Bakterienwelke der Tomate

Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis

Steckbrief

Die Bakterienwelke der Tomate wird durch das Bakterium Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis verursacht. Symptome der Krankheit sind Welken der Pflanze und „Vogelaugenflecken“ auf den Tomaten. Die Bakterienwelke führt zu erheblichen Ertragsverlusten. Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis ist als unionsgeregelter Nicht-Quarantäneschädling gelistet.

Schadsymptome

Erste Symptome sind reversible Welkeerscheinungen von Pflanzen bei höheren Temperaturen. Die Bakterien vermehren sich in den Gefäßen und verstopfen diese, darum welkt oft nur eine Hälfte des Blattes oder der Pflanze. Die Gefäße kranker Pflanzen sind gelbbraun verfärbt. Aus ihnen lässt sich Bakterienschleim drücken. Es treten auch braune Flecken (Nekrosen) zwischen den Blattadern auf. Diese Nekrosen sind die ersten Anzeichen auf einen Befall durch die Bakterienwelke, ohne dass noch eine Welkeerscheinung an den Pflanzen beobachtet werden kann. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kommt es schließlich zu einer unumkehrbaren Welke und die Pflanzen verdorren. An den Früchten entstehen die sogenannten „Vogelaugenflecken“. Es sind 2 bis 4 mm große Flecken mit braunem, kraterartig aufgerissenem Zentrum, das von einem weißen Hof umgeben ist. Gehäuft treten diese Vogelaugenflecken nach dem Entspitzen und bei feuchter Witterung auf. Im Inneren der Früchte können braune, hohle Stellen entstehen, es werden oft keine Samen ausgebildet. Wachsen Pflanzen aus infizierten Samen heran, so sind an ihnen erst bei der Bildung der ersten Früchte Symptome zu sehen.

Wirtspflanzen

Neben der Tomate (Lycopersicon esculentum) werden auch andere Arten der Gattung Lycopersicon befallen. Auch einige Wildpflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) wie zum Beispiel der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), der Dreiblütige Nachtschatten (Solanum triflorum) und Solanum douglasii dienen als Wirtspflanzen. Die Bakterien können auch auf Unkräutern und Pflanzen, die nicht zu den Nachtschattengewächsen gehören, überleben. Diese Pflanzen werden allerdings nicht infiziert. Auch ein Befall an Aubergine und Paprika konnte bereits nachgewiesen werden.

Verbreitung

Außer in Österreich kommt die Krankheit in Europa zum Beispiel noch in Belgien, den Niederlanden, in Frankreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Italien, Spanien, Portugal, der Schweiz, in Polen und in Griechenland vor. Darüber hinaus zum Beispiel in Israel, Indien, Türkei, Ägypten, Tunesien, Südafrika, Kanada, USA, Mexiko, Kuba, Argentinien, Australien, Neuseeland und vielen Ländern mehr.

Ausbreitung und Übertragung

Die Bakterien können mit dem Saatgut, an dem sie äußerlich anhaften, übertragen werden. Untersuchungen ergaben, dass die Übertragung durch Saatgut nicht mehr als 1 % beträgt. Verseuchte Samen haben jedoch als primäre Infektionsquellen die größte Bedeutung. Aus infizierten Tomatensamen wachsen kranke Sämlinge, von denen die Krankheit weiterverbreitet werden kann.

Tritt aus den Pflanzen Bakterienschleim aus, wird die Krankheit in einem Pflanzenbestand hauptsächlich durch Wassertropfen und Kulturarbeiten (Ausgeizen, Aufbinden und –wickeln, Pflanzenschutzbehandlungen, Erntemaßnahmen) und Aneinanderreiben von Pflanzen verbreitet. Die Bakterien dringen über die Spaltöffnungen oder andere natürliche Öffnungen (Hydathoden) der Pflanzen, aber auch über Haarfollikel, Wunden und Wurzeln in die Pflanzen ein. An den Früchten kann eine Infektion auch durch direkte Penetration geschehen. Die Tomatenpflanzen sind während ihrer gesamten Lebensdauer hoch anfällig gegenüber dieser Krankheit. In der Regel sind Jungpflanzen etwas anfälliger als ältere Pflanzen. Nach erfolgter Infektion folgt eine längere Latenzzeit bevor die ersten Symptome sichtbar werden. Die Bakterien befinden sich im holzigen Leitgewebe (Xylem) der Pflanzen, wo sie auch Giftstoffe (toxische Glycopeptide) bilden.

Die Bakterien können längere Zeit in befallenem Pflanzenmaterial im Boden, an Gegenständen und an der Gewächshauskonstruktion überdauern. Das Bakterium selbst kann jedoch nur sehr kurze Zeit im Boden überleben. Die Bakterien überleben auch an Unkräutern (z. B. Solanum nigrum und anderen Solanum-Arten). In den Nährlösungen hydroponischer Kulturen können die Bakterien mehrere Monate am Leben bleiben. An Saatgut überdauern die Bakterien bis zu acht Monate.

Die Krankheit breitet sich bei Temperaturen zwischen 26 und 28 °C am stärksten aus. Geringfügige Sortenunterschiede in der Anfälligkeit sind bekannt.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Bakterienwelke der Tomaten führt weltweit zu erheblichen Ertragsverlusten.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Befallene Pflanzen aus dem Bestand entfernen und entsorgen. Darüber hinaus sollten 10 Pflanzen vor und 20 Pflanzen nach der erkrankten Pflanze in der Reihe sicherheitshalber ebenfalls entfernt werden.
  • Erntemaßnahmen sollten nur in einer Richtung durchgeführt werden.
  • Das Ausgeizen soll nur bei trockenem Wetter vorgenommen werden. Bei rechtzeitiger Durchführung ist es möglich, die Geiztriebe mit der Hand auszubrechen, ohne die Wundstellen zu berühren. Bei Verwendung eines Messers sollte dieses vor jedem Schnitt desinfiziert werden.
  • Gute Humus- und Wasserversorgung mindern einen Schaden durch die Bakterienwelke.
  • Auf Befallsflächen eine Anbaupause mit Tomaten von mindestens vier Jahren einhalten.

Phytosanitärer Status

Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis ist als unionsgeregelter Nicht-Quarantäneschädling gelistet und wird durch bestimmtes Pflanzmaterial übertragen. Das Vorhandensein solcher Schädlinge führt zu nicht hinnehmbaren wirtschaftlichen Folgen hinsichtlich der vorgesehenen Vermarktung des pflanzlichen Materials. Die Einfuhr und die Verbringung innerhalb der EU sind deshalb für spezifisches Saat- und Pflanzgut einheitlich geregelt.

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Aktualisiert: 25.05.2023