Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) ist eine aus Asien eingeschleppte Insektenart, die durch ihre Saugtätigkeit an Früchten verschiedenster Pflanzen, besonders an Obstfrüchten wirtschaftlich erhebliche Schäden verursachen kann. Auffällig wird sie für Menschen auch als „Lästling“ an Häusern und in Wohnungen im Herbst, wo sie auf der Suche nach Winterquartieren ist, dabei aber ungefährlich ist.
Die Marmorierte Baumwanze ist nicht als Quarantäneschadorganismus gelistet.
Als Pflanzensauger stechen die Marmorierten Baumwanzen mit ihrem Saugrüssel das Pflanzengewebe von Blättern und Früchten an, um den Pflanzensaft zu saugen. Dabei gelangt mit dem Speichel ein Enzym in das Pflanzengewebe, wodurch Flecken und Nekrosen entstehen und später sich die Früchte verfärben und verformen können. Die Früchte werden nicht nur unansehnlich und sind nicht mehr vermarktungsfähig, sondern die befallenen Pflanzenteile können auch absterben oder vorzeitig abfallen.
Diese Symptome sind oft nicht eindeutig der Marmorierten Baumwanze zuzuordnen, weil andere saugende Insekten, z.B. Weichwanzen (Miridae), ähnliche Schadbilder verursachen.
Wirtspflanzen
H. halys ist eine sehr polyphage Wanzenart, die mehr als 150 verschiedene Pflanzenarten aus allen Kulturbereichen als Wirtspflanze nutzen kann, hauptsächlich Obstkulturen, aber auch Zierbäume und -sträucher sowie Waldbäume und Pflanzen von Gemüse- und Ackerkulturen und krautige Pflanzen. Sie bevorzugt Arten aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), wie z.B. Apfel, Birne, Kirsche, Pfirsich, Nektarinen und Himbeeren, und Zitrusfrüchte. Häufige Wirtspflanzen sind auch unter den Ziergehölzen zu finden, wie z.B. Sommerflieder (Buddleia davidii), Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) und Trompetenbaum (Catalpa bignonioides), und Paprika und Tomaten unter den Gemüsekulturen.
Verbreitung
Die ursprünglich natürliche Verbreitung von H. halys befindet sich im Osten Asiens (östliches China, Taiwan, Korea, Japan). Von dort wurde sie wahrscheinlich mit Transportkisten nach Nordamerika im Jahr 2001 eingeschleppt, war aber wahrscheinlich schon seit 1996 vorhanden, und breitete sich dann sehr rasch und massiv aus. In Europa wurde sie erstmals in Liechtenstein (2004) und danach in der Schweiz (2007) festgestellt; inzwischen ist sie schon in vielen europäischen Ländern zu finden. In Österreich wurden die ersten Exemplare von H. halys in Wien und in Dornbirn (Vorarlberg) im Jahr 2015 entdeckt, im Herbst 2016 war die Marmorierte Baumwanze häufig in Wien an und in Häusern zu sehen, wo sie auf der Suche nach Überwinterungsplätzen war.
Die Verbreitung erfolgt über große Entfernungen mit Pflanzmaterial und unabsichtlich mit Packmaterial und anderen Gegenständen, über kurze Distanzen durch natürliche Ausbreitung der mobilen Wanzen selbst, da sie gute Flieger sind.
Bekämpfung
Halyomorpha halys wurde erst vor einigen Jahren nach Europa eingeschleppt. Schäden waren bisher zunächst auf wenige Regionen beschränkt. Mittlerweile gibt es bereits eine deutliche Zunahme an Schadensmeldungen, vor allem in Italien und in der Schweiz. Internationale Untersuchungen und Erfahrungen zur Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze, wie z.B. mit breitenwirksamen Pflanzenschutzmitteln, verschiedenen Typen von Fallen, "attract & kill"-Methoden und auch mechanischen Barrieren (z.B. Einnetzungen, klebrige Bänder um die Baumstämme), zeigten bisher nur teilweise Bekämpfungserfolge. In China gibt es bei den Erzwespen (Chalcidoidea) mehrere Eiparasitoide, unter denen Vertreter von Trissolcus spp. (Familie Platygastridae) und Anastatus spp. (Familie Eupelmidae), die sehr hohe Parasitierungsraten (bis zu 85%) erreichen können. Über den Einfluß von heimischen natürlichen Gegenspielern (Parasitoide, räuberische Insekten und Spinnen) in Europa ist noch wenig bekannt. Der Einsatz von nicht-heimischen Erzwespen für eine biologische Schädlingsbekämpfung befindet sich noch im Forschungsstadium. In Österreich gibt es derzeit kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von H. halys.