Keuchhusten (Pertussis)

Bordetella pertussis

Steckbrief

Pertussis, Keuchhusten, ist eine hochansteckende Infektionserkrankung der Atemwege. Sie ist in Österreich meldepflichtig und wird vom Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Es ist möglich, trotz durchgemachter Infektion und Immunisierung mehrfach zu erkranken, da die Schutzwirkung durch gebildete Antikörper nicht lange anhält. Von schweren Verläufen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder betroffen. Im ersten Lebensjahr treten die meisten Todesfälle auf (ca. 1 % der Betroffenen).

Vorkommen

Pertussis ist eine weltweit verbreitete Krankheit. Sie kommt ganzjährig vor, die Fallzahlen sind im Herbst und Winter höher als im Rest des Jahres.

Erregerreservoir

Mensch

Infektionsweg

Die Übertragung ist eine Tröpfcheninfektion, der Erreger wird beim Husten oder Niesen über die Atemluft weitergegeben. Hochansteckend ist Pertussis besonders in den ersten beiden Wochen, die Ansteckungsgefahr kann bis zur fünften Woche nach Krankheitsbeginn anhalten.

Inkubationszeit

Meistens 9-10 Tage, bis zu 20 Tagen

Symptomatik

Bei der Erstinfektion von ungeimpften Personen unterscheidet man drei Stadien:

  • im Stadium catarrhale kommt es zu erkältungsähnlichen Symptomen, wie Schnupfen und Husten, selten auch zu leichtem Fieber (Dauer zwischen 1-2 Wochen)
  • das Stadium convulsivum, das 4-6 Wochen anhalten kann, ist geprägt von Hustenattacken. Bei diesen bellenden, stoß- und krampfartigen Hustenanfällen kann es zum Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließenden Erbrechen kommen
  • während des Stadium decrementi kommt es zu einem Abklingen der Hustenanfälle (Dauer 6-10 Wochen)

Bei geimpften Personen kann sich Pertussis oft als lang andauernder Husten zeigen, jedoch ohne die oben genannten klassischen Begleiterscheinungen. Bei ungeimpften Säuglingen unter 6 Monaten kann es zu Lungenentzündung bis hin zu Atemstillstand kommen.

Therapie

Pertussis wird mit Antibiotika behandelt. Um wirksam zu sein, muss die Behandlung so früh wie möglich im Krankheitsverlauf beginnen. Durch eine Antibiotikabehandlung können die Bakterien in der Nase und im Rachen reduziert werden, womit auch das Risiko einer Übertragung auf andere Personen begrenzt wird.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen Keuchhusten ist die Impfung. Sie ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm verankert und muss im Schulalter aufgefrischt werden. Nach dieser Grundimmunisierung muss die Impfung auch im Erwachsenenalter regelmäßig aufgefrischt werden. Die Pertussis-Impfung wird allen Personen empfohlen.

Um Säuglinge in den ersten Lebensmonaten zu schützen, wird insbesondere schwangeren Frauen im dritten Trimester die Impfung nahegelegt (Gesundheitsministerium: "Faktencheck: Keuchhusten. Impfen schützt!“).

Situation in Österreich

Pertussis-Fälle sind vor der COVID-19 Pandemie in Österreich stetig gestiegen. Dabei kam es vermehrt zu Komplikationen bei Erwachsenen und Langzeitverläufen. Während im Jahr 2015 landesweit 579 Fälle gemeldet wurden, waren es 2019 bereits 2.233. Die niedrigen Zahlen der vergangenen Jahre sind auf Auswirkungen der Pandemie und ihre Maßnahmen zurückzuführen. 2023 wurden wieder 2.780 Fälle gemeldet.

Keuchhusten: Gemeldete Fälle 2018-2023

* Stand 30.01.2024. Quelle: Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten (https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Statistiken-und-Fallzahlen.html)

Fachinformation

Im Säuglings- und Kleinkindalter liegen häufig typische Keuchhusten-Symptome vor, während diese bei Erwachsenen, älteren Kindern und Jugendlichen häufig fehlen. In jedem Fall sollte zur Diagnosesicherung eine Labordiagnostik durchgeführt werden. Innerhalb der ersten Wochen nach Hustenbeginn ist ein Nachweis des Bakteriums in einem Nasen-Rachenabstrich über einen PCR-Test und ggf. kulturelle Anzucht empfohlen. Im späteren Krankheitsverlauf kann eine Serodiagnostik durchgeführt werden.

Komplikationen

Bei Pertussis können Komplikationen wie Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Appetitlosigkeit, Dehydrierung, Krampfanfälle, neurologische Störungen, Leistenbrüchen, Rippenbrüchen, Mastdarmvorfällen und Atemstillstand kommen. Schwere Verläufe können zum Tod führen. Todesfälle treten am häufigsten bei Kleinkindern auf, die an Lungenentzündung oder an Sauerstoffmangel im Gehirn sterben.

Pertussis kann in jedem Alter auftreten. Die Zahl der Erwachsenen und Jugendlichen, bei denen Keuchhusten diagnostiziert wird, steigt. Die Altersgruppen mit den meisten Keuchhusten-Diagnosen sind derzeit Säuglinge unter einem Jahr und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren. Alle Personen, die nicht, oder nicht vollständig gegen Bordetella pertussis grundimmunisiert oder aufgefrischt wurden, sind unabhängig von ihrem Alter gefährdet. Ein keuchhusten­ähnliches Krankheitsbild kann zudem von den verwandten Erregern Bordetella parapertussis und B. holmesii versursacht werden.

Therapiewahl

Zur Behandlung der Pertussis kommen neben einer symptomatischen Therapie vor allem Makrolidantibiotika wie Erythromycin, Azithromycin und Clarithromycin zum Einsatz.

Diagnostik

  • Nachweis von Bordetella pertussis mittels PCR: für die Durchführung der PCR-Diagnostik bei Pertussis gibt es von der ECDC konkrete Empfehlungen (Guidance and protocol Pertussis). Bevorzugt soll ein tiefer Nasopharyngealabstrich gewonnen werden.
  • Nachweis von Bordetella pertussis mittels Kultur: es ist empfohlen, zusätzlich zur PCR-Diagnostik eine kulturelle Anzucht des Erregers durchzuführen, da nur auf diese Weise eine molekularbiologische Charakterisierung sowie eine Antibiotika-Resistenztestung durchgeführt werden kann. Bevorzugt soll ein tiefer Nasopharyngealabstrich gewonnen werden.
  • Serodiagnostik: diese ist zwischen der 2. und 8. Woche nach Beginn der Hustenattacken sinnvoll. Die empfohlene Methode für eine serologische Diagnostik ist die Durchführung eines Enzyme Linked Immunosorbent Assays (ELISA) zum Nachweis von IgG-Antikörpern gegen Pertussis-Toxin.

Kontakt

In Österreich ist Referenzzentrale für Pertussis am Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien angesiedelt.

Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin
Medizinische Universität Wien
Kinderspitalgasse 15
A-1090 Wien

Tel: +43 1 40160 / 38295
Fax: +43 1 40160 / 938280

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Aktualisiert: 12.03.2024