Asiatischer Marienkäfer

Harmonia axyridis

Steckbrief

Der Asiatische Marienkäfer ist ein gefräßiger Blattlausjäger, der zur biologischen Schädlingskontrolle eingesetzt wurde. Im Freiland hat er sich enorm rasch ausgebreitet und wurde zu einer invasiven Art, die als Nahrungskonkurrent und Räuber für heimische Marienkäfer und Nützlinge eine Bedrohung darstellt. Zudem kann er im Wein- und Obstbau zu Schäden führen.

Aussehen

Käfer: Der erwachsene Asiatische Marienkäfer erreicht eine Länge von 6-8 mm und ist damit deutlich größer als die meisten europäischen Marienkäferarten (<5 mm).

Grundsätzlich lassen sich drei Farbvarianten der Deckflügel unterscheiden:

  • Die Grundfarbe der Deckflügel variiert von senf-gelb über orange bis rot mit keinem Punkt oder bis zu 21 schwarzen Punkten
  • Schwarze Grundfärbung mit 2 orange-roten Punkten
  • Schwarze Grundfärbung mit 4 orange-roten Punkten

Sehr häufig befindet sich auf dem Halsschild eine schwarze Markierung, die je nach Betrachtungsweise „M”-oder „W“-förmig ist. Die Linien dieser Markierung können verbunden oder unterbrochen sein. Andere Individuen (häufig die mit schwarzer Flügelgrundfarbe) weisen diese Markierung nicht auf, sondern haben in der Mitte des Halsschildes einen großen schwarzen Fleck.
Ein eindeutiges Merkmal des Asiatischen Marienkäfers ist eine leichte Erhebung im hinteren Bereich der Deckflügel.

Larven: Die älteren Larven sind sehr auffällig: auf dem Rücken tragen sie verzweigte Fortsätze, die ihnen ein stacheliges Aussehen verleihen. Die Fortsätze vom ersten bis zum fünften Hinterleibssegment sind orangefarben und bilden einen auffallenden Kontrast zum schwarzgrauen Körper. Das letzte Larvenstadium kann eine Größe von 1 cm erreichen.

Verwechslungsgefahr

Verwechslungsgefahr besteht besonders mit dem Zweipunkt Marienkäfer (Adalia bipunctata), der eine ähnliche schwarze Markierung am Halsschild aufweisen kann.

Einige heimische Marienkäferarten sind ähnlich groß wie der Asiatische Marienkäfer:

  • Siebenpunkt Marienkäfer (Coccinella septempunctata): 5,5-8 mm
  • Augenfleck Marienkäfer (Anatis ocellata): 6-9 mm
  • Ameisen-Siebenpunkt (Coccinella magnifica): 6-8 mm
  • Vierpunkt Marienkäfer (Harmonia quadripunctata): 5-7,5 mm
  • Gestreifter Marienkäfer (Myzia oblongoguttata): 6-8 mm
  • Ceratomegilla undecimnotata: 5-7 mm

Aufgrund der variablen Farbgestaltung des Asiatischen Marienkäfers besteht daher Verwechslungsgefahr mit einheimischen Marienkäfern.

Biologie

Die erwachsenen Asiatischen Marienkäfer treten ab Ende März/April auf. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in Grüppchen auf von Blattläusen befallenen Pflanzen ab. Der Käfer entwickelt sich vom Ei über vier Larvenstadien und das Puppenstadium zum erwachsenen Käfer.

Die Larven sind vor allem im Juni und Anfang Oktober zu finden. Eine Larve frisst während ihrer Entwicklungszeit von etwa zwei Wochen zwischen 90 und 370 Blattläuse (Hukusima and Kamei, 1970).

Im Oktober/November machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier.

Wirtspflanzen

Weinbau

Wenn im Herbst keine Blattlauskolonien mehr vorhanden sind, sucht der Asiatische Marienkäfer andere Nahrungsquellen auf. Da Weintrauben im Herbst einen hohen Zuckergehalt aufweisen, werden sie gerne als Nahrung angenommen. Der Käfer wird von bereits beschädigten Weintrauben angelockt, es gibt aber auch Berichte wonach er an nicht beschädigten Weintrauben frisst. Traubensorten, die zum Aufspringen neigen und sehr spät reifende Sorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, oder Riesling sind besonders gefährdet und betroffen.

