Schadbild
Die Kirschessigfliegen befallen heranreifende, weichschalige Früchte. Befallene Früchte zeigen kleine loch- und stichartige Beschädigungen und eingedrückte, weiche Flecken auf der Oberfläche der Früchte.
Innerhalb der Früchte sind die Larven (Fliegenmaden) zu finden, die das Fruchtfleisch fressen. Zusätzlich können Sekundärinfektionen durch Pilze oder Bakterien entstehen.
Der Schaden ist durch faulende Früchte erkennbar und an betroffenen Kulturen kann bis zu 80% und mehr Ertragsverlust auftreten.
Wirtspflanzen
Die Kirschessigfliege ist polyphag, kann also eine Vielzahl an Wirtspflanzen nutzen. Sie befällt alle weichschaligen Wild- und Kulturobstarten, bevorzugt Prunus spp. (hauptsächlich Süßkirsche, aber auch Pfirsich, Nektarinen, Marillen und Pflaume), Vaccinium spp. (Heidelbeere), Rubus spp. (z.B. Himbeeren und Brombeeren), Ribes spp. (z.B. Johannis- und Stachelbeeren) und Fragaria ananassa (Erdbeere).
Weitere mögliche Wirtspflanzen sind Actinidia sp. (winterharte Kiwi), Sambucus sp. (Holunder), Morus sp. (Maulbeere), Cornus spp. (Hartriegel), Diospyros kaki (Kaki), Ficus carica (Feige), Vitis vinifera (Tafel- und Weintraube) und Solanum lycopersicum (Tomaten) und Curcubitaceae (Melonen) als Gemüsepflanzen.
Zusätzlich können bereits beschädigte Früchte, wie z.B. Malus domestica (Apfel) und Pyrus pyrifolia (Nashi-Birne), von D. suzukii befallen werden.
Verbreitung
Die ursprüngliche Heimat von Drosophila suzukii ist der asiatische Raum. Erst in den letzten Jahren (ab 2008/2009) wurde ein Auftreten in Nordamerika (Ost- und Westküste) und Kanada sowie in Europa in Spanien, Frankreich, Korsika, Italien, Slowenien und im Jahr 2011 auch in der Schweiz, Österreich und Deutschland festgestellt. Vermutlich erfolgte eine großräumige Verbreitung durch den Transport befallener Früchte, während eine lokale Ausbreitung (einige km) durch die mobilen Fliegen selbst möglich ist.
Auftreten in Österreich
In Österreich gab es im September 2011 die ersten Meldungen über ein Auftreten der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) aus den Bundesländern Tirol (Osttirol), Steiermark und Kärnten. Ab dem Jahr 2012 erfolgte daher ein bundesweites Monitoring mit Lockstoff-Fallen an ausgewählten Standorten in Obst- und Weingärten unter der Leitung der AGES, die in Kooperation und mit Unterstützung von Mitarbeitern der Landwirtschaftskammern und Amtlichen Pflanzenschutzdienste der Bundesländer, Natur im Garten, Weinbauschule Krems sowie der HBLA Klosterneuburg erfolgte.
Die Monitoring-Ergebnisse von 2012 und 2013 deuteten darauf hin, dass die Kirschessigfliege bereits mehr oder weniger flächendeckend in Österreich vorkommt, mit Schwerpunkt in der Steiermark, Kärnten, Osttirol und Vorarlberg.
Im Jahr 2014 war ein sehr starkes Auftreten der Kirschessigfliege. Nicht nur die Anzahl der Fundorte war angestiegen, sondern vor allem die Zahl der gefangenen Kirschessigfliegen an allen untersuchten Standorten war deutlich höher als in den Jahren zuvor. In einzelnen Fallen im Obstbau konnten bis zu ca. 1200 Individuen in einer Falle innerhalb von nur 1 Woche gefangen werden. Auch die Individuenzahl heimischer Essigfliegen (Drosophilidae) war in den Fallen sehr hoch. Zusätzlich gab es auch erste Schadensmeldungen im Obstbau an Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und Holunder aus Vorarlberg und der Steiermark.
