Noroviren gelten weltweit als eine der häufigsten Ursachen für akute nicht-bakteriell bedingte Gastroenteritiden und sind für einen Großteil der Ausbrüche akuter viraler Gastroenteritis in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern sowie Senioren- und Pflegeheimen verantwortlich. Noroviren (früher Norwalk-like-Viren) zählen zur Familie der Caliciviridae. Es handelt sich um einzelsträngige, nicht-umhüllte RNA-Viren, die erstmals 1972 durch immunelektronenmikroskopische Untersuchungen nachgewiesen wurden.
Noroviren zeigen eine hohe Genomvariabilität, welche zu einer Vielzahl von genetischen Varianten führt. Derzeit werden die Noroviren in fünf Genogruppen (GG I bis V) unterteilt; innerhalb der Genogruppen I und II werden wenigstens 20 Genotypen unterschieden. Noroviren sind weltweit verbreitet, der Mensch ist das einzige bekannte Reservoir des Erregers.
Maßnahmen bei Ausbrüchen
Bei Ausbrüchen ist es wichtig, die Infektionsquelle rasch zu erkennen. Kommen als Ursache kontaminiertes Essen oder Getränke in Frage, müssen umgehend Maßnahmen eingeleitet werden, um das Wirken dieser Quelle auszuschalten.
Liegen Hinweise auf einen Norovirus-Ausbruch vor, sollten unverzüglich - auch noch vor der labordiagnostischen Bestätigung - Kontrollmaßnahmen eingeleitet werden. Zur Vermeidung einer fäkal-oralen Übertragung ist die Einleitung umfangreicher Hygienemaßnahmen (Tragen von Handschuhen und Schutzkitteln, Absonderung der erkrankten Personen, zusätzliche Reinigung der Toiletten, intensivierte Händehygiene, häufige Desinfektion der Bettwäsche) erforderlich. In Anbetracht der hohen Kontagiosität des Norovirus sind diese Maßnahmen jedoch nur begrenzt wirksam. In der Praxis wird immer wieder beobachtet, dass mit gründlichen Hygienemaßnahmen weitere Erkrankungen nicht immer verhindert werden können.
In Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern und Altenheimen sollten Patienten-, Bewohner- und Personalbewegungen innerhalb der Stationen möglichst eingeschränkt werden, um eine Ausbreitung zwischen einzelnen Stationen und Bereichen der Einrichtung weitgehend zu minimieren. Erkranktes Personal sollte auch bei geringen gastrointestinalen Beschwerden von der Arbeit freigestellt werden und erst frühestens 2 Tage nach Ende der klinischen Symptomatik unter sorgfältiger Beachtung der Händehygiene die Arbeit wieder aufnehmen.