Obstbau

Im Obstbau sind Marienkäfer im Frühjahr und Sommer sehr nützlich, da sie effektiv Blattläuse vertilgen. Im Herbst kann der Asiatische Marienkäfer an verschiedenen Kern- und Steinobstsorten sowie Beeren fressen. Betroffen davon sind Apfel, Birne, Himbeere, Brombeere, Johannisbeere, Marille, Pfirsich, Zwetschke, Mirabelle und Kirsche; an Pfirsich und Himbeere frisst er auch, wenn diese noch nicht vorgeschädigt sind.

Verbreitung

Ursprünglich stammt der Asiatische Marienkäfer aus dem östlichen Asien (China, Japan, Korea, Mongolei und Süd-Russland).

Der Blattlausjäger wurde zur natürlichen Schädlingskontrolle gezüchtet und vor allem in Glashauskulturen erfolgreich eingesetzt, zuerst (1916) in den USA, ab 1995 auch in einigen europäischen Ländern (z. B: Frankreich, Belgien und die Niederlande). In der Zwischenzeit ist er jedoch in weiten Teilen der USA, in Europa und Südamerika sowie in einigen afrikanischen Ländern auch im Freiland etabliert. In Österreich wurde das erste Mal im Herbst 2006 über eine Ansammlung des Asiatischen Marienkäfers berichtet (Rabitsch und Schuh, 2006). Mittlerweile liegen Meldungen über das Vorkommen des Käfers aus allen Bundesländern vor.

Ausbreitung und Übertragung

Im Unterschied zu den meisten in Nordeuropa heimischen Marienkäferarten, ist der Asiatische Marienkäfer in der Lage mehrere Generationen im Jahr zu bilden, abhängig von den vorherrschenden Temperaturen: in Großbritannien gibt es zwei, in Griechenland vier und in Asien sogar fünf Generationen. Durch die Bildung mehrerer Generationen im Jahr kommt es zu einem raschen Populationsanstieg. Dadurch wird eine rasche Ausbreitung begünstigt.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Asiatische Marienkäfer wurde ursprünglich zur biologischen Kontrolle von z.B. Blattläusen in Glashauskulturen eingesetzt, seine Ausbreitung ins Freiland war eigentlich nicht vorgesehen. Er ist eine invasive Art, die sich enorm rasch ausgebreitet hat und eine Bedrohung für die Biodiversität von einheimischen Marienkäferarten darstellt: als direkter Nahrungskonkurrent und als Räuber mit breitem Nahrungsspektrum, der auch die Eier und Larven anderer Nützlinge frisst. Zur Überwinterung bilden die Käfer große Ansammlungen und dringen in Häuser ein, wo sie eine Belästigung darstellen. Darüber hinaus kann Harmonia axyridis Schäden im Obst- und Weinbau verursachen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Kontrollmaßnahmen im Wein-und Obstbau
    • Da der Weinfehler eines “Harmonia-Weins” nicht mehr komplett aufgehoben, sondern bestenfalls durch Zugabe von Eichenschnitzel oder Aktivkohle gelindert werden kann, ist es besonders wichtig eine derartige Verunreinigung von vornherein zu verhindern (Pickering et al. 2006b). Die Gefahr eines wirtschaftlichen Schadens hängt von der Populationsdichte des Asiatischen Marienkäfers ab. Kontrollmaßnahmen sollten auf Grundlage von Schädlingsdichte und Schadensschwelle erfolgen.
    • Da die Trauben/Früchte üblicherweise knapp vor der Lese/Ernte befallen werden, sollte zwei Wochen davor die Befallsstärke des Asiatischen Marienkäfers überprüft werden, z.B. mittels Bonitur oder beleimter Gelbtafeln.
  • Mechanisch
    • Beschädigte Trauben und Früchte sollten entfernt werden, damit der Asiatische Marienkäfer erst gar nicht angelockt wird. Es ist wichtig darauf zu achten, dass keine Käfer ins Lese- oder Erntegut gelangen. In kleineren Anlagen können per Hand die Käfer gegebenenfalls von den Trauben/Früchten geschüttelt werden. Bei maschineller Ernte besteht die Gefahr, dass die sich in den verletzten Trauben/Früchten aufhaltenden Käfer in die Maische gelangen.
  • Pflanzenschutzmittel
    • Zur Bekämpfung des Asiatischen Marienkäfers sind derzeit keine Pflanzenschutzmittel zugelassen.
    • An der Erforschung anderer Kontrollmaßnahmen wie z.B. Abschreckstoffen (Repellents) und Lockstoffen wird gearbeitet. Kampfer und Menthol wirken auf die erwachsenen Asiatischen Marienkäfer abschreckend, allerdings haben diese pflanzlichen sekundären Inhaltsstoffe nur eine sehr kurze Wirkungsdauer.

