Vogelgrippe

Aviäre Influenza, Geflügelpest

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Steckbrief

Erreger der Vogelgrippe (Aviäre Influenza oder Geflügelpest) sind Influenzaviren. Influenzaviren werden in Typ A, B, C und D unterteilt. Beim Influenzavirus A gibt es verschiedene Subtypen, die sich durch verschiedene Oberflächenantigene (Hämagglutinin, H und Neuraminidase) ergeben. Als Folge von Genveränderungen entstehen ständig neue Varianten der Grippeviren. Bisher gibt es 18 Hämagglutinin- und11 Neuraminidase-Subtypen. Vogelgrippe wird durch das Influenzavirus A der Subtypen H5 oder H7 hervorgerufen.

Vorkommen

Die Vogelgrippe wurde 1878 erstmals in Italien beobachtet. Die Erreger kommen weltweit vor.

Erregerreservoir

Alle Geflügelarten, aber auch viele Zier- und Wildvogelarten sind empfänglich für aviäre Influenzaviren. Wildlebende Wasservögel sind das natürliche Erregerreservoir.

Infektionsweg

Die Vogelgrippe ist für Geflügel hoch ansteckend. Das Virus wird mit Kot, Speichel und Tränenflüssigkeit ausgeschieden. Bei starker Staubentwicklung ist auch die indirekte Ansteckung über Luft möglich.

Menschen und andere Säugetiere (u. a. Schweine, Katzen, Hunde, Füchse, Dachse, Marder, Fischotter oder Nerze) können sich bei intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel ebenfalls mit aviären Influenza-Viren infizieren. Eine Übertragung durch Lebensmittel ist nicht möglich.

Inkubationszeit

1-3 Tage

Symptomatik

Bei der Vogelgrippe können hochpathogene aviäre Influenza-Viren (HPAI) und niedrigpathogene aviäre Influenza-Viren (LPAI) unterschieden werden. Die Unterscheidung dieser AI-Pathotypen bezieht sich auf den Schweregrad der Erkrankung bei Vögeln: während niedrigpathogene AI-Pathotypen keine oder nur milde Symptome verursachen, kommt es bei hochpathogenen AI-Pathotypen zu schweren Krankheitsverläufen und hohen Sterberaten.

Niedrigpathogene AI-Viren können spontan zu einer hochpathogenen Form mutieren und damit Vogelgrippe-Ausbrüche mit hohen Tierverlusten verursachen. Insbesondere Hühner, Puten und zahlreiche wildlebende Vogelarten können mit schwerem Krankheitsverlauf an Vogelgrippe erkranken. Enten, Gänse und einige Wildvogelarten zeigen keine oder nur milde Symptome, sind aber für die Erregerverbreitung von Bedeutung. Bei Säugetieren verläuft eine Infektion mit aviären Influenza-Viren oft symptomlos oder mit milden grippalen Symptomen. Die Infektion kann in Ausnahmefällen aber zu schweren und auch tödlichen Erkrankungen führen.

Situation in Österreich

Seit November 2022 haben wir in Österreich in mehreren Bundesländern zahlreiche Ausbrüche von Aviärer Influenza bei Wildvögeln, aber auch in einzelnen landwirtschaftlichen Geflügelbetrieben und Hobbyhaltungen bestätigt. Um das Risiko weiterer Übertragungen auf Geflügelbestände zu minimieren, wurden Schutz- und Überwachungszonen errichtet. Aufgrund der sich entspannenden Situation kann mit 22. April 2023 bundesweit eine Lockerung der Stallpflicht verordnet werden. Entwarnung kann jedoch nicht gegeben werden. Da ein gewisses Infektions-Risiko besteht, bleibt die Einstufung „erhöhtes Risiko“ bestehen. Europaweit ist seit Ende 2020 ein erhöhtes Seuchengeschehen auch in den Sommermonaten zu beobachten.

Geflügelhalter:innen sollten besonders auf die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen achten: Direkte und indirekte Kontakte zwischen Geflügel und Wildvögeln sollten unbedingt verhindert werden. Bei Gesundheitsproblemen der Tiere in Geflügelbetrieben sollte unbedingt eine tierärztliche Untersuchung erfolgen und die Aviäre Influenza ausgeschlossen werden. Für die Früherkennung und die Verhinderung einer weiteren Ausbreitung müssen alle tot aufgefundenen wildlebenden Wasservögel und Greifvögel bei der lokal zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde (Amtstierarzt/Amtstierärztin) gemeldet werden. Aus gegebenem Anlass weisen wir auch darauf hin, dass jede Geflügelhaltung bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden ist.

Informationen des Gesundheitsministeriums zur Geflügelpest

 

Meldung der Geflügelhaltung im Verbrauchergesundheitsinformationssystem (VIS)

Ausbrüche nach Kalenderwoche

Fälle bei Wildvögeln (Stand 30.05.2023)

Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.

