Grippe

Influenza

Steckbrief

Erreger der Influenza sind Viren (Orthomyxoviren), die in die Typen A, B, C und D unterteilt werden. Für den Menschen relevant sind Influenza-A- und Influenza-B-Viren, die jährlich saisonale Epidemien auslösen.

Vorkommen

weltweit

Erregerreservoir

Das Influenza-A-Virus kann sowohl Menschen als auch Tiere (u. a. Schweine und Frettchen, Wildvögel und Geflügel) infizieren. Das Influenza-B-Virus infiziert grundsätzlich Menschen, in vereinzelten Fällen waren auch Seehunde betroffen.  Das Influenza-C-Virus wird selten detektiert, führt generell zu eher leichten Infektionen und hat daher keine Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Influenza-D-Viren infizieren hauptsächlich Rinder, humane Fälle sind nicht bekannt.

Infektionsweg

Überwiegend durch virushaltige Tröpfchen beim Husten oder Niesen

Inkubationszeit

Im Allgemeinen 1–2 Tage, bis 4 Tage

Symptomatik

Plötzlicher Erkrankungsbeginn mit Fieber (38,5 °C), trockenem Reizhusten sowie Muskel- und/oder Kopfschmerzen

Therapie

Bei Patient:innen mit einer unkomplizierten Influenza-Infektion fokussiert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Patient:innen mit einer schweren oder fortschreitenden klinischen Erkrankung mit einer vermuteten oder bestätigten Influenza-Virus-Infektion sollten so schnell wie möglich mit antiviralen Medikamenten behandelt werden.

Vorbeugung

Die wichtigste und effektivste Präventionsmaßnahme stellt die Impfung dar. Influenza Viren entwickeln sich schnell, daher wird die Impfung jedes Jahr angepasst.

Eine jährliche Impfung wird allgemein empfohlen, vorrangig für Personen ab dem 60. Lebensjahr, Personen mit bestimmten chronischen Erkrankungen, Personengruppen mit anderen Risikofaktoren sowie für Personal im Gesundheitswesen und in der Altenpflege.

Situation in Österreich

In Österreich dauert die jährliche Grippesaison über die Wintermonate an. Dabei kommt es regelmäßig zu mehr oder weniger starken Grippewellen. In Österreich werden mehrere Systeme angewandt, um die Grippe-Situation zu überwachen. Mit Kalenderwoche (KW) 40/2023 hat die Überwachung der aktuellen Grippesaison durch das Klinische Sentinelsurveillance-System begonnen.

Das SARI-Dashboard zeigt die stationären Aufnahmen in österreichischen Krankenanstalten mit Diagnosen von Schweren Akuten Respiratorischen Infektionen (SARI). Dazu zählen Grippe (Influenza), COVID-19, RSV und andere schwere Atemwegserkrankungen.

Geschätzte Anzahl von Grippe/Grippeähnlichen Erkrankungen/100.000 Einwohner:innen per Kalenderwoche (KW), Österreich, KW 40-10, 2023/2024

Geschätzte Anzahl von Grippe/Grippeähnlichen Erkrankungen (ILI) /100.000 Einwohner:innen per Altersgruppe und per KW, Österreich, KW 40-10, 2023/2024

Geschätzte Anzahl von Grippe/Grippeähnlichen Erkrankungen (ILI) /100.000 Einwohner:innen, gemeldete ARI bedingte Krankenstände/100.000 anspruchsberechtigte Versicherte / Erwerbstätige per KW, KW 40-10, 2023/2024

Anzahl der laborbestätigten Fälle von Influenza A, Influenza B, und geschätzte Anzahl von Grippe/Grippeähnlichen Erkrankungen/100.000 Einwohner per KW, Österreich, KW 40-10, 2023/2024

Anzahl der laborbestätigten Fälle nach Influenzavirustyp-/subtyp und prozentualer Anteil der Influenza positiv getesteten Proben bei untersuchten Sentinel-Proben per KW, Österreich, KW 40-10, 2023/2024

Datenquelle zu Abb. 1 und 2: Geschätzte ILI/100.000 Einwohnern ist ein Schätzwert basierend auf Daten des Grippe-Informationssystem des Magistrats 15 der Stadt Wien sowie der Abt. 7 der Stadt Graz.