Fachinformation

Weinbau

Der eigentliche Schaden entsteht durch die Geschmacksbeeinträchtigung des Weins durch den Abschreckstoff des Marienkäfers. Bei Bedrohung entlassen sie ein abschreckendes Sekret („Reflexbluten“), welches Pyrazine (2-isopropyl-3-methoxypyrazin, 2-sec-butyl-3-methoxypyrazin) enthält, die einen erdigen bis ranzigen Geruch aufweisen. Die Käfer fressen sich in die Trauben hinein, wo sie schwierig zu entfernen sind. Werden die Käfer mit den Weintrauben verarbeitet, wird das Aroma durch die Pyrazine verdorben und führt zu einem unerwünschten, bitteren Geschmack (Weinfehler).

Versuche in den USA und der Schweiz haben gezeigt, dass bereits 1 bis 1,9 Asiatische Marienkäfer pro kg Trauben die geruchliche und geschmackliche Qualität von Weißweinen (Testsorten: Chasselas, Riesling) mindern. Bei roten Rebsorten (Testsorten: Blauburgunder, Frontenac) waren erst bei fünf Käfern pro Kilogramm Qualitätseinbußen festzustellen. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde in den USA eine Schadensschwelle hinsichtlich einer Geschmacksbeeinträchtigung von 1 Asiatischen Marienkäfer pro Traube festgelegt (Galvan et al., 2007a).

Zur Abschätzung der Befallsstärke durch den Asiatischen Marienkäfer im Weinbau wird in den USA folgende Methoden empfohlen: bei 25 Trauben wird der Anteil an befallenen Trauben über einem Schwellenwert von 1 Asiatischen Marienkäfer pro Traube bewertet (Galvan et al. 2007a). Sind 10 % der untersuchten Trauben mit mindestens einem Asiatischen Marienkäfer infiziert, ist mit Geschmackseinbußen zu rechnen (Schwellenwert bei Riesling).

Obstbau

Vereinzelt gibt es erste Berichte aus Österreich, dass der Asiatische Marienkäfer im Obstbau Qualitätsschäden verursacht. Im Gegensatz zum Weinbau sind für den Obstbau bislang noch keine wirtschaftlichen Schadschwellen festgelegt worden. Aufgrund der zahlreichen Obstsorten und deren unterschiedliche Reifezeiten ist es im Obstbau auch weitaus schwieriger konkrete Angaben über den Zeitpunkt einer möglichen Schädigung durch den Asiatischen Marienkäfer zu machen. Grundsätzlich sollte ebenso wie im Weinbau kurz vor der Ernte (zwei Wochen) ein Monitoring gemacht werden.

Vor allem bei der Vermarktung von frischen Beeren/Tafeltrauben und Verarbeitungsprodukten wie z.B. Obstsäften kann es zu Qualitätsverlusten kommen. Werden die Käfer mit den Früchten geerntet und verarbeitet kommt es ähnlich wie beim Wein zur geschmacklichen unumkehrbaren Beeinträchtigung.

Bei Problemen mit dem Asiatischen Marienkäfer im Obst- und Weinbau wird ersucht unsere Expertinnen und Experten zu kontaktieren.

Die Bestimmung von Harmonia axyridis kann von uns am Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion durchgeführt werden.

Als .docx herunterladen

Aktualisiert: 07.09.2023