Geflügelpest: Risiko einer Übertragung auf den Menschen gering

In Österreich wurde noch nie eine Infektion des Menschen mit aviären Influenza-Viren nachgewiesen.

Während der Subtyp H5N1, der derzeit in Europa auftritt, für viele Vogelarten hochinfektiös ist, weist das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) auf die schlechte Anpassung des Virus an den Menschen hin. Vereinzelte Nachweise von Infektionen mit aviärer Influenza bei Personen mit Tierkontakt in anderen Weltregionen aber auch in Europa zeigen jedoch, dass eine Übertragung vom Tier auf den Menschen möglich ist. Fast alle Infektionen beim Menschen sind auf engen direkten Kontakt mit infiziertem oder erkranktem Geflügel oder indirekt über deren Fäkalien zurückzuführen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde weltweit noch nicht beobachtet.

Die Verwendung geeigneter Schutzausrüstung und das Einhalten von Hygienemaßnahmen kann das Risiko für Personen, die direkten oder indirekten Kontakt zu potentiell mit aviärer Influenza infiziertem Hausgeflügel oder Wildvögeln haben, reduzieren.

Verendet aufgefundene Wasservögel oder Raubvögel müssen der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde (Amtstierarzt/Amtstierärztin) gemeldet werden. Solche Tiere sollen nicht berührt und am Fundort belassen werden. Die Bergung und weitere Untersuchungen werden von der Behörde veranlasst.

Geflügelpest-Überwachung in Österreich

Das europaweite Überwachungsprogramm besteht aus einem aktiven Teil (Wirtschaftsgeflügel) und einem passiven Teil (Wildvögel).

Im aktiven Teil des Überwachungsprogramm wurden 2021 in Österreich insgesamt 3.524 Geflügel-Blutproben auf das aviäre Influenza-Virus untersucht. Schlachtblut von 1.284 Legehennen aus 128 Betrieben (davon 61 Freilandhaltungen), von 470 Huhn-Elterntieren aus 47 Elterntierbetrieben, von 530 Mastputen aus 53 Betrieben, von 1.170 Gänsen und Enten aus 59 Betrieben und von 70 Straußen gelangten zur serologischen Untersuchung. In keiner der Proben konnten Antikörper gegen das AI-Virus nachgewiesen werden, alle Proben waren somit negativ.

Im passiven Teil des Überwachungsprogramms im Jahr 2021 wurden 419 Proben von tot aufgefundenen Wildvögeln auf das aviäre Influenzavirus untersucht. Bei 44 dieser toten Wildvögel konnten hochpathogene aviäre Influenzaviren der Subtypen H5N8, H5N5 und H5N1 nachgewiesen werden.

Zusätzlich wurden im Rahmen von Abklärungsuntersuchungen 376 Proben auf das AI-Virusgenom untersucht. Das hochpathogene AI-Virus (HPAIV) der Subtypen H5N8 und H5N1 konnte in 3 Hobbyhaltungen nachgewiesen werden.

Überwachung auf Geflügelpest in Österreich

Fachinformation

Wir untersuchen am Nationalen Referenzlabor für Aviäre Influenza Proben (Organe, Tupfer, Tierkörper) zum direkten Virusnachweis mittels Real Time RT – PCR, Sequenzierung und mit Eikultur und Hämagglutinationstest (HA). Der indirekte Nachweis durch Bestimmung der Antikörper wird mittels ELISA und Hämagglutinationshemmungstest (HAH) erbracht.

Hämagglutinationstest: Bestimmte Viren wie Influenzaviren binden mittels Hämagglutinin Erythrozyten an ihre Oberfläche. Dadurch verklumpt (agglutiniert) das Blut. Mittels Verdünnungsreihen kann die Virusmenge ermittelt werden.

Hämagglutinationshemmungstest: Spezielle Antikörper können  die vom Virus verursachte Agglutination/Verklumpung  verhindern. Auf diese Weise können Antikörpertiter und spezifisch einzelne Virus-Stämme bestimmt werden.

ELISA: Enzyme-linked Immunosorbent Assay ist ein antikörperbasiertes Nachweisverfahren, Antikörper binden an ein Antigen und werden mittels einer enzymatischen Farbreaktion dargestellt.

Real-Time RT-Polymerase-Chain-Reaction (PCR) und Sequenzierung: AI Virus-Genabschnitte werden detektiert und es kann direkt typisiert werden, ob ein H5 oder H7 Typ vorliegt. Mittels Sequenzierung kann der Pathotyp des Virusstammes (hoch- oder niedrigpathogen) bestimmt werden.

Eikultur: Aus den Proben wird eine potenziell infektiöse Impflösung hergestellt, mit der garantiert virenfreie Hühnereier beimpft werden. Diese Eier werden mindestens fünf Tage lang bebrütet. Sind hochpathogene aviäre Influenza-Viren vorhanden, sterben die Embryos in den Eiern ab und das Virus in der Allantios kann mittels Hämagglutination (HA) identifiziert  werden.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 31.05.2023