunterlagen (Myrobalane), relativ tolerant zeigen sich Zwetschkenunterlagen.

Der Erreger tritt auch auf Unkrautarten wie z.B. der Ackerwinde (Convolvulus arvensis) und dem Bermudagras (Cynodon dactylon) auf.

Verbreitung

Vorkommen vor allem in Europa außer:  Skandinavien, Baltische Staaten, Ukraine, Portugal, Niederlande, Schottland, Wales, Irland, Zypern (Stand April 2021)

Vereinzelt tritt die Krankheit auch in Tunesien, Ägypten und dem Iran auf.

Ausbreitung und Übertragung

Die Übertragung erfolgt durch den Pflaumenblattsauger (Cacopsylla pruni), welcher als Vektor für die Phytoplasmose dient. Eine weitere Infektionsquelle stellt die vegetative Vermehrung dar.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Europäische Steinobstvergilbung ist im Steinobstbau von wirtschaftlicher Bedeutung. Vor allem im Marillenanbau führt die Krankheit zu sehr hohen Ausfällen durch plötzliches Schlagtreffen (Apoplexie, plötzliches Absterben des Baumes oder Astpartien). Dies tritt meist erst auf, wenn die Bäume in die Ertragsphase kommen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Zukauf von zertifiziertem Pflanzgut (falls dies nicht möglich ist: Testung des Pflanzguts auf Latenzinfektionen).
  • Verwendung wenig anfälliger Unterlagen bzw. Sorten.
  • Vektorbehandlung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
  • Regelmäßige Befallskontrolle
  • Edelreiser im Winter schneiden, da die Übertragungsrate bei der Sommerveredelung wesentlich höher ist

Phytosanitärer Status

Das Europäische Steinobstvergilbungs-Phytoplasma ist ein unionsgeregelter Nicht-Quarantäneschädling.

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Aktualisiert: 01.09.2023