Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

20 Jahre AGES Graz

| Lesezeit 8 min
Unternehmen Mensch Tier



Als Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten spielen wir eine wesentliche Rolle bei der Abklärung von Krankheitsausbrüchen, die zum Beispiel durch Listerien oder Salmonellen verursacht werden.

„Die AGES ist eine zentrale Stütze bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit von Menschen und Tieren in Österreich. Als modernste Labor-, Forschungs- und Risikobewertungseinrichtung unterstützen die Expertinnen und Experten der AGES-Institute am Standort Graz die Behörden in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittel und Veterinärwesen bei ihrer Arbeit“, betonte Nationalratsabgeordneter Josef Smolle, Gesundheitssprecher und ehemaliger Rektor der Medizinischen Universität Graz, der in Vertretung von Landeshauptmann Christopher Drexler die „20 Jahre AGES Graz“-Jubiläumsfeier eröffnete. Rund 110 Ehrengäste aus Politik, Behörden, Unternehmen, Forschungs- und Sozialpartner sowie AGES-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter verfolgten den Festakt. „Als Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten spielen wir eine wesentliche Rolle bei der Abklärung von Krankheitsausbrüchen, die zum Beispiel durch Listerien oder Salmonellen verursacht werden. Dazu nutzen unsere Lebensmittel- und Krankheitsdetektive modernste Technologie wie die Ganzgenomsequenzierung, mit der wir den genetischen Fingerabdruck verschiedenster Krankheitserreger bestimmen und quasi mit CSI-Methoden den ‚Täter‘ überführen, um gesundheitliche und volkswirtschaftliche Folgeschäden einzudämmen“, strich AGES Geschäftsführer Thomas Kickinger einen fachlichen Schwerpunkt des AGES Standortes hervor.

Das umfangreiche Wirkungsspektrum ist am Standort Graz sehr gut ersichtlich: 106 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bearbeiten unterschiedlichste Aufgaben in den Bereichen Risikobewertung und Lebensmittelsicherheit, Öffentliche Gesundheit und Tiergesundheit sowie Strahlenschutz und sorgen 365 Tage im Jahr für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt. Verschiedenste Risiken werden heute in der AGES in Graz für ganz Österreich zentral untersucht und bewertet: „Graz ist unser Hauptquartier für die Überwachung von Zoonosen (Anm. Tier-Mensch-übertragbare Krankheiten) und Antibiotikaresistenzen (Nationale Referenzzentrale). Wir unterstützen die Behörden bei der Abklärung von Ausbrüchen lebensmittelbedingter Krankheiten und unterstützen diese bei Trinkwasseruntersuchungen und Bäderhygiene. Dritter Grazer Schwerpunkt ist die Risikobewertung und Datenaufbereitung (Anm. Modellierungen, Tier-Seuchenausbreitung, interaktive Webberichte wie den Lebensmittelsicherheitsbericht, Risikobasierte Kontrollpläne, etc.) in Österreich. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag für die Gesundheit der Bevölkerung und sichere Lebensmittel“, so Kickinger.

Als „absoluten Mehrwert“ für die Sicherheit von Lebensmitteln und die Tiergesundheit bezeichnete AGES Geschäftsführer Anton Reinl die „Konzentration der Expertise aus den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Badegewässer-Überwachung und Strahlenschutz“ sowie den „Aufbau einer systematischen risikobasierten Planung und Bewertung von Risiken entlang der gesamten Lebensmittelkette samt Modellierungen“ an einem Standort. „Die Zusammenführung von nationalen Referenzzentralen und Datenbanken in der AGES Graz ist fachlich wie unternehmerisch eine Win-Win-Situation“, so Reinl. In Österreich gibt es zahlreiche Überwachungsprogramme für unterschiedliche Krankheiten und Tierseuchen. Dazu müssen verlässliche Daten zur Verfügung stehen, um den Behörden und Unternehmen zielgerichtete Stichprobenpläne zur Verfügung stellen zu können. „Unsere Statistiker:innen und Risikobewerter:innen in Graz verfügen über ausgewiesene Expertise in diesen Gebieten. So stellt zum Beispiel der international verflochtene Tierhandel bei vielen Tierkrankheiten einen wesentlichen Übertragungsweg dar. Durch die Analyse der Tierverbringungen können Überwachungsprogramme optimiert, aber auch Risikomanagement-Maßnahmen der Behörden für den Krisenfall vorbereitet werden. So haben wir beispielsweise in einem Pilotprojekt in der Steiermark ein automatisiertes Tierimport-Kontrollsystem etabliert, das mittlerweile auch in allen übrigen Bundesländern im Einsatz ist“, so der AGES Geschäftsführer.

Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten mit europaweit größter Listerien-Datenbank

Das Zentrum der AGES in Graz mit modernster Analytik und Risikoüberwachungs-Expertise verfolgt eine gesamtheitliche Betrachtung von Risiken für die Gesundheit von Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt. Der „One Health“-Ansatz wird durch fachliche Konzentrationen an den AGES Standorten und geschäftsfeldübergreifende Zusammenarbeit in der Labor-Analytik und Risikobetrachtung in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich umgesetzt. Gerade in Graz konnte ausgehend von der Gründung des Instituts für Biostatistik (2006) und der Zusammenführung der Referenzzentralen für lebensmittelbedingte Durchfallerkrankungen (2008) ein AGES-Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten (2012) und der Geschäftsbereich Daten, Statistik und Risikobewertung systematisch auf- und ausgebaut werden.

So gelang es 2010 erstmals, einen Salmonella Mbandaka-Ausbruch mit 153 bakteriologisch bestätigten Humanfällen nicht nur auf das ursächliche Lebensmittel (Konsumeier) und ursächliche Legehennenbestände (56 Produzenten) zurückzuführen, sondern bis zu einem kontaminierten Futtermittel als Quelle zurückzuleiten und damit den Lebensmittelkreislauf über alle Bereichen von Mensch, Lebensmittel, Tier und Futtermittel erfolgreich zu schließen. Mit der erfolgreichen Abklärung eines Listerien-Ausbruchs (2010) mit insgesamt 34 Erkrankungsfällen, davon 8 mit tödlichem Verlauf, wurde auch ein DNA-Fingerprinting etabliert. Im Zentrum für lebensmittelbedingte Infektionskrankheiten werden Listeria monocytogenes-Isolate aus verschiedensten Quellen (Mensch, Lebensmittel, Umwelt/Umgebung) seit 2016 auch routinemäßig einer Ganzgenomanalyse unterzogen und untereinander abgeglichen. Momentan befinden sich in der AGES-Datenbank des Referenzlabors für Listerien mehr als 15.000 Einträge. Damit führt die AGES die europaweit größte Datenbank für Listerien.

AGES unterstützt europäische Kampagne zur Wissenschaft hinter sicheren Lebensmitteln

Im Rahmen der 20 Jahre AGES-Feier wurde auch der Risikobarometer „Gesundheit und Umwelt“ präsentiert. Die Österreicher:innen haben großes Vertrauen in ihre Lebensmittel: Fast drei Viertel machen sich keine Sorgen um die Sicherheit. Die höchste Beunruhigung besteht aktuell bei Umweltverschmutzung, Klimawandel und sozialer Ungleichheit. Besonders zugenommen hat die Sorge über Energieversorgung, Epidemien und Tierseuchen. In der Wahrnehmung der Österreicher:innen genießt die AGES ein sehr hohes Vertrauen und nimmt eine Vorreiterrolle ein, wenn es um die Kommunikation von Risiken zu den Themen Klimawandel, Umwelt, Gesundheit und Ernährung geht.

Im Anschluss diskutierten Gesundheitssprecher Josef Smolle, Landessanitätsdirektorin Ilse Groß, Peter Pless, Leiter des Fachteams Labor und Zoonosen des Landes Steiermark, und Landwirtschaftskammer-Direktor Werner Brugner Perspektiven, Chancen und Herausforderungen im 21. Jahrhundert und regionale Strategien zu deren Bewältigung. Das Überwachen von Zoonosen und neuen Erregern sowie das schnelle Erkennen und Abklären von lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen wurde neben neuer Fragestellungen wie Klimawandel, Ernährungssicherung sowie Antibiotikaresistenzen und Antibiotikaverbrauch in der Human- und Veterinärmedizin als Problem für die Gesundheit von Mensch und Tier besprochen.

Das Thema „Wissenschaft hinter sicheren Lebensmitteln“ wird derzeit von der AGES in Kooperation mit der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA in einer Informations-Kampagne für die Bevölkerung #EUChooseSafeFood (Sichere Lebensmittel für die EU) in leicht verständlicher Sprache sichtbar gemacht. Lebensmittelbedingte Erkrankungen spielen bei der Social Media-Kampagne eine wichtige Rolle, da die meisten Lebensmittelvergiftungen in Europa durch Bakterien aus rohen Lebensmitteln verursacht werden, die mit verzehrfertigen Lebensmitteln in Kontakt gekommen sind. Für Verbraucher:innen gibt’s darüber hinaus Tipps für die Küchenhygiene und den richtigen Umgang mit Lebensmitteln.

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