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Trichinellennachweis bei Rotfüchsen (Vulpes vulpes) in Westösterreich

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Wissen Aktuell Veterinärmedizin



Aktuelle Untersuchungsergebnisse

Trichinellen (Trichinella spp.) gehören zu den Fadenwürmern (Nematoden) und deren Larven können in der Muskulatur von Wild- und Hausschweinen, Pferden, Dachsen und Bären sein, und den Menschen durch den Verzehr von rohem und nicht ausreichend erhitztem Fleisch infizieren. Eine Infektion kann für den Menschen tödlich verlaufen. Deswegen werden die für den menschlichen Verzehr bestimmten Tiere routinemäßig auf Trichinellen untersucht (DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2015/1375).

In Europa ist das Vorkommen von vier unterschiedlichen Trichinenarten bestätigt. In Österreich gibt es Nachweise von Trichinella spiralis beim Fuchs, Trichinella pseudospiralis beim Wildschwein (GLAWISCHNIG et al., 2016) und Trichinella britovi bei Wildschwein, Dachs und Fuchs.

Rotfüchse gelten als ein wichtiges Reservoir für Trichinella britovi (GOTTSTEIN et al., 2009). Ein Eintrag von Trichinellen über Fuchskadaver via Wildschweinen in die menschliche Nahrungskette stellt in den Überlappungsgebieten von Fuchs und Wildschwein ein potentielles Risiko dar. Durch die kontinuierliche Ausbreitung der Wildschweine und die Zunahme der Fuchspopulation erhöht sich die Anzahl dieser Risikogebiete (DUSCHER et al., 2005; MASSEI et la., 2015; STATISTIK AUSTRIA 2019).

Eine Untersuchung von Füchse ist daher eine Maßnahme, Häufigkeit und die geografische Verbreitung dieses Parasiten im silvatischen Zyklus zu erheben.

In dieser beschriebenen Studie wurden 1379 Füchse (beprobt in den Jahren 2013-2018) aus den Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg auf Trichinellen untersucht. Zur Analyse wurde die Verdauungsmethode an je 10 g Vorderextremitätenmuskulatur eingesetzt (DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2015/1375). Dabei wurde insgesamt bei 3 % der Füchse (95%iges Konfidenzintervall KI: 2,2-4,1 %) Trichinellen (Trichinella britovi) in der Muskulatur festgestellt. Ältere Füchse waren 2,7x häufiger befallen als junge Tiere. Füchse aus Vorarlberg waren mit 6,8 % (95% KI: 4,6-9,6 %) häufiger Träger der Trichinellenlarven als Füchse aus Salzburg (1,1 % [95% KI: 0,3-2,4 %]) oder Tirol (1,7 % [95% KI: 0,7-3,3 %]). Diese für Vorarlberg doch hohe Prävalenz ist auffällig, besonders im Hinblick auf die vorhergehenden Untersuchungen in früheren Jahren, die 3 % (SCHÖPF, 1996) oder 1,3 % (KROIS et al., 2005) geliefert haben. Allerdings wurden hier auch andere Untersuchungstechniken angewandt. Nichtsdestotrotz sind Prävalenzen in den Nachbarländern mit 1,6 % und 1 % für Schweiz und Bayern ebenfalls nicht so groß (FREY et al., 2009; NÖCKLER 2005). Vorarlberg hat die höchste derzeit in Österreich bekannt Prävalenz.

Als Vorkehrungsmaßnahmen sollte die seuchensichere Entsorgung von Fuchskernen angedacht werden. So könnte die Infektionskette Fuchs-Fuchs aber auch Fuchs-Wildschwein unterbrochen werden.

Ebenfalls ist eine lückenlose und konsequente Durchführung der Trichinellenuntersuchung bei jenen für den menschlichen Verzehr bestimmten Wildtierarten, die auch Träger von Trichinellen sein können, essentiell.

Literaturverzeichnis

DUSCHER, G., WINKELMAYER, R., PROSL, H. (2005): Schwarzwildverbreitung in Gebieten mit Trichinellenfunden bei Füchsen in Österreich. Wien Tierarztl Monat – Vet Med Austria 92, 315-321.

GLAWISCHNIG, W., WUNSCH, A., FÖTSCHL, H., VANEK, E. (2016). Erstnachweis von Trichinella pseudospiralis bei Wildschweinen in Österreich. Wien Tierarztl Monat – Vet Med Austria 103, 183-187.

FREY, C.F., SCHUPPERS, M.E., MÜLLER, N., RYSER-DEGIORGIS, M.P., GOTTSTEIN, B. (2009): Assessment of the prevalence of Trichinella spp. in red foxes and Eurasian lynxes from Switzerland. Vet Parasitol 159, 295-299.

GOTTSTEIN, B., POZIO, E., NÖCKLER, K. (2009): Epidemiology, diagnosis, treatment and control of Trichinellosis. Clin Microbiol Rev 22, 127-145.

KROIS, E., NÖCKLER, L., DUSCHER, G., JOACHIM, A., KAPEL, C.M.O., PROSL, H. (2005): Trichinella britovi beim Rotfuchs (Vulpes vulpes) in Österreich. Wien Tierarztl Monat – Vet Med Austria 92, 308-314.

MASSEI, G., KINDBERG, J., LICOPPE, A., GACIC, D., SPREM, N., KAMLER, J., BAUBET, E., HOHMANN, U., MONACO, A., OZOLINS, J., CELLINA, S., PODGORSKI, T., FONSECA, C., MARKOV, N., POKORNY, B., ROSELL, C., NAHLIK, A. (2015): Wild boar populations up, numbers of hunters down? A review of trends and implications for Europe. Pest Manag Sci 71, 492-500.

NÖCKLER, K. (2005): Vorkommen und Bedeutung von Trichinella spp. in Deutschland. Wien Tierarztl Monat – Vet Med Austria 92, 301-307.

SCHÖPF, B. (1996): Zum Vorkommen von Trichinella spiralis beim Rotfuchs (Vulpes vulpes) in Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Dissertation, Veterinärmedizinische Universität Wien.
STATISTIK AUSTRIA (2019): https://www.statistik.at/services/tools/services/publikationen/detail/961; letzter Zugriff: 19.09.2022.

Rechtsnormen
DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) 2015/1375 DER KOMMISSION vom 10. August 2015 mit spezifischen Vorschriften für die amtlichen Fleischuntersuchungen auf Trichinen. Amtsblatt der Europäischen Union, L212/7-34.

Originalarbeit
GLAWISCHNIG, W., SUN, H., SCHLEICHER C., SCHÖPF, K., Wiener Tierärztliche Monatsschrift - Vet Med Austria 106, 242–248. https://www.wtm.at/Current-Issue.php

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Aktualisiert: 14.09.2022

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