Schadorganismus
Die wichtigste Infektionsquelle sind die Schlauchsporen (Ascosporen) des Schorfpilzes (Venturia inaequalis), die während der Vegetationsruhe in winzigen Schlauchfruchtkörpern (Pseudothecien) im Fall-Laub gebildet werden. Sobald die ersten Sporen reifen (etwa Anfang April) können sie nach Niederschlägen aus den Fruchtkörpern ausgeschleudert werden und junge Blätter infizieren. Da die Ascosporen nicht gleichzeitig reifen, können sie bis ca. Mitte Juni Infektionen hervorrufen. Etwa 10-20 Tage nach erfolgtem Befall werden die ersten Blattflecken sichtbar, an deren Oberfläche sich die Sommersporen (Konidien) entwickeln. Sie sind für die weiteren Infektionen bis zum Ende der Vegetationszeit verantwortlich. Die Entwicklung von mehr als 10 Pilzgenerationen pro Jahr ist keine Seltenheit.
Bei starkem Befall kann der Schorfpilz auch am Baum (an infizierten Trieben) überwintern und zeitige Infektionen im Frühjahr hervorrufen.
Symptome
An den Blättern: samtartige, olivgrüne, verwaschene Flecken bis 1 cm Durchmesser; vorwiegend an der Blattoberseite. Das Zentrum der Schadstellen verdorrt oder vernarbt allmählich. Flecken, die aus Sekundärinfektionen entstanden sind, bleiben kleiner, sind aber je Blatt zahlreicher. Bei zeitigem Befall vergilben die Blätter und fallen ab.
An den Früchten: Im Frühjahr entstehende braunschwarze Flecken führen später zu Rissbildungen der Fruchtschale, da das geschädigte Gewebe nicht mit der Frucht mitwachsen kann. Ab Spätsommer erscheinende Flecken bleiben kleiner und können bei sehr spätem Befall auch erst am Lager sichtbar werden (Lagerschorf). Schwerer Befall führt zu Verkrüppelungen, die Früchte können in ihrer Entwicklung stehen bleiben.
Wirtspflanzen
Der Erreger des Apfelschorfs kann neben Apfel auch Weißdorn, Eberesche und Feuerdorn infizieren. Birnen werden durch einen nahe verwandten Pilz befallen (Venturia pirina), der fast idente Symptome verursacht. Die Anfälligkeit der verschiedenen Apfelsorten ist sehr unterschiedlich.
Verbreitung
Apfelschorf tritt weltweit auf.
Vorbeugung
- Lagen mit Nebelhäufigkeit und langen Blattnässeperioden meiden
- ausgewogene Schnittmaßnahmen setzen (da nur junge Blätter anfällig sind, ist ein zeitiger Abschluss des Triebwachstums günstig) und für gute Durchlüftung der Baumkrone sorgen
- Abbau des Fall-Laubes beschleunigen (Mulchen und Einfräsen, Regenwurmförderung, Harnstoffbehandlung)
- Sortenwahl: Die Hauptsorten im Intensivobstanbau sind alle mittel bis stark schorfanfällig und müssen entsprechend oft mit Fungiziden behandelt werden. Daneben erlangen schorfresistente Apfelsorten zunehmende Bedeutung (z. B.: Topaz, Goldrush, Rubinola, Goldstar). Teilresistente Sorten: Discovery, Empire
Bekämpfung
Voraussetzung für die gezielte Schorfbekämpfung sind aktuelle Informationen zur Schorfgefahr. Ein Einsatz von synthetischen Fungiziden (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) soll besonders im Zeitraum zwischen Mitte bis Ende April und Ende Juni termingerecht und gründlich durchgeführt werden. Die Behandlungszeitpunkte sind entsprechend den Infektionsbedingungen (witterungsabhängig; Warnmeldungen beachten) zu wählen. Erfahrungsgemäß treten schwere Infektionen oft um die Blütezeit auf.
Kupferpräparate werden v. a. gegen Triebschorf bis zur Blüte eingesetzt.
In feuchten Lagen mit Spätschorfgefahr sind Behandlungen mit synthetischen Fungiziden 4-5 Wochen vor der Ernte sinnvoll.
Um etwaigen Resistenzen vorzubeugen empfiehlt es sich, nicht ausschließlich systemisch wirkende Präparate einzusetzen und Fungizide aus verschiedenen Wirkstoffgruppen abzuwechseln.