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Die Lyme-Borreliose ist eine durch Spirochäten, das sind Bakterien der Gattung Borrelia, verursachte Infektionskrankheit. Über 30 Prozent der Ixodes ricinus-Zecken (gemeiner Holzbock; häufigste Zeckenart in Zentral- und Nordeuropa) sind mit Borrelien infiziert. Diese Borrelien befinden sich im Darm der Zecke und können nach einer etwa 24 Stunden (6-48 Stunden) dauernden Blutmahlzeit einer anhaftenden Zecke auf das Wirtstier/den Menschen übertragen werden.
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Ixodes ricinus-Zecken übertragene Infektionskrankheit auf der nördlichen Hemisphäre. Sie wird in Mitteleuropa und in den skandinavischen Ländern besonders häufig beobachtet. Aufgrund der Klimaerwärmung dehnt sich das Verbreitungsgebiet der infizierten Zecken kontinuierlich nach Norden aus. Ab ca. sieben Grad Celsius Bodentemperatur wird Ixodes ricinus aktiv. Circa drei Prozent der von Ixodes ricinus-Zecken gestochenen Personen erkranken an Lyme-Borreliose, für Österreich sind das geschätzte 25.000 bis 70.000 Lyme-Borreliose-Patienten pro Jahr.
Symptome
Symptome der Lyme-Borreliose zeigen sich an Haut, Nervensystem, Gelenken, Herz und Augen.
Erythema migrans (Wanderröte) ist die häufigste Krankheitserscheinung der Lyme-Borreliose (> 80 Prozent aller Fälle). Das Erythema migrans entwickelt sich frühestens 2-3 Tage nach dem Zeckenstich um die Zeckenstichstelle als sich vergrößernder roter oder blauroter Fleck mit oder ohne spätere zentrale Aufhellung. Der äußere Rand ist deutlich abgesetzt, oft intensiver gefärbt und nicht merklich erhaben. Ab einem Durchmesser von mindestens fünf Zentimeter wird die Diagnose vom erfahrenen Arzt klinisch gestellt. Falls der Durchmesser kleiner ist, sind für die Diagnose ein gesicherter Zeckenstich, ein mindestens zwei Tage verzögertes Auftreten des Erythems nach dem Zeckenstich und ein größer werdendes Erythem an der Zeckenstich-Stelle erforderlich.
Begleiterscheinungen: lokaler Juckreiz/Brennen bei 38 Prozent, Müdigkeit bei 19 Prozent, Kopfschmerzen bei 14 Prozent, Gelenksschmerzen (Arthralgien) bei 11 Prozent und Muskelschmerzen (Myalgien) bei 6 Prozent.
Erythema migrans auf der linken Brust.
Erythema migrans im Lendenbereich.
Erythema migrans am linken Oberschenkel.
Borrelien-Lymphozytom am linken Ohr.
Borrelien-Lymphozytom ist ein schmerzloser, blauroter Knoten oder Fleck, gewöhnlich am Ohrläppchen, Ohrmuschelrand, an der Brustwarze oder dem Hodensack. Es tritt häufiger bei Kindern (speziell am Ohr) auf als bei Erwachsenen.
Acrodermatitis chronica atrophicans bei einer 70jährigen Patientin.
Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) ist eine durch Lyme-Borrelien verursachte, chronisch fortschreitende, nicht spontan abheilende Hauterkrankung. ACA beginnt mit einer roten oder blauroten Veränderung der Haut, gewöhnlich an den Streckseiten von Armen oder Beinen, die lange bestehen bleiben kann. Später kommt es zum Schwinden aller Hautschichten (Hautatrophie), die Haut wird dünn „wie Zigarettenpapier“ und leicht verletzlich. Im betroffenen Hautbereich können Neuropathien (Schädigungen der Nerven) auftreten. Bei lang bestehender ACA werden auch die Gelenke im betroffenen Hautbereich in Mitleidenschaft gezogen. Über Knochenvorsprüngen können sich Hautverdickungen und langsam größer werdende, schmerzlose, fibroide Knoten (gutartige Tumoren) entwickeln.
