Obstbaumspinnmilben

Panonychus ulmi

Steckbrief

Die Obstbaumspinnmilben oder „Rote Spinnen“ sind die am häufigsten verbreitete und bedeutendste Milbenart an Obstgehölzen und auf Weinreben. Bei Massenauftreten kann es zu erheblichen Ernteverlusten kommen.

Aussehen

Die Obstbaumspinnmilben gehören zur Gruppe der Spinnmilben (Tetranychidae). Sie sind ca. 0,5 bis 0,6 mm groß, karminrot, haben eine plumpe Körpergestalt und besitzen vier Beinpaare.

Die Eier sind zwiebelförmig, rot gefärbt und weisen auf der Oberfläche eine radiale Streifung auf, die sich oben zu einem kleinen haarigen Fortsatz vereint.

Biologie

Die Obstbaumspinnmilben leben vorwiegend an der Blattunterseite von Obst- und Weingehölzen.

Im Frühling, je nach Witterungsverhältnissen ab Mitte April, schlüpfen die Larven aus den Wintereiern und entwickeln sich innerhalb von drei bis vier Wochen zu Männchen und Weibchen, die kurz danach Eier ablegen (Sommereier). Die Sommereier sind wie die Wintereier geformt und werden im Hochsommer auch häufig an Früchten abgelegt. Bei günstigem Wetter kommt es bereits in wenigen Wochen zur raschen Fortentwicklung und starken Vermehrung der Obstbaumspinnmilben.

Innerhalb einer Vegetationsperiode gibt es etwa vier bis fünf Generationen. Die Stärke des Spinnmilbenauftretens wird während der Vegetationszeit maßgeblich vom Witterungsverlauf bestimmt: trockenwarmes Wetter beschleunigt die Entwicklung, nasskaltes Wetter verlangsamt die Lebensvorgänge.

Die Überwinterung der Obstbaumspinnmilbe erfolgt im Eistadium (rote Wintereier). Zur Zeit der Vegetationsruhe findet man die Eier oft in großer Zahl in Knospennähe, am Fruchtholz, in Astgabeln und an den Zweigunterseiten.

Schadsymptome

Durch die Saugtätigkeit der Obstbaumspinnmilben zeigen sich ab dem Frühjahr an den Blättern Aufhellungen bzw. helle Sprenkelungen und Flecken. Diese entstehen zunächst in der Nähe der Blattrippen und breiten sich später über das ganze Blatt aus. Die Blätter bekommen ein fahlgelbes Aussehen. An der Blattunterseite sind die erwachsenen Milben, Larven und Eier zu sehen, bei starkem Befall befindet sich ein Gewirr zarter Spinnfäden darauf. Die befallenen Blätter vertrocknen und fallen vorzeitig ab.

Im Winter findet man die auffällig rot gefärbten, runden Wintereier der Obstbaumspinnmilben besonders an den Unterseiten der Zweige, wo sie in Gruppen abgelegt werden, bevorzugt an Rindenritzen. Bei starker Eiablage sind ganze Zweigpartien rot gefärbt.

Wirtspflanzen

Die Obstbaumspinnmilben sind auf Kern- und Steinobst (insbesondere Apfel und Zwetschke) sowie auf Strauchbeerenobst (vor allem Johannisbeere) und Weinreben zu finden.

Verbreitung

Die Obstbaumspinnmilben sind weltweit verbreitet.

Ausbreitung und Übertragung

Die Obstbaumspinnmilben können aktiv selbst geringe Distanzen zurücklegen, größere Entfernungen erfolgen passiv durch den Wind.

Wirtschaftliche Bedeutung

Bei Befall kommt es zu vorzeitigem Blattfall, Wachstumshemmung, geschwächten Wirtspflanzen und nicht ausreifenden Früchten in Verbindung mit vermindertem Blütensatz im darauffolgenden Jahr. Dadurch können große Schäden entstehen, die zu hohen Ertrags- und Qualitätseinbußen führen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Vermeidung von übermäßiger Stickstoffdüngung
  • Schonung und Förderung von natürlichen Feinden, insbesondere von Raubmilben (z.B. Anpflanzen von Hecken, ständiges Pollenangebot)
  • Ansiedeln von Raubmilben (z. B. Typhlodromus pyri)
  • Anwendung von Winter- und Austriebsspritzmitteln (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) zur Bekämpfung der überwinternden Eier der Obstbaumspinnmilbe während der Vegetationsruhe bzw. während des Austriebs. Hier ist auf eine gründliche Benetzung aller Kronenteile zu achten.
  • Während der Vegetationszeit können Spinnmilben bei Überschreiten der Schadschwelle mit spezifischen Akariziden (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) behandelt werden (z. B. Apfel: im Frühsommer mehr als fünf Spinnmilben pro Blatt, gegen Ende des Sommers kann auch ein höherer Spinnmilbenbesatz toleriert werden)
  • Achtung: Wird ein Wirkstoff zu häufig in Folge gegen Spinnmilben eingesetzt, können rasch Resistenzen entstehen! Daher Resistenzbildung durch Wirkstoffwechsel vermeiden.

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Aktualisiert: 31.10.2023