Leptospiren

Leptospira interrogans

Steckbrief

Leptospiren sind Bakterien, die korkenzieherartig bzw. hakenförmig geformt sind. Die Leptospirose genannte Erkrankung verursacht beim Menschen grippeähnliche Symptome, es kann aber auch zu schweren Verläufen bis hin zum Tod kommen.

Vorkommen

Weltweit, hauptsächlich im feuchten Milieu wie Schlamm, Süßwasserseen, Reisfelder u. ä. In Gewässern bleiben diese Bakterien wochenlang vermehrungsfähig.

Erregerreservoir

Natürliches Reservoir sind v. a. Ratten, Mäuse, Feldhamster, Rinder, Schweine und Hunde

Infektionsweg

Menschen können sich über kleine Hautverletzungen und Schleimhautkontakt mit Leptospiren infizieren, wenn sie mit Urin von infizierten Tieren in Berührung kommen oder mit Wasser, das mit Urin infizierter Tiere kontaminiert ist.

Inkubationszeit

Meist fünf bis 14 Tage bzw. bis zu 30 Tagen

Symptomatik

Die Leptospirose genannte Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Muskelschmerzen. Ohne Therapie lässt das Fieber nach drei bis acht Tagen nach, steigt dann aber wieder an. In dieser Phase kann es zu Kopfschmerzen, Hirnhautentzündung, Muskelschmerzen und Augenbindehautblutungen kommen. In schweren Fällen kommt es zu Schädigungen der Leber und Nieren. Die Krankheit kann über drei Wochen lang andauern; bei schweren Verlaufsformen liegt die Sterblichkeit bei bis zu zehn Prozent.

Therapie

Die Krankheit wird mit Antibiotika behandelt

Vorbeugung

Für manche Tiere gibt es einen zugelassenen Impfstoff, nicht jedoch für den Menschen

Situation in Österreich

Die Leptospirose ist eine meldepflichtige Erkrankung. Im Schnitt erkranken 10 bis 30 Menschen pro Jahr.

Leptospirosen in Österreich

Fachinformation

Leptospiren sind gramnegative längliche Bakterien aus der Ordnung der Spirochäten, die eine Infektionskrankheit namens Leptospirose auslösen können. Die Leptospirose ist eine Zoonose. Somit ist die Übertragung von zahlreichen Wild-, Nutz- und Haustierarten auf Menschen ist möglich. Die Übertragung erfolgt in der Regel direkt über den Urin infizierter Tiere oder indirekt durch Kontakt mit kontaminierter Umwelt (z. B. Gewässer, Erde). Leptospiren dringen über kleine Hautverletzungen sowie über die Schleimhäute in den Körper ein. Nach dem Eintritt besiedeln die Leptospiren vorrangig die Nieren ihrer Wirte und werden von dort mit dem Urin wieder ausgeschieden. Von den wild lebenden Reservoirwirten kommt den Nager - wie Ratten und Mäusen – die größte Bedeutung zu. In Wien ist circa ein Viertel aller Ratten Träger des Erregers.

Warm-feuchte klimatische Bedingungen begünstigen die Überlebenswahrscheinlichkeit sowie Überlebensdauer von Leptospiren in der Umwelt. Bedingt durch den Klimawandel kommt es vermehrt zu Starkregen- und Hochwasserereignissen. Gepaart mit der zu erwartenden Temperaturerhöhung kann dies zu steigenden Infektionsraten bei Mensch und Tier führen. 

Bestimmte Berufsgruppen wie Kanalarbeiter, Landwirte, Erntehelfer sowie Personen, die engen Kontakt zu Tieren bzw. tierischen Produkten haben (Tierärzte, Schlachthofmitarbeiter, Jäger) sind besonders gefährdet, an Leptospirose zu erkranken. Zudem sind einige Krankheitsfälle bekannt, die nach Sportveranstaltungen im Zusammenhang mit der Exposition zu Gewässer und Schlamm (z. B. beim Triathlon) aufgetreten sind. Beim Menschen reicht das klinische Bild von grippeähnlichen Symptomen bis hin zu Leber- und Nierenentzündungen und kann in seltenen Fällen auch zum Tod führen. Bei Rindern, Schweinen und kleinen Wiederkäuern kann Leptospirose zu subklinischen Krankheitsverläufen bis hin zu schwerwiegenden Reproduktionsstörungen wie Aborten, Totgeburten sowie der Geburt lebensschwacher Nachkommen und dem Rückgang der Milchproduktion führen.

Trotz der Relevanz des Erregers für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie der wirtschaftlichen Auswirkungen nehmen wir an, dass Leptospirose aktuell zu den unterdiagnostizierten Erkrankungen gehört. Der Grund dafür liegt in der oft unspezifischen Ausprägung der Symptome, die durch eine Reihe anderer Erreger hervorgerufen werden können bzw. gänzlich unbemerkt bleiben.

Diagnostik

Zum Nachweis von Leptospiren-Infektionen wird routinemäßig der Antikörper-Nachweis verwendet. Als Goldstandardmethode bei Mensch und Tier gilt der Mikroagglutinationstest (MAT). Diese Untersuchung wird wie auch der Genomnachweis (PCR) am IVET Mödling der AGES zur Abklärung von Verdachtsfällen sowie im Rahmen von Projekten durchgeführt.

Aktuell wird im Rahmen von Projekten versucht, in Österreich vorkommende Leptospirenstämme zu isolieren, um die Diagnostik weiter zu verbessern und Daten über das vorkommen von Leptospiren zu generieren.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 26.08.2024