Erdmandelgras

Cyperus esculentus

Steckbrief

Das Erdmandelgras gehört zu den Sauergräsern (Cyperaceae) und wird zu den 20 „weltweit gefährlichsten Unkräutern“ gezählt.

Aussehen

Das Erdmandelgras hat einen charakteristischen dreikantigen Stängel. Die Blätter sind glänzend hellgrün und im Querschnitt deutlich v-förmig. Die Pflanze ist gänzlich unbehaart.

Die unterirdischen Ausläufer sind dünn (1 bis 2 mm Durchmesser), weich und weißlich-braun. Die Pflanze bildet etwa 1–2 cm große Knollen („Erdmandeln“) als Überdauerungsorgane. Diese sind zuerst weiß-rötlich und verfärben sich später grau-braun mit Querstreifen.

Der Blütenstand besteht aus bis zu 10 Ästen, an deren Enden zahlreiche, gelbliche bis bräunliche Ährchen sitzen.

Verwechslungsmöglichkeiten

Es gibt zwei weitere Sauergräser, die auf landwirtschaftlichen Flächen lokal auftreten und ebenfalls zu Problemen führen und mit dem Erdmandelgras verwechselt werden können. Es sind die Behaarte Segge (Carex hirta) und die Knollenbinse (Bolboschoenus spp.).

Verbreitung

Die Hauptvorkommen des Erdmandelgrases befinden sich in den wärmeren Tieflandlagen der Steiermark und Kärntens: in den Bezirken Leibnitz (u.a. in den Gemeinden Sankt Johann im Saggautal, Gralla), Voitsberg (Sankt Johann-Köppling) und Südoststeiermark (Murfeld, Mettersdorf am Saßbach) sowie im Klagenfurter Becken. Vereinzelte Vorkommen (zum Teil große Populationen) gibt es auch in Oberösterreich und in Niederösterreich. Funde des Erdmandelgrases wurden auch aus Tirol (Inntal) berichtet.

Die Art wurde erstmalig 1987 bei Grafenstein/Thon in Kärnten beobachtet. Sie ist sehr wahrscheinlich mit Baumaschinen aus Italien eingeschleppt worden. In der Steiermark wurde die Art 1998 in St. Johann im Saggautal und in St. Johann ob Hohenburg beschrieben. Für diese beiden Standorte ist der Einschleppungsweg nicht bekannt.

Nach erfolgter Etablierung dieser Populationen hat sich das Erdmandelgras in den letzten Jahren radial um diese Standorte ausgebreitet. Insgesamt sind bisher mehr als 100 Funde des Erdmandelgrases erfasst worden.

Ausbreitung

Der Erfolg des Erdmandelgrases beruht auf einer sehr effektiven vegetativen Vermehrung. Die Knollen treiben im späten Frühjahr aus und bilden im Laufe des Sommers über unterirdische Ausläufer zahlreiche Tochterpflanzen. Gegen Ende der Vegetationsperiode werden die Spitzen zu Knollen ausdifferenziert. Aus einer einzigen Pflanze können sich im Laufe einer Vegetationsperiode hunderte Knollen entwickeln.

Eine Verschleppung der Knollen erfolgt über Erde, Ernterückstände und Pflanzgut aus bereits besiedelten Flächen. Hier werden auch größerer Distanzen überbrückt. Von großer Bedeutung ist daher die Verschleppung von Erdmaterial durch Maschinen und Geräte von Feld zu Feld.
In Mitteleuropa vermehrt sich das Erdmandelgras vorwiegend vegetativ. Samen werden zwar ausgebildet, dennoch wurden bisher noch keine Keimlinge beobachtet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Eine frühe und rasche Etablierung und hohe Wachstumsraten sind wichtige Faktoren für die hohe Konkurrenzkraft des Erdmandelgrases. Betroffen sind vorwiegend Sommerkulturen wie Mais, Sojabohne, Ölkürbis, Hirse und Kartoffeln.

Vorbeugung und Bekämpfung

Eine nachhaltige Bekämpfung in der Landwirtschaft ist sehr schwierig und erstreckt sich über mehrere Jahre mit der Aussicht, dass das Erdmandelgras nicht vollständig von der Fläche verschwunden ist. Das primäre Ziel ist es daher, den Befall auf den Ackerflächen auf sehr niedrigem Niveau zu halten. Dies ist mit einem deutlichen Mehraufwand und einer Intensivierung der Maßnahmen verbunden. Folgende Maßnahmen können erwogen werden:

  • Zur Vorbeugung der Verschleppung und somit dem Aufbau von Satellitenpopulationen ist die Reinigung von Maschinen und Geräten, die auf befallenen Äckern eingesetzt wurden, unerlässlich.
  • Früherkennung ist sehr wichtig, um zu verhindern, dass sich das Erdmandelgras großflächig ausbreitet.
  • Der Mais als konkurrenzstarke Kultur eignet sich grundsätzlich am besten in einer Fruchtfolge, um das Erdmandelgras zu unterdrücken. Der Mais sollte nach Möglichkeit relativ spät angebaut werden (ab dem 20. Mai oder noch später – Anfang Juni). Vor der Aussaat kann der Boden dann wiederholt mechanisch (z.B. mit der Egge) bearbeitet werden, um (auflaufendes) Erdmandelgras zu zerstören. Es folgt eine sequentielle Herbizidanwendung: Dimethenamid-P oder S-Metolachlor. Eine Vorsaateinarbeitung dieser Wirkstoffe ist am wirkungsvollsten (für diese Anwendung gibt es zurzeit jedoch keine Zulassung in Österreich!- siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). Daraufhin kann beispielsweise eine Kombination von Mesotrione + Pyridat (2x) appliziert werden.
  • In Soja lässt sich der Saattermin auch etwas nach hinten verschieben, um eine mehrmalige Bodenbearbeitung vor der Saat zu integrieren.
  • Getreide hat grundsätzlich eine hohe Konkurrenzkraft und erschwert die Entwicklung des Erdmandelgrases. Nach der Ernte ist eine Stoppelbearbeitung in Kombination mit einem Pflanzenschutzmittel unabdingbar. In lückigen Beständen (auch Fahrgassen!) kann das Erdmandelgras jedoch wachsen und auch Knöllchen bilden.

Nutzung

Es gibt vom Erdmandelgras auch eine essbare Kulturform („Chufa“), die den wissenschaftlichen Namen Cyperus esculentus var. sativus trägt. Diese wurde vom Menschen für den konventionellen Anbau selektiert und ist morphologisch dem Unkraut  Erdmandelgras sehr ähnlich. Sie unterscheidet sich jedoch durch die deutlich größeren und süßlicheren Knollen und zeigt kein invasives Verhalten.

Fachinformation

Publikationen

Follak, S., Schwarz M., 2020. Erdmandelgras – Eine Analyse der räumlich-zeitlichen Ausbreitung. Der Pflanzenarzt, 73(11-12), 18–19.

Follak, S., Belz, R., Bohren, C., De Castro, O., Del Guacchio, E., Pascual-Seva, N., Schwarz, M., Verloove, F., Essl, F., 2016. Biological flora of Central Europe: Cyperus esculentus L. Perspectives in Plant Ecology, Evolution and Systematics, 23, 33–51.

Als .docx herunterladen

Aktualisiert: 05.09.2023