Lyme-Neuroborreliose tritt bei Erwachsenen hauptsächlich als Gehirnhaut-Entzündung und als sehr schmerzhafte Nervenwurzel-Entzündung auf (Garin-Bujadoux-Bannwarth-Syndrom). Selten werden Gehirn-Entzündung (Enzephalitis), Rückenmarks-Entzündung (Myelitis) und sehr selten eine Entzündung der Gehirn-Gefäße (zerebrale Vaskulitis) beobachtet. Bei Kindern zeigt sich die Lyme-Neuroborreliose hauptsächlich als Gesichtslähmung (Fazialisparese) oder milde Gehirnhaut-Entzündung.
Lyme-Arthritis ist charakterisiert durch wiederkehrende Attacken oder andauernde objektive Gelenksschwellung in einem Gelenk oder in wenigen großen Gelenken. Der Ausschluss anderer Ursachen ist notwendig.
Lyme-Karditis tritt selten auf und ist charakterisiert durch Reizleitungsstörungen und Herzrhythmusstörung; vereinzelt wurden auch Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Entzündung aller Herzwandschichten (Pankarditis) beobachtet. Der Ausschluss anderer Ursachen ist notwendig.
Augen-Entzündungen durch Erreger der Lyme-Borreliose werden sehr selten beobachtet. Sie können die Bindehaut (Konjunktivitis), Regenbogenhaut (Uveitis), Lederhaut (Episkleritis) und Hornhaut (Keratitis) sowie auch den Sehnervkopf (Papillitis) betreffen.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Behandlung
Die Behandlung der Lyme-Borreliose erfolgt mit geeigneten, oral oder intravenös zu verabreichenden Antibiotika über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen, in Einzelfällen über vier Wochen.
Vorkommen in Österreich
In Österreich erkranken 25.000 bis 70.000 Menschen pro Jahr an Lyme-Borreliose.
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auch Zecken-Enzephalitis genannt, wird durch das FSME-Virus, das sich im Speichel mancher Zecken befindet, ausgelöst. Die Zecke überträgt die Viren sofort nach erfolgtem Stich. Das FSME-Virus vermehrt sich in menschlichen Nervenzellen. Die Erkrankung ist meldepflichtig und verläuft im typischen Fall in zwei Phasen.
Symptome
In der ersten Phase treten rund sieben Tage bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich grippeartige Beschwerden wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Gelenkbeschwerden auf. Diese Symptome (Krankheitszeichen) verschwinden nach wenigen Tagen, und an einen Zusammenhang mit einem Zeckenstich wird nur selten gedacht. Für die meisten Patienten ist damit die Krankheit vorüber und sie sind wahrscheinlich lebenslänglich immun gegen FSME-Viren.
Bei etwa fünf bis 15 Prozent der Patienten kommt es nach einem beschwerdefreien Intervall zu einer zweiten Krankheitsphase mit Befall des zentralen Nervensystems. Die Symptome dieser Hirnhaut- oder Hirnentzündung sind starke Kopfschmerzen, Lichtscheue, Schwindel, Konzentrationsstörungen, Sprechstörungen, sowie Gehstörungen. Diese Krankheitszeichen können Wochen bis Monate andauern. Bei schweren Verläufen können Lähmungen der Arme, Beine oder der Gesichtsnerven auftreten und zu bleibenden Behinderungen führen. Etwa ein Prozent der Patienten mit neurologischen Symptomen stirbt an FSME. Bei Kindern verläuft die Krankheit in den meisten Fällen mild, das heißt ohne schwere oder bleibende Schädigungen.
Prävention
Vor der Infektion mit FSME schützt eine Impfung. Gegen die Krankheit gibt es keine spezifische Therapie, die Behandlung zielt auf eine Linderung der Symptome ab.
Vorkommen in Österreich
Österreich gehört zu den am stärksten von der FSME betroffenen Gebieten Europas. In allen Bundesländern kommen mit FSME-Viren belastete Zecken vor. Jährlich werden aus allen Bundesländern Krankheitsfälle gemeldet.
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
12
23
36
52
32
62
53
33
65
60
67
103
49
100
81
79
95
123
154
Anaplasmose
Anaplasmen (Anaplasma phagocytophilum) sind kleine, gramnegative pleomorphe Stäbchen-Bakterien, die sich primär in Wirtszellen vermehren, also obligat intrazellulär sind. In den befallenen Zellen im Blut, den weißen Blutkörperchen (Granulozyten), liegen Anaplasmen als kleine maulbeerartige Einschlüsse vor, Morulae genannt. Beim Menschen können sie gelegentlich eine sehr schwer verlaufende fieberhafte Erkrankung, die Humane Granulozytäre Anaplasmose, verursachen.