Datenquelle zu Abb. 3:  anspruchsberechtigte Versicherte von ÖOGKK: Beschäftigte, PD, KBG

Datenquelle zu Tabellen 4 und 5: Virologisches Sentinel-Surveillancesystem (DINÖ): Nationales Referenzlabor für Influenza, Dep. für Virologie; Med. Universität Wien; Virologisches Nicht-Sentinel-Surveillancesystem: Sektion für Virologie, Dep. für Hygiene, Mikrobiologie, Sozialmedizin; Med. Universität IBK, Tirol; Abteilung Virologie & Infektionsserologie, Institut für Hygiene, Mikrobiologie, und Umweltmedizin Med. Universität Graz, Stmk; Mikrobiologisches Labor & Gemeinschaftspraxis für Reisemedizin, IBK, Tirol; Analyse BioLab GmbH, Elisabethinen Linz, OÖ; SALK Labor GmbH, Salzburg; Institut für Medizinische, Mikrobiologie und Hygiene am Klinikums Wels-Grieskirchen, OÖ

Fachinformation

Die österreichische Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie am Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien ist für die Erfassung der epidemiologischen Situation der Influenza in Österreich auf Basis eines klinischen und eines virologischen Sentinelsurveillance-Systems sowie der Labormeldungen von Influenzavirusnachweisen von weiteren sechs virologischen Laboratorien verantwortlich.

Im wöchentlichen Intervall wird der Schätzwert der wöchentlichen Inzidenz von ILI (influenza like illness) berechnet und seit Beginn der Saison 2009/2010 auf der AGES Homepage Influenza veröffentlicht. Die Daten stammen von dem seit 1992/1993 etablierten Sentinel-ILI-Surveillancesystem, das aus dem Grippe- Informationssystem des Magistrats 15 der Stadt Wien und dem Grippe-Informationssystem der Abt. 7 der Stadt Graz besteht (bis zur Saison 2021/2022 auch aus dem Grippe-Überwachungssystem Großraum Innsbruck).

Seit Anfang 2012 werden die ILI-Falldaten der Grippe-Informationssysteme von der Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie einmal wöchentlich aufbereitet und an das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) gesandt, um von dort an TESSy (The European Surveillance System) und von TESSy an die WHO/EuroFlu gesendet zu werden.

Klinische Überwachung

1992/93 wurde das ILI (Influenza ähnliche Erkrankung)-Sentinel-System etabliert: 52 registrierte ehrenamtliche Meldeärzt:innen (Allgemeinmediziner:innen und Kinderärzt:innen) der Grippe-Informationssysteme des Magistrats 15 der Stadt Wien und der Abt. 7 der Stadt Graz (bis 2021/2022 auch des Grippe-Überwachungssystems aus dem Großraum Innsbruck) melden wöchentlich die innerhalb einer Arbeitswoche gemäß Definition von grippeähnlicher Krankheit (ILI, influenza-like illness) identifizierten Fälle von ILI an die Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie. Hier wird im wöchentlichen Intervall der Schätzwert der Inzidenz pro Kalenderwoche berechnet (Anzahl gemeldeter Fälle pro Einwohner:innenzahl des Patient:inneneinzugsgebiets der Meldeärzt:innen).

Virologische Überwachung

Die virologische Surveillance erfolgt durch das virologische Sentinelsystem DINÖ (Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich), koordiniert vom Nationalen Referenzlabor für Influenzaviren am Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. 98 Sentinelärzt:innen (= Meldeärzt:innen) senden wöchentlich Nasen-Rachenabstriche von ILI-Fällen zur Untersuchung auf Influenza an das Nationale Referenzlabor für Influenza. Die wöchentliche Anzahl der auf Influenza untersuchten Proben sowie die Anzahl derer mit Influenzavirusnachweis werden vom Nationalen Referenzlabor an die Referenzzentrale für Influenza-Epidemiologie übermittelt.

Weitere fünf Influenza diagnostizierenden Laboratorien (Sektion für Virologie, Dep. für Hygiene, Mikrobiologie, Sozialmedizin; Med. Universität IBK, Tirol, Abteilung Virologie; Infektionsserologie, Institut für Hygiene, Mikrobiologie, und Umweltmedizin; Medizinische Universität Graz, Mikrobiologisches Labor; Gemeinschaftspraxis für Reisemedizin, IBK, Tirol, Analyse BioLab GmbH; Unternehmen von Elisabethinen Linz und AGES, Oberösterreich, SALK Labor GmbH, Salzburg) melden ebenfalls einmal wöchentlich die wöchentliche Anzahl der Proben mit Influenzavirusnachweis nach Virustyp bzw. -subtyp sowie die Anzahl der auf Influenza untersuchten Proben.

Durch die vom Nationalen Referenzlabor durchgeführten Subtypisierungen der zirkulierenden Influenzaviren wird das Auftreten neuer Influenza-Virus-Varianten erkannt sowie der Vergleich mit den im aktuellen Impfstoff enthaltenen Stämmen durchgeführt. Ziel des österreichischen Influenza-Surveillancesystems ist die Beobachtung der Influenzaaktivität, um saisonale sowie auch inter-saisonale Influenzaepidemien frühzeitig zu erkennen.

