Endokrin aktive Substanzen (EAS) sind Stoffe, die auf die Hormonaktivität des Körpers Einfluss nehmen oder sie stören können. Führt dies zu Beeinträchtigungen, werden sie als endokrine Disruptoren bezeichnet.
Das Hormonsystem (endokrine System) spielt für den Körper eine sehr wichtige Rolle. Hormone sind chemische Botenstoffe des Körpers und regeln viele Körperfunktionen wie Stoffwechsel, Wachstum und Entwicklung, Fortpflanzung, Schlaf und Stimmung. Die Hormonregulierung ist besonders wichtig während kritischer Entwicklungsphasen für das ungeborene Kind, für Säuglinge und Kinder. Das Hormonsystem ist sehr komplex und die Ausschüttung von Hormonen hängt von vielen Faktoren ab. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse in diesem Bereich sind längst nicht ausreichend, und so ist das Verständnis dessen, was eine endokrin wirksame Substanz ist, nach wie vor Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte.
Aufnahme von endokrin wirksamen Substanzen
Menschen und Tiere können sowohl durch die Ernährung als auch über andere Quellen einer Vielzahl von endokrin wirksamen Stoffen ausgesetzt sein.
Ein natürlich vorkommender endokrin wirksamer Stoff ist zum Beispiel das Phytoöstrogen in Soja. Einige endokrine wirksame Substanzen werden aufgrund ihrer Eigenschaften gezielt in der Medizin eingesetzt (z. B. Antibaby-Pillen oder Schilddrüsenhormon-Ersatzpräparate). Endokrin wirksame Stoffe finden sich auch in einigen Pflanzenschutzmitteln (z. B. DDT), Umweltschadstoffen (z. B. Dioxine, PCB) sowie Substanzen in Lebensmittelkontaktmaterialien (z. B. Bisphenol A) und in Kosmetika (z. B Parabene).
Bedenken in Bezug auf mögliche schädliche Wirkungen von endokrinen Disruptoren haben in den letzten Jahren zugenommen. Beobachtungen bei Mensch und wild lebenden Tieren deuten darauf hin, dass die Häufigkeit endokriner Krankheiten und Störungen, einschließlich Beeinträchtigungen der Fortpflanzungsfähigkeit und Entwicklung, sowie hormonabhängiger Krebsarten zunimmt. Laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA sind die wissenschaftlichen Grundlagen, um all diese Tendenzen mit endokrinen Disruptoren in Zusammenhang zu bringen, nicht eindeutig, und andere Faktoren wie Änderungen im Lebenswandel oder genetische Hintergründe können als Ursachen nicht ausgeschlossen werden.