In der Tiermedizin ist der Krankheitserreger seit 1932 bekannt, über die erste Infektion beim Menschen wurde in den 1990-er Jahren berichtet. Die Übertragung auf Menschen erfolgt durch Zeckenstiche. Der häufigste Überträger in Europa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus).
Symptome
Bis zu 75 Prozent von Anaplasmen-Infektionen verlaufen ohne erkennbare Krankheitszeichen (Symptome). Nach einer Inkubationszeit von etwa 5 bis 30 Tagen kann es zu grippeähnlichen Symptomen (hohes Fieber, Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen) kommen. Selten treten Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall (Diarrhoe) auf. Bei Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem können schwere Komplikationen wie Multiorganversagen, Gehirnhautentzündung und ein akutes Atemnotsyndrom auftreten. Die Sterblichkeit der unbehandelten Anaplasmose soll bei 2 bis 3 Prozent liegen.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich
Erstmalig wurde Anaplasma phagocytophilum-DNA im Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) und Rotwild im Jahr 2002 nachgewiesen. Das Vorkommen von Anaplasmen in Zecken und Rotwild wurde seitdem wiederholt bestätigt. Humane Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich wurden bislang zweimal (2017, 2018) dokumentiert.
Neoehrlichiose
Diese Krankheit wird durch das obligat intrazelluläre Bakterium Neoehrlichia mikurensis verursacht. Erstmals diagnostiziert wurde Neoehrlichiose 2010 in der Schweiz. Infektionen wurden in der Folge auch bei Personen aus Schweden, Deutschland, der Tschechischen Republik, Österreich und China nachgewiesen.
Symptome
Die Symptome (Krankheitszeichen) der Neoehrlichiose sind unspezifisch: Nach einer Inkubationszeit von circa 7 bis 14 Tagen kommt es zu Unwohlsein, Muskel- und Gelenkschmerz, hohem Fieber bis zu 40 °C sowie Gewichtsverlust. Weitere in der Literatur beschriebene Symptome umfassen unter anderem Kopfschmerz, Husten, Übelkeit und Erbrechen. Die Dauer des Fiebers wird mit bis zu acht Monaten angegeben. In der Labordiagnostik zeigt sich eine Anämie (Blutarmut).
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich
Rund vier Prozent der Zecken sind mit dem Bakterium Neoehrlichia mikurensis infiziert. In Wien und Tirol sind die Zecken mit knapp über acht Prozent am häufigsten betroffen. Humane Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich wurden wiederholt dokumentiert, aber fast ausschließlich bei PatientInnen mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems, wie etwa bei Leukämie, Rheuma oder nach Organ-Transplantation. Im Jahr 2016 ist es an der Medizinischen Universität Wien gelungen, das Bakterium bei einer ansonsten gesunden Patientin mit Fieber unbekannter Ursache nachzuweisen.
Rickettsiose
Rickettsien sind weltweit verbreitete, obligat intrazelluläre Bakterien, die sich ausschließlich in lebenden Zellen vermehren können. Man findet sie in Zecken sowie in Milben, Flöhen und Läusen. Nur wenige Rickettsien-Arten sind Krankheitserreger des Menschen.
Die durch Zecken übertragenen Rickettsien werden als Zeckenstichfieber-Gruppe zusammengefasst.
Zu ihr gehört das in Amerika beheimatete Rocky-Mountain-Fleckfieber, hervorgerufen durch Rickettsia rickettsii, und eine durch R. parkeri hervorgerufene Rickettsiose. Als Überträger fungieren dort Dermacentor variabilis, D. andersonii und Amblyomma maculatum.
Zum Rickettsia conorii-Komplex gehören unter anderem das Mittelmeer-Zeckenstichfieber, übertragen durch die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Zudem wurde 2002 von der Universität Marseille der Fall eines 36-jährigen Patienten berichtet, der nach einem Zeckenstich durch Hyalomma marginatum in Marokko an einem fieberhaften Infekt mit generalisiertem Hautausschlag erkrankte, verursacht durch Rickettsia aeschlimannii. Weitere Rickettsienarten in Europa sind R. helvetica, R. monacensis, R. raoultii und R. slovaca. Letztere Rickettsienart verursacht eine TIBOLA (tick-borne lymphadenopathy) genannte Erkrankung, übertragen durch Dermacentor marginatus.
