Schildläuse

Überfamilie: Coccoidea, beinhaltet Woll- (Pseudococcidae), Napfschild- (Coccidae) und Deckelschildläuse (Diaspididae)

Steckbrief

Schildläuse zählen als Pflanzenläuse (Sternorrhyncha) zu den bedeutendsten Schädlingen. Sie befallen überwiegend Gehölzpflanzen, wo sie sich von Pflanzensaft ernähren.

Aussehen

Größe und Aussehen der Schildläuse kann je nach Art stark variieren. Die meisten Arten sind zwischen 0,8 und 6 mm groß, manche Arten können auch deutlich größer werden.

Schildläuse sind im Erwachsenenstadium durch einen extremen Sexualdimorphismus gekennzeichnet. Die Weibchen sind flügellos und bei einigen Arten durch völlige Reduktion der Gliedmaßen unbeweglich festsitzend mit dem Rüssel an der Pflanze verankert. Sie besitzen in der Regel ein hartes Rückenschild, welches nach dem Absterben der Weibchen als Schutz für die Nachkommen dient. Häufig sind die Weibchen von einer schützenden Wachsschicht bedeckt, die glänzend bis wollig erscheinen kann. Die erheblich kleineren Männchen sind meist geflügelt.

Biologie

Die weiblichen Schildläuse können meist in großen Kolonien an Blättern, Blattstielen, Trieben und Ästen der befallenen Pflanzen angetroffen werden, wo sie mit ihrem Stechrüssel Saugtätigkeiten durchführen. Nicht nur die Weibchen selbst leben geschützt unter den Schildern, sondern auch ihre Eier. Bei den Napf- und Deckelschildläusen ist das erste Larvenstadium mobil, alle älteren Stadien hingegen festsitzend. Die Wollläuse hingegen sind bis zur Eiablage sehr aktiv. Männliche Tiere sind geflügelt und verursachen keine direkten Schäden. Neben der sexuellen Vermehrung können sich Schildläuse auch parthenogenetisch fortpflanzen.

Schadsymptome

Die Schädlinge treten an verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen und häufig auch an Zimmerpflanzen auf. Das Auftreten von Schildläusen ist durch die unbeweglichen Schildchen auf der befallenen Pflanze meist leicht zu erkennen. Wenn sie in Massen auftreten, kann es zu erheblichen Schädigungen kommen. Durch den Entzug von Pflanzensaft aus dem Phloem verliert die befallene Pflanze Kohlenhydrate und Stickstoff. Langfristig kann es bei stark befallenen Pflanzen zu Auszehrungserscheinungen und Kümmerwuchs kommen. Wenn sich die klebrigen Ausscheidungen (Honigtau) der Schildläuse auf den Pflanzenteilen niederschlagen und nicht abgewaschen werden, wachsen darauf Schwärzepilze - ein als ”Rußtau” bezeichnetes Phänomen, das zu Verlusten der Photosyntheseleistung und sogar Absterbeerscheinungen an den Pflanzen hervorrufen kann. Zudem können Schildläuse auch verschiedene Pflanzenviren übertragen.

Wirtspflanzen

Die meisten Schildläuse sind polyphag, d. h. sie saugen an mehreren Wirtspflanzen, wenige Arten sind auf nur eine Sorte Pflanzen oder auf bestimmte Teile der Pflanze spezialisiert. Sehr häufig sind Schildläuse an Palmen, Zitruspflanzen oder Oleander anzutreffen. Neben Obstbäumen und Beerensträuchern kann auch Wein von Schildläusen befallen werden. Auf Wein vorkommende Schildläuse sind die Napfschildläuse (Pulvinaria vitis, Parthenolecanium corni, Parthenolecanium persicae) und die Wollläuse (Heliococcus bohemicus, Phenacoccus aceris).

Verbreitung

Weltweit sind etwa 3.000 Schildlausarten bekannt; rund 90 davon sind in Mitteleuropa anzutreffen.

Ausbreitung und Übertragung

Da die meisten Entwicklungsstadien der Schildläuse festsitzend sind, sind nur die mobilen Stadien in der Lage sich aktiv fortzubewegen und auszubreiten. Die passive Ausbreitung durch den Wind und durch Ameisen ist von weitaus größerer Bedeutung. Im Weinbau können Schildläuse auch durch Laubarbeiten und Arbeitsgeräte verschleppt werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Es gibt einige Schildlaus-Arten, die von wirtschaftlicher Bedeutung sind. Beispielsweise die San-José-Schildlaus, ein gefährlicher Obstschädling, der innerhalb weniger Jahre die Gehölze zum Absterben bringen kann, wenn keine Bekämpfung vorgenommen wird.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Regelmäßige Kontrolle der Pflanzen
  • Überdüngung der Pflanze vermeiden
  • Rückschnitt befallener Pflanzenteile
  • Abbürsten/Abkratzen der Schilde
  • Bei starkem Befall: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln z.B. Pyrethrine oder Öle, systemische Mittel, die die Läuse beim Saugen aufnehmen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
  • Förderung natürlicher Gegenspieler: Beispielsweise kommt es in Weinbergen meist zu einer gut funktionierenden natürlichen Regulation. Bei den natürlichen Feinden von Schildläusen handelt es sich überwiegend um kleine, zwischen 0,8 bis 2,0 mm große Wespen aus der Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea). Parasitierungsraten von über 90 % sind keine Seltenheit. Weitere natürliche Feinde der (Reben-)Schildläuse sind Marienkäfer, Samtmilben, Florfliegenlarven, Raubwanzen und auch die Raubmilbe Typhlodromus pyri.

Fachinformation

Literatur

Klausnitzer, B., 1997. Coccina, Schildläuse. In: Rieger, W. (Ed.), Spezielle Zoologie Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, 654–655.

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Aktualisiert: 12.07.2022