Im Projekt „Radioökologische Evaluierung der Radionuklidkontamination in Waldökosystemen 30 Jahre nach Tschernobyl“, das AGES und Universität für Bodenkultur im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) durchgeführt haben, wurden die Nachwirkungen der Reaktorkatastrophe auf große Waldgebiete in Österreich (Kobernaußer Wald, Dunkelsteiner Wald, Weinsberger Wald) und Bayern untersucht. Diese Waldgebiete wurden gewählt, weil der Boden überwiegend unberührt ist und sich Tiere darin weitgehend natürlich ernähren und keine nennenswerte Zufütterung stattfindet. Auf Cäsium-137 untersucht wurden 39 Wildschwein-, 15 Beeren-, 11 Pilz-, 104 Bodenproben sowie 104 Bewuchsproben (z. B. Moos, Farn).
Die Messergebnisse zeigen, dass auch 30 Jahre nach Tschernobyl noch immer erhebliche Cäsium-137-Aktivitätskonzentrationen im Waldökosystem zu finden sind. Das Cäsium-137 befindet sich noch immer vor allem in den obersten Schichten der Böden. Während bei den untersuchten Beeren und Pilzen nur bei je einer Probe eine geringe Überschreitung des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt wurde, kann es bei Wildschweinfleisch noch immer zu einer 7-fachen Überschreitung kommen (der Maximalwert lag bei 4.710 Bq/kg). Zudem wurde bei fast allen Wildschweinproben (15 von 16 Proben) aus den wegen der hohen Aktivitätskonzentrationen im Boden ausgewählten Waldgebieten in Österreich eine Überschreitung festgestellt. Der höchste wie auch der niedrigste Cäsium-137-Wert in Wildschweinfleisch, der in Österreich in diesem Projekt bestimmt wurde, stammt dabei aus demselben Waldgebiet (Dunkelsteiner Wald). Dies verdeutlicht, dass neben dem Cäsium-137-Gehalt im Waldboden das Ernährungsverhalten der Tiere eine wichtige Rolle spielt. Bei den gemessenen Beeren und Pilzen wurde nur bei einer Probe eine geringe Überschreitung des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt.
Schwerpunktuntersuchung 2008
In den Jahren 2007 und 2008 wurde das Projekt „Erhebung der radioaktiven Belastung von Wildbret“ im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführt. Es wurden dabei Proben von Wild aus dem natürlichen Lebensraum untersucht. Dieses Wild wurde nicht - wie bei Wild aus Gatterhaltung üblich - gefüttert. Durch dieses Projekt konnten schon wertvolle Daten über das Auftreten erhöhter Cs-137 Aktivitätskonzentrationen in Wildbret aus bestimmten Gegenden gesammelt werden.
490 Proben (43 Gamswild, 14 Mufflon, 217 Rehe, 107 Rotwild, 7 Sikawild, 79 Wildschwein, 1 Fasan, 16 Feldhasen, 1 Steinwild und 5 Wildkaninchen) wurden untersucht, der Maximalwert wurde bei einem Wildschwein festgestellt und lag bei 5800 Bq/kg. Von den 490 untersuchten Proben lagen die Cäsiumwerte von 8 Wildschwein- und 11 Rehproben über dem Grenzwert, 96 % der Proben lagen jedoch unter dem Grenzwert, der überwiegende Teil weit darunter.