Babesien

Babesia spp

Steckbrief

Babesien sind einzellige Parasiten, die die roten Blutkörperchen von Wirbeltieren befallen und die Babesiose genannte Erkrankung verursachen. Sie werden durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen.

Vorkommen

Babesien sind weltweit verbreitet. Die geographische Verbreitung der Zecke Ixodes ricinus (Gemeineser Holzbock, die häufigste Zeckenart in Europa) lässt vermuten, dass Babesiose beim Menschen in jedem Teil Europas auftreten könnte.

Erregerreservoir

Bekannte Wirtstiere sind Rinder, Rehe und Nagetiere

Infektionsweg

Zecken können Babesien während der Blutmahlzeit von einem infizierten Wirt (z. B. Nagetier) aufnehmen und bei einem Stich auf den Menschen übertragen. Der häufigste Überträger in Europa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) ist ein Überträger von Babesia canis canis, dem Erreger der Babesiose des Hundes („Hundemalaria“).

Inkubationszeit

Ein bis drei Wochen

Symptomatik

Beim Menschen wird die Erkrankung selten diagnostiziert. Eine Infektion verläuft häufig klinisch unauffällig, d. h. ohne Symptome. Die Erkrankung verläuft schwerer bei immunsupprimierten Personen, Patient:innen, denen die Milz entfernt wurde und älteren Menschen. Treten Symptome auf, ähneln sie in manchen Aspekten der Malaria: Es kann zu Fieber, Anämie (Blutarmut) und Ikterus (Gelbsucht) kommen. Bei akuten Fällen tritt häufig kaffeebraun bis rot gefärbter Harn auf. Schwere Fälle, die die Nieren und die Leber schädigen, können auch zum Tod führen.

Therapie

Die Behandlung hängt von der Schwere der Symptome ab. Die Babesiose-Infektion beim Menschen wird im Regelfall mit Antibiotika (Clindamycin) und Chinin behandelt.

Vorbeugung

Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung. Wesentlich zur Vorbeugung ist das Vermeiden von Zeckenstichen bzw. das rasche Entfernen von Zecken vom Körper. Dies ermöglicht eine frühzeitige Erkennung, Entfernung und minimiert somit das Risiko einer Übertragung der Bakterien.

Situation in Österreich

In Österreich wurden bislang Babesia divergens, Babesia venatorum und Babesia microti in Zecken nachgewiesen. Auch Babesiose-Erkrankungen beim Menschen mit Infektionsquelle in Österreich sind beschrieben worden. Die meisten gemeldeten Babesiose-Fälle in Europa sind auf B. divergens zurückzuführen und treten bei immunsupprimierten Personen auf, sowie bei Personen, denen die Milz entfernt wurde (die Milz spielt eine essentielle Rolle im Immunsystem, vor allem bei der Abwehr von Keimen im Blut).

Fachinformation

Folgende Kriterien, sind mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden: Parasitämie >10 %; Hämoglobin <10 g/dl; frühere Splenektomie; Atemnotsyndrom bei Erwachsenen und akutes Nierenversagen.

Die typische Behandlung der menschlichen Babesiose in Europa basiert auf Clindamycin und Chinin in Verbindung mit einer Bluttransfusion. Clindamycin kann manchmal allein eingesetzt werden, und in leichten Fällen kann eine Austauschtransfusion vermieden werden. Atovaquon in Verbindung mit Azithromycin ist ebenfalls wirksam.

Durch B. divergens verursachte Infektionen verlaufen in der Regel schwerer (häufig tödlich, wenn sie nicht angemessen behandelt werden) als durch B. microti verursachte Infektionen, bei denen in der Regel eine klinische Erholung eintritt.

Diagnostik

In der akuten Phase kann die Infektion mit Babesia sp. durch die mikroskopische Untersuchung von gefärbten Blutabstrichen bestätigt werden. Die Identifizierung der Spezies ist mit PCR möglich.

Gefärbte Blutabstriche einer mit Babesia sp. infizierten Person zeigen typische piriforme (birnenförmige) Merozoiten in Zweier- und Viererverbänden sowie runde Formen ohne parasitäres Pigment. Durch Xenodiagnose (Nachweis des Parasiten in einem anderen/“fremden“ Wirt) oder In-vitro-Kultur kann der Parasit isoliert werden. Die Serologie ermöglicht keine Speziesidentifizierung, kann aber in epidemiologischen Studien zur Bewertung der Exposition gegenüber Babesia spp. beitragen.

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Aktualisiert: 12.04.2023