Übersterblichkeit

Da die Influenza als Todesursache häufig nicht erkannt oder registriert wird, ist es internationaler Standard, dass die mit Influenza in Zusammenhang stehenden Todesfälle durch Modellierungen geschätzt werden. Ein solches Modell wurde in Österreich in Kooperation des Nationalen Referenzzentrums für Influenzaepidemiologie der AGES (Abteilung Data Science und Modellierung) mit dem Nationalen Referenz-Laboratorium für Influenza am Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien (Univ.-Prof. Dr. Theresia Popow-Kraupp; Dr. Monika Redlberger-Fritz) etabliert.

Seit Anfang 2020 zirkuliert in den Winter-Monaten neben der Influenza auch SARS-CoV-2. Daher war es notwendig das bisher verwendete Modell zu adaptieren, um eine Überschätzung der Influenza-assoziierten Übersterblichkeit zu vermeiden und zusätzlich zu extremen Temperaturen auch für die Zirkulation von SARS-CoV-2 zu korrigieren. Eine grundlegende Beschreibung des Modells gibt es von Nielsen et al [1] (in Englisch). Um Unterschiede in der Letalität der SARS-CoV-2 Varianten zu berücksichtigen, wurden verschiedene dominante Varianten (Wildtyp, Alpha, Delta, Omicron) separat modelliert.

Das nun verwendete Modell unterschiedet sich wesentlich vom bisher angewandten FluMOMO Modell ([2]): Während bisher ungeprüfte Mortalitätsdaten der Statistik Austria verwendet wurden, gehen nun die geprüften, wöchentlichen, öffentlich verfügbaren Sterbefälle der Statistik Austria in das Modell ein. Diese werden seit Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie monatlich veröffentlicht. Wir haben daher auch retrospektiv die Schätzung der Influenza-assoziierten Übersterblichkeit für die vergangenen Jahre aktualisiert. Die aktuellen Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1: Geschätzte Anzahl der Todesfälle, assoziiert mit der saisonalen Influenza (IA) inklusive 95 % Konfidenzintervall (KI) für die Saisonen 2015/2016-2022/2023 (jeweils KW 40-KW 20 des Folgejahres), Österreich.
Saison KW Geschätzte Anzahl der Todesfälle assoziiert mit Influenza (95 % KI)
2015/2016 40-20 492 (207; 777)
2016/2017 40-20 4.939 (4.585; 5.292)
2017/2018 40-20 4.277 (3.920; 4.633)
2018/2019 40-20 2.022 (1.748; 2.296)
2019/2020 40-20 1.714 (1.431; 1.998)
2020/2021 40-20 0
2021/2022 40-20 652 (215; 1.089)
2022/2023 40-20 4.020 (3.578; 4.462)

Datenquellen

Gestorbene in Österreich (ohne Auslandssterbefälle) ab 2000 nach Kalenderwoche: Statistik Austria - data.statistik.gv.at (open.data von Statistik Austria).

Wöchentliche Influenza-Positivrate: virologisches Sentinel-Surveillancesystem, DINÖ, Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich

Wöchentliche ILI-Inzidenz: klinisches Sentinel-Surveillancesystem, operiert am Nationalen Referenzzentrum für Influenzaepidemiologie, AGES

Nationale Surveillancedaten für SARS-CoV-2

Temperaturdaten für Österreich: NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) zur Verfügung gestellt von EuroMOMO Netzwerk

Referenzen

1. Nielsen J, Rod NH, Vestergaard LS, Lange T. Estimates of mortality attributable to COVID-19: a statistical model for monitoring COVID-19 and seasonal influenza, Denmark, spring 2020. Eurosurveillance. 2021; doi:10.2807/1560-7917.ES.2021.26.8.2001646

2. Nielsen J, Krause TG, Mølbak K. Influenza-associated mortality determined from all-cause mortality, Denmark 2010/11-2016/17: The FluMOMO model. Influenza Other Respir Viruses. 2018; doi:10.1111/irv.12564

Diagnostik

Zur Diagnose von Influenza dienen PCR-Tests, der Antigennachweis mittels ELISA oder Schnelltest sowie die Viruskultur und der serologische Nachweis von Antikörpern. Bezogen auf Sensitivität und Spezifität gilt PCR als Goldstandard.

Kontakt

Nationale Referenzzentrale für Influenzaepidemiologie

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Aktualisiert: 13.03.2024