Staupe

Canine Distemper Virus, CDV

Steckbrief

Das Hundestaupevirus ist eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt. Trotz dieser Verwandtschaft ist die Erkrankung für den Menschen ungefährlich.

Vorkommen

Weltweit

Wirtstiere

Hunde, wildlebende Fleischfresser wie Fuchs, Marder, Dachs, Iltis, Wiesel, Waschbär und Fischotter

Infektionsweg

Speichel, Nasen-und Augensekrete, Kot und Urin kranker Tiere; indirekt durch die Aufnahme von infiziertem Futter oder Wasser

Inkubationszeit

3 bis 7 Tage

Symptomatik

Durchfall, Erbrechen, Husten, Atemnot, Nasenausfluss, Bindehautentzündungen, Verhornung des Nasen- und Zehenballenepithels, hohes Fieber, Abgeschlagenheit

Vorbeugung

Impfung

Situation in Österreich

Vermehrter Welpenhandel mit osteuropäischen Staaten erhöht das Risiko einer Seucheneinschleppung. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder lokal vermehrte Staupefälle bei Wildkarnivoren in Österreich beobachtet.

Fachinformation

Das canine Staupevirus (Erreger der Carréschen Krankheit, Canine Distemper Virus, CDV) aus der Familie der Paramyxoviridae (Genus Morbillivirus) ist eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt. Trotz dieser Verwandtschaft ist die Erkrankung für den Menschen ungefährlich. Das Hundestaupevirus tritt nicht nur bei Hunden, sondern auch bei wildlebenden Fleischfressern wie Fuchs, Marder, Dachs, Iltis, Wiesel, Waschbär und Fischotter auf. Speziell beim Rotfuchs ist in den vergangenen Jahren ein Anstieg der Staupeinfektion auch in Österreich zu beobachten.

Das Staupevirus ist weltweit verbreitet. In Spanien wurden 2014 vier Fälle von Hunden mit neurologischen Symptomen beschrieben. Drei Tiere wurden jährlich gegen Staupe geimpft, ein Tier hatte die letzte Impfung vor 4 Jahren. Offenbar waren die drei Tiere schwache Antikörperbildner und somit gegen eine Feldinfektion unzureichend geschützt. In Dänemark wurde der Eintrag einer CDV-Infektion über wildlebende Caniden in eine Pelzfarm aufgezeigt. 2013 wurde in Deutschland ein CDV-Ausbruch beim Waschbär im urbanen Raum berichtet. Beim Rotfuchs ist in den vergangenen Jahren ein Anstieg der Staupe-Infektionen in Österreich zu beobachten. Die betroffenen Wildtiere verlieren die Scheu vor dem Menschen und weisen oft Bewegungsstörungen auf, die eine wichtige Differentialdiagnose zu Tollwut darstellen.

Die Übertragung erfolgt über Speichel, Nasen-und Augensekrete, Kot und Urin kranker Tiere oder klinisch gesunder Dauerausscheider. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt, aber auch indirekt durch die Aufnahme von infiziertem Futter oder Wasser. Generell sind junge Hunde empfänglicher als ältere; die höchste Empfänglichkeit besteht im Alter von vier bis sechs Monaten.

Symptomatik

Abhängig davon, welche Organe betroffen sind, werden verschiedene Verlaufsformen beschrieben. Meist kommt es zu einer systemischen Infektion, die zunächst mit gastrointestinalen und/oder respiratorischen Symptomen einhergeht und sich im späteren Verlauf zu einer neurologischen Erkrankung entwickelt.

Die Inkubationszeit beim Hund beträgt zwischen 3 und 7 Tagen. Zunächst vermehrt sich das Virus im Rachen und in den Bronchiallymphknoten. Anschließend wandern die Viren ins Knochenmark, Lymph- und Nervengewebe ein. Je nach befallenen Organen können unterschiedliche Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Husten, Atemnot infolge einer primär interstitiellen Pneumonie, Nasenausfluss bis hin zu Bindehautentzündungen beobachtet werden. Auch kann es zu Verhornung des Nasen- und Zehenballenepithels kommen (Hard Pad Disease). Meist kommt das Auftreten von hohem Fieber und Abgeschlagenheit hinzu.

Eine Staupeerkrankung bei Hunden kann je nach Immunstatus unterschiedlich schwer verlaufen. Ist das Nervensystem betroffen, treten Anzeichen einer Gehirnerkrankung auf und die Chancen auf ein Überleben sind sehr gering oder es kommt zur Ausbildung eines bleibenden nervalen Schadens (Staupe-Tick).

Prävention

Die obligatorische Impfung vor allem bei Jagd- und Herdenschutzhunden trägt zur Eindämmung dieser ansteckenden Viruserkrankung bei. Wichtig ist, Hunde bereits im jungen Alter konsequent zu impfen und diese Core-Impfung auch dementsprechend aufzufrischen. Damit kann das Staupe-Risiko bei den empfänglichen Haushunden fast vollständig eliminiert werden.

Vermehrter Welpenhandel mit osteuropäischen Staaten erhöht das Risiko einer Seucheneinschleppung. Illegale Importe nach oder durch Österreich stellen für die häufig viel zu jungen, nicht ausreichend geimpften und sozialisierten Welpen ein nachhaltiges Trauma dar. Im Zeitraum vom 01.01.2014 bis 30.09.2015 wurden in den Veterinärmedizinischen Instituten der AGES 51 Tiere aus ganz Österreich auf Staupe untersucht. In 34 Fällen konnte mittels immunhistochemischer Untersuchung auf Staupe-Antigen eine Diagnose erstellt werden. Bei den positiven Tieren handelt es sich um 27 Füchse, drei Hunde, zwei Marder, einen Dachs und ein Frettchen.

In Tirol wurde im Sommer 2015 innerhalb eines Monats Staupe bei drei Hunden, zwei Füchsen und einem Frettchen festgestellt. Klinische Symptome bei einem Hund waren Rhinitis, Pneumonie, epileptiforme Anfälle, Fieber. Trotz Therapie zeigte das Tier keine Besserung und verendete. Die Anamnese ergab eine Herkunft aus einem osteuropäischen Tierheim.

In den letzten Jahren wurden immer wieder lokal vermehrte Staupefälle (Epidemien) bei Wildkarnivoren in Österreich beobachtet.

Diagnostik

Staupevirus kann z. B. in Epithelzellen zahlreicher Organe, Nervenzellen und Lymphozyten nachgewiesen werden; dieses kann in Form von intrazellulären Einschlüssen oder auch Kerneinschlüssen im histologischen Präparat von Organen mittels Hämatoxilin-Eosin-Färbung oder sensitiver, durch eine immunhistochenmische Untersuchung nachgewiesen werden.

In der Regel wird beim Haus- und Heimtier aufgrund der klinischen Symptome eine Verdachtsdiagnose gestellt. Die Abklärung kann mittels eines Abstriches (paryngeale-, konjunktivale Tupferproben) und weiterer Analyse (PCR) im Labor erfolgen.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 10.10.2023