Der Erreger der Aujeszkyschen Krankheit ist das Suid Herpesvirus 1 (SuHV-1), syn. Pseudorabies-Virus aus der Unterfamilie Alphaherpesvirinae, Gattung Varicellovirus. Die Virusstämme schwanken in ihrer Virulenz, verhalten sich aber serologisch einheitlich. Schwach virulente Virusstämme sind streng neurotrop und verursachen im Gegensatz zu den stark virulenten Stämmen keine weiteren Organschäden. Stark virulente Stämme sind in der Lunge (Befall der Alveolarmakrophagen) und im Genitaltrakt, sowie im Samen infizierter Eber nachweisbar.
Das Virus vermehrt sich primär in den Epithelien von Nasen- und Rachenschleimhaut und den Tonsillen, bzw. in den Genitalschleimhäuten und verbreitet sich in der Folge im Nervensystem. Vom Primärort wandert das Virus über afferente Nervenbahnen ins ZNS. Nervöse Krankheitssymptome entstehen, wenn eine Schädigung der Neuronen eingetreten ist. Wird die primäre Infektion überlebt (nur bei Schweinen) bleiben die Tiere latent infiziert. In diesem Stadium sind sie nicht infektiös, allerdings kann es aufgrund von Stressoren (Transport, Massenansammlungen, Paarungszeit, Geburt) zur Reaktivierung des Virus und infolge dessen zur Weiterverbreitung kommen.
Das Virus kann in der Umwelt bei 25 °C bis zu 40 Tage überleben. Eine Inaktivierung des Virus erfolgt durch Erhitzung über 55 °C oder durch Desinfektionsmittel auf Chlor-, Ammonium- oder Formalinbasis. Alkohol und Phenole sind jedoch unwirksam.
Übertragung
In Hausschweinebeständen wird der Erreger meist durch direkten Kontakt mit infizierten Schweine auf gesunde Schweine übertragen. In stark infizierten Beständen kann eine Übertragung auch während der tierischen Pflege über Handkontakt, durch Futter, unbelebte Gegenstände und/oder bei enger Nachbarschaft sogar über Luftbewegung ("aerogen") erfolgen. In Gebieten mit dichter Schweinehaltung breitet sich die Infektion rasch aus.
Weitere Ansteckungsquellen sind Fleisch, Organe, Milch und Sperma. Tragende Sauen verbreiten das Virus über abortierte Föten, die Plazenta und den Vaginalausfluss.
Zum Virusträger können nicht nur empfängliche, sondern auch geimpfte Schweine werden. Eine Impfung ist daher in Österreich verboten. Das Virus zieht sich nach einer überstandenen Erkrankung je nach Eintrittspforte in die Trigeminusganglien und ggf. Tonsillen, oder in die Sakralganglien (besonders bei Wildschweinen) zurück (latente Infektion). Durch Stressfaktoren wie Transporte etc. kann es zur Reaktivierung und Ausscheidung des Virus kommen. Die Übertragung der Viren ist nicht an eine Jahreszeit gebunden. Für Fleischfresser ist die wichtigste Ansteckungsquelle die Aufnahme von Fleisch und Innereien infizierter (Wild)-schweine.
Symptomatik
Ferkel: Anfangs Fieber, Erbrechen, Bewegungsstörungen, Kreisbewegungen, Schlucklähmung, starke Speichelbildung; danach zentralnervöse Störungen: Muskelzittern, Krämpfe, Paddelbewegung der Gliedmaßen und teilweise Lähmung; bei Ferkeln bis 2 Wochen beträgt die Sterblichkeit 100 %; bei 3-4 Wochen alten Ferkeln noch immer 50 %. Jungtiere im Alter von 1-3 Monaten zeigen geringen Appetit, Schnupfen (Nasenausfluss), leichtes Fieber und Atemnot. Der Tod tritt meist nur bei zentralnervösen Störungen auf.
Läufer/Mastschweine: Erkrankungen des Atmungstrakts, hohes Fieber, Niedergeschlagenheit, schlechte Gewichtszunahme, selten zentralnervöse Störungen. Die Inkubationszeit beträgt 3-5 Tage bei einer Erkrankungsrate von 100 % und einer Sterberate von 5 %.
Sauen/Eber: Fruchtbarkeitsprobleme, inkl. Aborte
Wildschweine: Zeigen meist eine nicht so ausgeprägte Symptomatik wie Hausschweine – oftmals ohne Anzeichen einer Erkrankung.
Hund/Katze/Rind/kleine Wiederkäuer: Gehirn- und Rückenmarksentzündung mit zentralnervösen Erscheinungen, Speichelfluss und starkem Juckreiz. Die Krankheit endet bei diesen Tieren immer tödlich, meist nach 1-3 Tagen.
Im Unterschied zur Tollwut haben erkrankte Fehlwirte Durst, Fleischfresser keine Symptome der Aggressivität und Wiederkäuer keine Wasserscheu sowie ausgeprägte Symptome des Atemtraktes, z. B. verstärktes Hecheln oder Kurzatmigkeit.
In Österreich ist die Anwendung einer Schutzimpfung verboten. Die für Schweine entwickelten Lebendimpfstoffe sind für Rinder, Hunde und Katzen krankmachend, inaktivierte Vakzinen sind zu wenig wirksam. Auf Grund des Auftretens der Aujeszkyschen Krankheit bei Wildschweinen wird empfohlen, die entsprechenden Biosicherheitsmaßnahmen im eigenen Betrieb zu überprüfen und für entsprechende Verhinderung des Kontaktes zwischen Haus- und Wildschweinen (z.B. durch doppelte wildschweindichte Umzäunung) zu sorgen.
Symptomatik Hunde und Katzen
Die Diagnose stützt sich auf die klinischen Symptome und den raschen progressiven Verlauf. Auffällige Symptome sind Fressunlust, krankhafte Sensibilität, hochgradiger Juckreiz gefolgt von Selbstverstümmelung (Automutilation), extreme Sensibilität auf Berührungen, Taubsein, Speichelfluss, gerötete Lidbinde- und Mundschleimhaut, erhöhte Atemfrequenz (60/min.) sowie frequenter Puls (160/min.) Im Gegensatz zur Tollwut zeigen die erkrankten Tiere Durst, nicht aber Aggressivität. Die Krankheit schreitet so rasch fort, dass bis zum Zeitpunkt des Todes keine Antikörper gebildet wurden. Eine sichere Diagnose wird erst nach dem Tod durch entsprechende Laboruntersuchung gestellt.