Das Läuse-Fleckfieber ist eine durch Rickettsia prowazekii verursachte meldepflichtige Infektionskrankheit. Es ist eine typische Erkrankung der Unkultur, die in Krieg- und Notzeiten auftritt und vor allem durch die Kleiderlaus, nur selten durch Zecken, übetragen wird.
Symptome
Beim Rocky-Mountain-Fleckfieber beträgt die Inkubationszeit wenige Tage bis zu zwei Wochen. Symptome sind plötzlich ansteigendes Fieber, Kopfschmerz, Übelkeit mit Erbrechen, Muskelschmerzen und Hautausschlag an Handgelenken, Fußknöcheln und Unterarmen. Der Ausschlag ist nur etwa bei jeder/m zweiten PatientIn zu beobachten.
Das Mittelmeer-Zeckenstichfieber ist eine schwer verlaufende Erkrankung mit hohem Fieber, starken Muskel- und Gelenksschmerzen, Müdigkeit sowie Abgeschlagenheit. PatientInnen mit Grunderkrankungen sind in deutlich höherem Maß gefährdet.
Beim Läuse-Fleckfieber kommt es nach einer Inkubationszeit von 10 bis 14 Tagen zu Schüttelfrost, zunehmend hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Bewusstseinstrübung (wenn das Gehirn mit betroffen ist). Typisch ist ein blau- bis rotfleckiger Hautausschlag.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich
Rund 17 Prozent der Ixodes ricinus-Zecken sind mit Rickettsien (R. helvetica, R. raoultii, R. monacensis, R.slovaca) infiziert. Im Raum Wien war etwa jede zweite Zecke mit Rickettsien infiziert, gefolgt von Kärnten (23,8 Prozent positiv) und Niederösterreich (18,8 Prozent positiv). Humane Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich wurden in den letzten Jahrzehnten nicht dokumentiert.
Dem Läuse-Fleckfieber kam in Österreich noch bis in die Nachkriegsjahre große Bedeutung zu.
Rückfallfieber-Borreliosen
Borrelia miyamotoi-Borreliose
Borrelia miyamotoi wurde 1995 in Ixodes persulcatus-Zecken auf Hokkaido, Japan, entdeckt. Die damals aufregende Neuigkeit war, dass eine neue Rückfallfieber-Borrelien-Art in Schildzecken entdeckt wurde. Vektoren aller anderen Zecken-Rückfallfieber-Borrelien sind Lederzecken. Erst 2011 wurden Erkrankungsfälle durch B. miyamotoi aus Russland und nachfolgend aus den USA, Europa und Japan berichtet. Die Erkrankung verläuft mit grippeartigen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schüttelfrost. Eine Meningoenzephalitis durch B. miyamotoi wurde bei einem schwer immungeschwächten Patienten berichtet. Man hat die Bezeichnung Schildzecken-Rückfallfieber-Borreliose vorgeschlagen. Allerdings gibt es bisher noch keine klaren Falldefinitionen für eine durch B. miyamotoi induzierte Erkrankung.
Prävention Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich In Österreich wurde das Vorkommen von Borrelia miyamotoi in Zecken erstmals im Jahr 2015 belegt. Ein Erkrankungsfall mit Infektion in Österreich wurde bisher erst einmal dokumentiert.
Zecken- und Läuse-Rückfallfieber
Das Zecken-Rückfallfieber tritt in erster Linie in Afrika, Asien, Amerika (Nord-, Mittel- und Süd), im Nahen Osten, in Süd-Russland sowie sporadisch im Mittelmeerraum (Spanien, Portugal) auf. Lederzecken der Gattung Ornithodorus sind Reservoir und Überträger der Rückfallfieber-Borrelien – mit Ausnahme von B. duttonii, wofür der Mensch selbst das Reservoir darstellt.
Das Läuse-Rückfallfieber ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit, die durch Borrelia recurrentis verursacht wird. Es ist eine typische Erkrankung der Unkultur, die in Kriegs- und Notzeiten auftritt und vor allem durch die Kleiderlaus, nur selten durch Zecken, übertragen wird.
