Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

20 Jahre AGES Tiergesundheit in Mödling

| Lesezeit 8 min
Unternehmen Tier Events



Seit 20 Jahren ist das Zentrum für Tiergesundheit der AGES in Mödling auf Tierseuchendiagnostik, -überwachung und -forschung zur Gesunderhaltung von Tieren spezialisiert.

Das Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen der AGES in Mödling ist eine der modernsten und wichtigsten Einrichtungen zur Aufrechterhaltung der Tiergesundheit und zur Gesunderhaltung unserer Tiere in Österreich“, betonte Nationalratsabgeordneter Bürgermeister Hans Stefan Hintner, der in Vertretung von Landeshauptfrau Mikl-Leitner die „20 Jahre AGES Mödling“-Jubiläumsfeier eröffnete. „Wir sind stolz, eine so international anerkannte Tiergesundheitseinrichtung in Niederösterreich zu haben“, betonte Mödlings Bürgermeister. Rund 150 Gäste aus Politik, Behörden und Unternehmen sowie Universitäten, Forschungs- und Sozialpartner folgten der Einladung zur "20 Jahre AGES Tiergesundheit"-Feier nach Mödling und besichtigten die veterinärmedizinischen Einrichtungen. Im Anschluss diskutierten Niederösterreichs Landesveterinärdirektorin Christine Riedl, Tierproduktionsexperte der Landwirtschaftskammer Österreich Adi Marksteiner, Bundesobmann Lebensmittelhandel der Wirtschaftskammer Österreich Christian Prauchner und Bernhard Rupp, Gesundheitsexperte der Arbeiterkammer Niederösterreich, Perspektiven, Chancen und Herausforderungen im 21. Jahrhundert und regionale Strategien zu deren Bewältigung. ****

Fachlicher Schwerpunkt am AGES-Standort Mödling liegt in der Diagnostik von Tierseuchenerregern sowie bei Infektionen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können (Tollwut, Brucellose, Tuberkulose, BSE, etc.), aber auch durch Vektoren (Zecken, Gelsen, etc.) übertragbare Krankheiten (West Nil Virus, Schmallenbergvirus, FSME, Usutu-Virus, etc.), die Klimawandel-bedingt zunehmen und daher ebenso im Untersuchungsportfolio stehen. „Österreichs Tiere haben im Vergleich zu vielen europäischen Ländern einen ausgezeichneten Gesundheitsstatus und daher auch amtlich anerkannte Freiheiten wie beispielsweise für Rindertuberkulose, Rinderbrucellose, Rinderherpes, Rinderdurchfall, Blauzungenkrankhheit, Aujeszkysche Krankheit oder Scrapie.“, so AGES Geschäftsführer Thomas Kickinger. „Österreichs Status als ‚frei von‘ ist wichtig für ein Exportland. Der hohe Gesundheitsstatus österreichischer Betriebe sichert den Export gesunder Tiere und tierischer Produkte und ist somit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.“ Darüber hinaus seien „von Tier auf Mensch übertragbare Krankheiten und Antibiotika-Resistenzen große Herausforderungen für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt“, betonte Kickinger.

Vor 20 Jahren beunruhigte eine Tierseuche ganz Europa: die Rinderkrankheit BSE. Seither wurden in Österreich im Rahmen der BSE-Überwachung durch die AGES rund 2,6 Millionen Rinder untersucht. In acht Fällen wurden Rinder positiv getestet. Seit 2012 ist Österreich von der Internationalen Tiergesundheitsorganisation (WOAH) als Land mit „vernachlässigbarem BSE-Risiko“ eingestuft. Der so genannte Rinderwahn kann sich von Tieren auch auf den Menschen übertragen. „Das Vertrauen der Menschen in Lebensmittel war erschüttert. Die Lehre aus der BSE-Krise war eine verbesserte europäische Zusammenarbeit und Gründungsgrund für die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, AGES“, sagte Kickinger. Heute habe die EU laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) „eines der besten Lebensmittelsicherheitssysteme der Welt“. Das zeige sich auch in den AGES Risikobarometer-Befragungen. „Die Österreicherinnen und Österreicher haben großes Vertrauen in ihre Lebensmittel. Fast drei Viertel machen sich keine Sorgen mehr um die Sicherheit.“ Besonders zugenommen hat die Sorge über Energieversorgung, Epidemien und Tierseuchen.