In welchem Ausmaß in Österreich eine Schädigung im Weinbau durch die Kirschessigfliege erfolgte, war schwer abzuschätzen, da zwar ein Auftreten der Kirschessigfliege in den Weingärten mittels Fallen festgestellt werden konnte, aber vor allem die feucht-nasse Witterung maßgeblich für faulende und gärende Trauben beigetragen hat. Gleichzeitig kam es durch den großen Anteil zerstörter Trauben auch zu einem massiven Auftreten heimischer Essigfliegen.
Das Jahr 2015 war von einem geringen Kirschessigfliegen-Auftreten gekennzeichnet. Es wurden durchschnittlich nur bis maximal 100 Individuen pro Falle pro Woche an den meisten Standorten gefangen (Ausnahme: bis maximal 400 Individuen pro Falle pro Woche). Im Obstbau gab es keine bzw. nur geringe Schadensmeldungen, im Weinbau keine Eiablagen an den Beeren in den untersuchten Weingärten, von nur wenigen Ausnahmen abgesehen.
Im Jahr 2016 waren an den meisten untersuchten Standorten verhältnismäßig geringe Fänge mit Kirschessigfliegen in den Fallen. In Obstkulturen lagen die höchsten Fangzahlen, die nur während einzelner Fangperioden erreicht wurden, zwischen etwa 200 und 600 Individuen pro Falle pro Woche. Aber ein deutlicher Unterschied zu den vorherigen Jahren war der Zeitpunkt der ersten Fallenfänge an allen beobachteten Standorten. Die ersten Fänge waren bereits einige Wochen früher festzustellen, nämlich meist schon im Juni und bereits im Juli mit einem ersten Flughöhepunkt (Peak). Trotz der insgesamt geringeren Fangzahlen wurden in einigen Betrieben sehr hohe Ernteausfälle im Obstbau an Kirsche, Herbsthimbeeren und Holunder in der Steiermark und in Vorarlberg gemeldet. Diese traten vorwiegend dort auf, wo keine Gegenmaßnahmen erfolgten oder möglich waren, wie z.B. in Selbstpflücker-Anlagen (Info: M. Wiesenhofer, U. Höfert), aber auch in Privatgärten.
Im Weinbau war wieder ein Jahr mit überwiegend geringem Kirschessigfliegen-Auftreten und wenigen Schadensmeldungen zu verzeichnen, abgesehen von vereinzelten Standorten in der Steiermark (Info: J. Klement), wobei hier jedoch der Anteil des Schadens der tatsächlich durch die Kirschessigfliege verursacht wurde, nicht im Detail abgeschätzt werden konnte. Zusätzlich zum Fallen-Monitoring erfolgte in ausgewählten Weingärten auch eine visuelle Kontrolle auf abgelegte Kirschessigfliegen-Eier an den Weinbeeren. Diese bis zur Ernte regelmäßig erhobenen Daten dienten als Information für den Warndienst im Weinbau, der auf der Internet-Plattform „Rebschutzdienst“ unter „insect-watch“ (http://rebschutzdienst.at/insect-watch/) zu sehen ist.
Die Beobachtungen der letzten Jahre zeigen, daß das Auftreten der Kirschessigfliege und der eventuell damit verbundene Schaden von folgenden Kriterien entscheidend beeinflußt wird: von den klimatischen Witterungsbedingungen (z. B. heiße trockene Wetterperioden sind für Kirschessigfliegen ungünstig im Gegensatz zu feucht-warmen Bedingungen), von der zeitlichen und räumlichen Verfügbarkeit potentieller Wirtspflanzen (sowohl in der Kultur selbst als auch in der Umgebung) und vom Zeitpunkt der gesetzten Kontrollmaßnahmen.