RSV

Respiratorische Synzytial-Virus

Steckbrief

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein RNA-Virus aus der Familie der Pneumoviridae (Genus Orthopneumovirus) und löst Erkrankungen der Atemwege aus.

Vorkommen

RSV ist weltweit verbreitet.

Erregerreservoir

Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir für das humane RSV.

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch Tröpfcheninfektion. Auch eine indirekte Übertragung über mit dem Virus kontaminierte Hände, Gegenstände und Oberflächen ist möglich.

Inkubationszeit

Zwei bis acht Tage (im Mittel fünf Tage).

Symptomatik

Eine RSV-Infektion kann asymptomatisch verlaufen, eine unkomplizierte Atemwegserkrankung auslösen oder, in schweren Fällen, zu einer beatmungspflichtigen Erkrankung der unteren Atemwege führen.

Folgende Personen weisen ein besonders hohes Risiko auf, schwer an einer RSV-Infektion zu erkranken: Kinder unter fünf Jahre, dabei vor allem Kleinkinder unter 6 Monate, Erwachsene über 65 Jahre und andere bestimmte Personengruppen mit schlechtem Gesundheitszustand, wie u.a. Krebspatient:innen oder HIV-Infizierte.

Symptome einer RSV-Infektion umfassen in der Regel: rinnende Nase, reduzierter Appetit, Husten, Niesen, Fieber und ein hohes, pfeifendes Lungengeräusch beim Atmen. Diese Symptome treten nicht alle auf einmal auf, sondern in verschiedenen Phasen. Bei sehr jungen Kleinkindern kann sich eine RSV-Infektion in Reizbarkeit, reduzierter Aktivität und Atemschwierigkeiten äußern.

Fast alle Kinder machen in ihren ersten zwei Lebensjahren eine RSV-Infektion durch. Die erste Infektion von Kleinkindern und jungen Kindern kann eine schwere Entzündung der Bronchien (Bronchiolitis) auslösen, die in manchen Fällen tödlich endet. [3]

Eine RSV-Infektion schützt nicht vor Reinfektionen, diese können in jedem Lebensalter vorkommen. 

Therapie

Die Gabe von antiviralen Medikamenten wird nicht routinemäßig empfohlen, um eine RSV-Infektion zu behandeln. Die meisten RSV-Infektionen heilen nach ein bis zwei Wochen von allein aus. Die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit wird empfohlen, um einem Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung) entgegenzuwirken. Fiebersenker oder Schmerzmittel können Symptome lindern. Wichtig: Kleinkindern kein Aspirin verabreichen. 

In schweren Fällen kann es dazu kommen, dass Erkrankte aufgrund von Atemschwierigkeiten oder Dehydrierung stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden müssen.

In sehr schweren Fällen benötigen Patient:innen Sauerstoff, Infusionen (falls Essen und Trinken nicht möglich ist) oder eine Beatmungsmaschine.

Vorbeugung

In Österreich gibt es derzeit keinen zugelassenen RSV-Impfstoff zur aktiven Immunisierung von Kindern. Es stehen allerdings zwei Möglichkeiten zur Verfügung, Kinder passiv gegen RSV zu immunisieren: entweder durch Gabe von monoklonalen Antikörpern oder die Impfung von Schwangeren (24. bis 36. SSW).

Ab Herbst 2023 sind in Österreich zwei Impfstoffe zur Vermeidung von durch RSV ausgelösten Erkrankungen des unteren Respirationstrakts für Erwachsene ab dem 60. Lebensjahr verfügbar. Die Impfung ist ab dem 60. Lebensjahr zugelassen und empfohlen.

Details zur Impfung unter: Impfplan Österreich (sozialministerium.at)

Situation in Österreich

In Österreich beginnt die RSV-Saison gewöhnlich im November und geht bis April. In diesen Monaten werden die meisten Fälle gemeldet. Während des Rests des Jahres treten nur vereinzelt Fälle auf.

Am SARI-Dashboard werden die österreichischen stationären Krankenhausaufnahmen mit schweren akuten respiratorischen Infektionen abgebildet, zu denen auch RSV zählt.  

Fachinformation

Vorbeugung

Die monoklonalen Antikörper zur passiven Immunisierung von Kindern, die es derzeit in Österreich gibt, sind momentan nur unter speziellen Bedingungen zugelassen und kostenpflichtig. Mit 2024 wird die Markteinführung eines weiteren monoklonalen Antikörpers erwartet, der für alle Kleinkinder während ihrer ersten RSV-Saison zugelassen ist.

Ab Herbst 2023 steht zudem der Impfstoff Abrysvo zur Verfügung, welcher auch zugelassen ist zum passiven Schutz von Neugeborenen durch Impfung von Schwangeren (24. bis 36. SSW), sodass die schützenden Antikörper auf das Kind übertragen werden können. Schwangere zwischen der 24. und 36 Schwangerschaftswoche können auf Wunsch entsprechend der Zulassung einmalig mit Abrysvo geimpft werden, vorzugsweise zwischen September und März.

Die zwei für die Erwachsenenimpfung ab dem 60. Lebensjahr zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind Arexvy und Abrysvo.

Diagnostik

Genomnachweise mittels PCR können RSV gut nachweisen, sie sind sehr spezifisch, schnell und funktionieren selbst, wenn die Probe nur wenig Virusmaterial enthält.

Zum Antigennachweis sind immunchromatographische meist auf Enzym-Immunoassays (EIA) basierende Schnelltests verfügbar. Diese Schnelltests liefern innerhalb von 20 bis 75 Minuten ein Ergebnis. Sie sind für Personen bis zum 18. Lebensjahr evaluiert. Die Sensitivität von EIA liegt in einem Bereich von 50–90% und ihre Spezifität bei 75–100%, wobei der positive Vorhersagewert stark vom Alter der Patient:innen und der Saison abhängt. In der Labordiagnostik werden auch Immunfluoreszenzverfahren (IFT) eingesetzt, die eine Sensitivität und eine Spezifität von über 90% erreichen. Außerhalb der Saison ist eine Sicherung der Diagnose durch einen Genomnachweis wichtig.

Antikörpernachweise sind im Vergleich zu direkten Erregernachweisen von untergeordneter Bedeutung. Bei einer RSV-Infektion werden Antikörper nur in geringfügiger Konzentration gebildet. Um einen Titeranstieg zu erfassen, müssen zwei Seren mit mindestens 2–4 Wochen Abstand untersucht werden. Antikörpernachweise sind daher vor allem zur retrospektiven Sicherung der Diagnose und zu Surveillance- und Forschungszwecken geeignet.

Zur Diagnose von RSV werden anhand von Abstrichen des Nasen-Rachen-Raumes heutzutage meistens PCR-Tests, zum Nachweis von Virusgenom, oder Antigen-Tests, zum Nachweis von Antigenen, durchgeführt.

Kontakt

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Aktualisiert: 24.10.2023