Symptome
Nach einer Inkubationszeit von 1–14 Tagen (häufig etwa fünf Tage) beginnt die Erkrankung mit plötzlichem hohen Fieber, Gelenk-, Kopf-, Brust- und Gliederschmerzen, Übelkeit und teilweise Atemnot. Es können Husten und ein kleinfleckiges Exanthem (Hautausschlag) hinzutreten. Auch verstärkte Blutungsneigung mit Nasenbluten und Einblutungen in die Haut sind nicht selten, ebenso Bewusstseinseintrübung und Gelbfärbung der Haut (Ikterus). Der erste Fieberschub dauert etwa 5–7 Tage, gefolgt von einem fieber- und symptomfreien Intervall von 1–21 Tagen (häufig 5–7 Tage). Die folgenden Fieberanfälle nehmen in der Regel an Dauer und Intensität ab. Zudem kann auch das Zentralnervensystem in Form einer Hirnhautentzündung (Meningitis) befallen werden. Die Rückfallfieber-Borreliose kann mit Antibiotika behandelt werden, unbehandelt liegt die Sterblichkeit bei etwa 20 Prozent.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich
In Österreich erworbene (autochthone) Fälle sind nicht bekannt. Bei uns in den letzten Jahren nachgewiesene Zecken- und Läuse-Rückfallfieber-Fälle waren ausnahmslos importierte Erkrankungen.
Tularämie
Die Tularämie (Hasenpest) ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit, die durch Francisella tularensis, ein gramnegatives Bakterium, das österreichweit vor allem in den österreichisch-slowakischen Grenzlandschaften entlang der March, endemisch ist, verursacht wird. Verschiedene Kleinsäuger wie Nager und Hasen fungieren als Reservoir. In Mäusen aus diesen Gebieten lassen sich Mischinfektionen mit verschiedenen Borrelienarten und mit Francisella tularensis nachweisen.
Francisella tularensis findet sich sowohl in Dermacentor- als auch in Ixodes ricinus-Zecken. Der Übertragungsweg durch Zeckenstich ist ungewöhnlich. Infektionswege sind gewöhnlich Haut- oder Schleimhautkontakt mit infektiösem Tiermaterial, der Verzehr von nicht ausreichend erhitztem kontaminiertem Fleisch oder anderen Lebensmitteln, sowie Aufnahme von kontaminiertem Wasser oder Inhalation von kontaminiertem Staub.
Symptome
Bei der Übertragung durch Zeckenstich entsteht um die Stichstelle ein ausgestanztes Geschwür (Eschar-ähnlich), gefolgt von regionaler Lymphadenitis (Lymphknotenentzündung) und gelegentlich Fieber (ulzeroglanduläre Form). Bei der aerogenen Übertragung kann eine hochfieberhafte Lungenentzündung entstehen. Die mikrobiologische Diagnostik ist insbesondere wegen der Abgrenzung gegenüber Rickettsiosen und der Durchführung einer geeigneten Therapie notwendig.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich
Von den in der West Slowakei in den Jahren 1985 bis 1998 beobachteten 418 Tularämie-Fällen wurden 45 durch Zeckenstich übertragen. In Österreich wurden zwischen 01.01.2009 und 31.03.2018 insgesamt 42 Fälle von Tularämie beim Menschen gemeldet, der genaue Übertragungsweg ist in den meisten Fällen nicht bekannt.
Babesiose
Babesien sind einzellige Parasiten, die die roten Blutkörperchen von Wirbeltieren befallen. Die Übertragung auf Menschen erfolgt durch Zeckenstich. Der häufigste Überträger in Europa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) ist ein Überträger von Babesia canis canis, dem Erreger der Babesiose des Hundes („Hundemalaria“).
Symptome
Beim Menschen wird die Erkrankung selten diagnostiziert; eine Infektion verläuft häufig klinisch unauffällig, also ohne Symptome. Treten Symptome auf, ähneln sie in manchen Aspekten der Malaria; die Inkubationzeit beträgt circa ein bis drei Wochen. Es kann zu Fieber, Anämie (Blutarmut) und Ikterus (Gelbsucht) kommen. Bei akuten Fällen tritt häufig kaffeebraun bis rot gefärbter Harn auf.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung.
