Körnermais stellt in der Nutztierfütterung, insbesonders in Schweineveredelungsbetrieben, einen integralen Futterrations-Anteil dar und wird auch maßgeblich als Nass- und Trockenmais in der Stärkeindustrie und in der Zitronensäureproduktion verwendet. Bei diesen Nutzungsrichtungen wird die verbleibende Eiweißkomponente als hochwertiges Futtermittel vermarktet. Für jede Verwertungsrichtung ist eine qualitativ möglichst einwandfreie Ernteware von Bedeutung. Die durch Fusarium-Pilze verursachte Kolbenfäule stellt dabei ein Qualitätsrisiko dar. Ihr Auftreten kann durch Anbaumaßnahmen insbesondere die Sortenwahl gemindert werden, ist aber sehr stark von der Jahreswitterung abhängig.
Die hohen Niederschläge des zurückliegenden Sommers haben schon frühzeitig zur Befürchtung geführt, dass Mais der Ernte 2014 im Vergleich zu früheren Jahren mit höheren Mykotoxin-Gehalten belastet sein könnte. Untersuchungsergebnisse der AGES aus den Sortenwertprüfungen und den Sortenversuchen der Landwirtschaftskammern, die über das gesamte Körnermaisanbaugebiet verteilt waren, haben diese Annahme bestätigt. Insbesondere bei den für die Schweinefütterung gesundheitlich relevanten Mykotoxinen Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) gibt es zum Teil deutlich erhöhte Gehalte. Im Gegensatz zu mykotoxinarmen Jahren 2011- 2013 liegen die DON-Gehalte aus 2014 mit dem Medianwert von 3.016 µg/kg 2014 wesentlich höher (Der Median ist der mittlere der aufsteigend gereihten Werte). Ebenso ist die ZEA-Belastung mit einem Medianwert von 327 µg/kg deutlich über dem Niveau der letzten drei Jahre.
Jahr | Deoxynivalenol (DON) | Zearalenon (ZEA) |
| Analysenzahl | Median µg/kg | Analysenzahl | Median µg/kg |
2011 | 1198 | 200 | 1198 | 20 |
2012 | 1128 | 470 | 570 | 20 |
2013 | 1097 | 402 | 614 | 20 |
2014 | 1182 | 3.016 | 629 | 327 |
Wie in den Vorjahren waren auch 2014 regionale Unterschiede in der Mykotoxinbelastung gegeben. Für Deoxynivalenol und Zearalenon wurden im Nordalpinen Feuchtgebiet und im Illyrikum jeweils höhere Gehalte festgestellt als im Pannonikum. So lagen 2014 z.B. die Medianwerte für DON im Nordalpinen Feuchtgebiet mit 4.060 µg/kg und im Illyrikum mit 2.824 µg/kg wesentlich höher als im Pannonikum (2098 µg/kg).
In einem begleitenden Artenmonitoring in Kooperation mit dem IFA-Tulln wurde 2014 ein deutlich stärkeres Auftreten des DON- und ZEA-Produzenten F. graminearum als 2011 bis 2013 beobachtet. Die Auswertung der Mykotoxinergebnisse nach Sortenanfälligkeit für Kolbenfusariose unterstreicht die Bedeutung der geeigneten Sortenwahl als wichtige Gegenmaßnahme. Die Gruppe stark anfälliger Sorten wies 2014 eine vierfach höhere Belastung mit DON und ZEA auf als die Gruppe gering anfälliger Sorten.
Futtermittelrechtliche Situation
Mykotoxine gehören zur Gruppe der unerwünschten Stoffe, wobei im zugehörigen Rechtstext, der Richtlinie 2002/32/EG nur Aflatoxin B1 mit einem Grenzwert angeführt ist. Sonstige Mykotoxine, wie DON, ZEA, aber auch Ochratoxin oder Fumonisine werden in der EU-Empfehlung 2006/576/EG [1] mit Richtwerten geregelt.
Der Unterschied zwischen Grenzwert und Richtwert besteht darin, dass bei Überschreiten eines Grenzwertes die betroffene Ware nicht verdünnt werden darf und aus der Futtermittelkette auszuscheiden ist, während einer Richtwertüberschreitung mit Verdünnung begegnet werden kann. Neben der Verdünnung mit unbelastetem oder geringer belastetem Mais ist auch ein alternativer Einsatz anderer Getreidearten (Weizen, Gerste) zu empfehlen. Auszugsweise Darstellung der Richtwerte für DON und ZEA gemäß der genannten EU-Empfehlung:
Produkt | DON (µg/kg mit 88 %T) | ZEA (µg/kg mit 88 %T) |
Getreide und Getreidenebenprodukte | 8.000 | 2.000 |
Maisnebenprodukte | 12.000 | 3.000 |
Mischfutter für Ferkel und Jungsauen | 900 | 100 |
Mischfutter für Sauen und Mastschweine | 900 | 250 |
Mykotoxinbinder
Bei Einsatz sogenannter Mykotoxinbinder ist darauf zu achten, dass derzeit nur zwei Produkte futtermittelrechtlich zum Zwecke der „Verringerung der Kontamination mit Mykotoxinen“ verwendet werden dürfen. Dies ist einerseits ein zur Gruppe der Tonminerale gehörender Bentonit (1m 558 gegen Aflatoxin) und andererseits ein mikrobieller Zusatzstoff (1m 01 gegen DON). Details zu Dosierung und Einsatzbedingungen sind den entsprechenden Zulassungsverordnungen zu entnehmen [2, 3]. Sonstige am Markt entgegen den futtermittelrechtlichen Vorgaben als Mykotoxinbinder angepriesene Produkte gehören mehrheitlich zur Kategorie der technologischen Futtermittelzusatzstoffe und dürfen nicht für andere Verwendungszwecke beworben oder eingesetzt werden. Zudem ist zu beachten, dass sie womöglich aufgrund unterschiedlichster chemischer Eigenschaften meist gar nicht zur Bindung der gewünschten Mykotoxine geeignet sind.
Die Ergebnisse der Jahre 2011-2013 wurden im Zuge des DaFNE-Projekt „Optimierung einer zuverlässigen Methodik zur Bewertung der genetischen Bestimmtheit und Differenzierung der Anfälligkeit gegenüber Kolbenfusariosen im Maissortiment in Österreich“ (Akronym: KOFUMA), gefördert vom BMLFUW in der Bund-Bundesländer-Kooperation und von Wirtschaftsbeteiligten, erhoben. Die Untersuchungen wurden 2014 in einem Mykotoxinprogramm für Körnermais mit denselben Kooperationspartnern fortgesetzt.
[1] Europäische Kommission (2006) EMPFEHLUNG DER KOMMISSION vom 17. August 2006 betreffend das Vorhandensein von Deoxynivalenol, Zearalenon, Ochratoxin A, T-2- und HT-2-Toxin sowie von Fumonisinen in zur Verfütterung an Tiere bestimmten Erzeugnissen
[2] Europäische Kommission (2013) DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) Nr. 1016/2013 DER KOMMISSION vom 23. Oktober 2013 zur Zulassung einer Zubereitung aus einem Mikroorganismus-Stamm DSM 11798 der Coriobacteriaceae-Familie als Zusatzstoff in Futtermitteln für Schweine
[3] Europäische Kommission (2013) DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) Nr. 1060/2013 DER KOMMISSION vom 29. Oktober 2013 zur Zulassung von Bentonit als Zusatzstoff in Futtermitteln für alle Tierarten