„Mit modernster Analytik und Risikoüberwachungs-Expertise können Tierseuchen rasch eingedämmt werden“, so AGES Geschäftsführer Anton Reinl. Er strich den „One Health“-Ansatz der AGES hervor – also die gesamtheitliche Betrachtung von Risiken für die Gesundheit von Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt – sowie die Standort- und geschäftsfeldübergreifende Zusammenarbeit gerade in der Labor-Analytik: „In der Corona-Pandemie zeigte sich der Nutzen der Gründung der AGES für die Bewältigung von Krisen. Labor-Spezialist:innen aus der Veterinär- und Humanmedizin arbeiteten Hand in Hand, um die Methoden zu etablieren und die Gesundheitsbehörden auch bei steigende Infektionszahlen mit raschen und qualitätsgesicherten Laborergebnissen zu unterstützen.“ Reinl verwies betreffend des Antibiotikaverbrauchs in der Veterinärmedizin auf die AGES-eigene Impfstoffproduktion: „Bestandsspezifische Impfstoffe sind für zahlreiche Tierkrankheiten eine echte Alternative zum Einsatz von Antibiotika und beste Vorsorge gegenüber Resistenzen.“

112-jährige veterinärmedizinische Geschichte am AGES Standort Mödling

Der „Frei von…“-Status anzeigepflichtiger Tierkrankheiten ist das erklärte Ziel aller Bemühungen der 96 AGES-Expertinnen und Experten in Mödling, wo man auf eine 112-jährige veterinärmedizinische Geschichte zurückblicken kann. 1910 als k.u.k. Tierimpfstoffgewinnungsanstalt gegründet und seit 1927 Bundesanstalt zur Tierseuchenbekämpfung ist das Zentrum für Tiergesundheit der AGES in Mödling heute zur Gesunderhaltung von Tieren auf Tierseuchendiagnostik, -überwachung und –forschung spezialisiert. Für Institutsleiter Friedrich Schmoll ist die Veterinärmedizin in Mödling heute „eine international anerkannte Ansprechpartnerin für Fragen der Tiergesundheit und Tierseuchendiagnostik auf modernstem Wissenstand“ mit Laborkapazitäten und der veterinärmedizinischen Expertise zur Überwachung von über 30 anzeigepflichtigen Tierseuchen und weiteren Referenztätigkeiten für Infektionskrankheiten. Mödling verfügt über ein Hochsicherheitslabor für den Umgang mit hochinfektiösen Tierseuchen, modernste Laboreinrichtungen (Virologie/Serologie/ Molekularbiologie), eine Veterinärimpfstoffproduktion sowie veterinärmedizinische Untersuchungen in der Pathologie und eine Quarantänestation für Heimtiere.

Neben der BSE-Überwachung erinnerte der Veterinärmediziner an den Nachweis des humanpathogenen Vogelgrippevirus H5N1 bei Wildtieren in Österreich im Jahr 2006. Das führte zu großer Verunsicherung in der Bevölkerung und zur Einrichtung der ersten Telefon-Infoline der AGES. Mit Analytik- und Risikoüberwachungs-Expertise konnte jedoch Gewissheit geschafft werden, dass die Aviären Influenzaviren zwar bei Wasservögeln, aber bei keinem Menschen nachgewiesen wurden. Durch den Ausbruch der vektorübertragenen (Gelsen) Blauzungenkrankheit 2007 bei Rindern startete die AGES eine engmaschige Bluetongue-Überwachung. 2011 konnte nach weit über 200.000 Tests in Labors der AGES in Mödling der Status „frei von BTV“ erreicht werden. Erfolgreiche Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen führten auch bei Tollwut zum Rückgang bei Fällen im Wildtier- und Heimtierbereich. Seit 2008 wird Österreich als „frei von“ Tollwut anerkannt.

 „Unser Ziel ist es, den Status der Tiergesundheit in Österreich zu erhalten und weiter zu verbessern“, sagte Schmoll. Die Einschleppung von Tierkrankheiten wie Geflügelpest, Brucellose oder IBR/IPV lasse sich zwar nicht gänzlich verhindern, durch „engmaschige Überwachungsprogramme und etablierte Zusammenarbeit mit Veterinär- und Gesundheitsbehörden können Ausbrüche erfolgreich bekämpft werden“. In der AGES werden ansteckende Tierkrankheiten, Zoonosen und in Österreich neu auftretende Tierkrankheiten frühzeitig erkannt und überwacht. „Damit tragen wir dazu bei, die heimische Bevölkerung vor Infektionskrankheiten zu schützen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, und leisten dadurch auch einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit unserer Lebensmittel. Gesunde Tiere bedeuten auch, dass die österreichische Lebensmittel- und Landwirtschaft wettbewerbsfähig bleiben“, betonte Schmoll. Den „Schlüssel bei der Bekämpfung von Zoonosen oder Antibiotikaresistenzen“ liegt für den AGES-Experten wie auch zuvor von den AGES Geschäftsführen betont im „One Health“-Ansatz: „Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist unteilbar.“

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