Vorkommen in Österreich
In Österreich wurden bislang Babesia divergens, Babesia venatorum und Babesia microti in Zecken nachgewiesen. Humane Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich wurden bislang nicht dokumentiert.
Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber
Diese Erkrankung wird durch das Krim-Kongo-Fieber-Virus (CCHFV) verursacht. Die Übertragung des Virus erfolgt durch Hyalomma-Zecken, die unter anderem in wärmeren Regionen Südosteuropas (Bulgarien, Kosovo) und Asiens (Türkei) vorkommen. Über 30 Hyalomma-Arten wurden als Überträger identifiziert. Haus- und Wildtiere, z.B. Kühe, Schafe, Kamele oder Ziegen fungieren als Wirte zur Verbreitung des Erregers. Erstmals wurde das Virus 1956 in Afrika (Kongo) aus der Blutprobe eines Erkrankten isoliert. Das Krankheitsbild "Hämorrhagisches Krim-Fieber" war schon seit 1944 bekannt.
Eine Übertragung des Erregers kann auch durch direkten Kontakt mit Blut oder Fleisch von infizierten Tieren erfolgen. Auch nosokomiale Infektionen (Ansteckungen in Krankenhäusern) wurden wiederholt dokumentiert. Im August 2016 verstarb in Spanien erstmals eine Person am Krim-Kongo-Fieber, die in Spanien durch einen Zeckenstich infiziert worden ist.
Symptome
Die Krankheitszeichen treten meist drei bis sieben Tage nach der Ansteckung auf. Die Krankheit beginnt plötzlich mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Erbrechen, und Durchfall. Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zu Hautausschlägen und allgemeinen Blutungen kommen. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 2 und 50 Prozent.
Prävention
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung. Als Vorbeugemaßnahme wird in betroffenen Gebieten der Schutz vor Zeckenstichen empfohlen (Insektenschutzmittel, geschlossene helle Kleidung, regelmäßige Selbstuntersuchung nach Zecken).
Vorkommen in Österreich
Seit 2015 wurden Hyalomma-Zecken wiederholt in Deutschland nachgewiesen. Im Oktober 2018 gelang der Veterinärmedizinischen Universität Wien der erstmalige Nachweis von Hyalomma marginatum für Österreich; die Zecke erwies sich als frei von Krim-Kongo-Fieber-Virus (CCHFV). Humane Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich wurden bislang noch nie dokumentiert.
Alpha-Gal Syndrom
Diese Allergie auf den Zucker Galactose-alpha-1,3-Galactose (Alpha-Gal) wird bei manchen Menschen durch den Stich bestimmter Zeckenarten verursacht. Erstmals beschrieben wurde das Alpha-Gal Syndrom 2009 in den USA. In der Folge wurde diese Form der Allergie auch bei Personen auf weiteren Kontinenten, darunter Europa (Schweden, Norwegen, Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich, Österreich), nachgewiesen.
Symptome
Die Reaktionen treten 3-6 Stunden nach dem Verzehr von Säugetierprodukten (rotem Fleisch, Gelatine, Milchprodukten, etc.) auf, beginnend mit starkem Juckreiz, oft am gesamten Körper, teilweise begleitet durch Hautausschläge (Urticaria). Bei starken Reaktionen kann es zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall (Diarrhoe), geschwollenen Händen bis hin zu Atemnot, Blutdruckabfall und Ohnmacht (anaphylaktischen Reaktionen) kommen.
Prävention
Gegen diese Allergie gibt es keine spezifische Therapie. PatientInnen wird empfohlen rotes Fleisch (Rind, Schwein, Schaf, Wild, etc.) sowie Gelatine zu meiden. Sollten auch Milchprodukte Beschwerden verursachen, sind auch diese zu meiden. Betroffenen PatientInnen wird meist ein Notfallset mit Medikamenten verschrieben.
Vorkommen in Österreich
In Österreich erworbene Fälle sind bekannt.
Weitere Informationen über Zecken vermittelte Infektionskrankheiten können vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie (fungiert als Nationale Referenzzentrale für Borreliose und andere durch Zecken vermittelte bakterielle Infektionskrankheiten) im Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der Medizinischen Universität Wien bezogen werden.
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