Hepatitis D

Hepatitis-D-Virus

Steckbrief

Hepatitis D ist eine Entzündung der Leber, die durch das Hepatitis-D-Virus ausgelöst wird. Das Hepatitis-D-Virus (HDV) ist ein defektes Virus, das heißt, dass es keine Hülle besitzt und das Hepatitis-B-Virus (HBV) benötigt, um sich zu vermehren. Hepatitis D tritt daher nur zusammen mit Hepatitis B auf. Diese Kombination führt in der Mehrheit der Fälle zu schweren chronischen Verläufen.

Vorkommen

Hepatitis D kommt weltweit vor, am häufigsten in Regionen mit einer hohen Zahl an Hepatitis-B-Infektionen. Laut WHO zählen u. a. die Mongolei, Republik Moldawien und Länder in West- sowie Zentralafrika zu den geographischen Hotspots.  Hepatitis D betrifft weltweit fünf Prozent der Personen, die an Hepatitis B erkrankt sind.

Erregerreservoir

Der Mensch stellt das Erregerreservoir dar

Infektionsweg

Die Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus kann auf zwei Arten erfolgen: Gleichzeitige Ansteckung mit HDV und HBV (Simultaninfektion) oder es liegt bereits eine chronische Hepatitis-B-Infektion vor und es kommt zusätzlich zu einer Ansteckung mit HDV (Superinfektion). HDV wird, wie HBV, über verletzte Haut (Nadel, Spritzen, Tätowieren usw.) oder über den Kontakt mit infiziertem Blut (z. B. beim ungeschützten Geschlechtsverkehr) bzw. Blutprodukten übertragen.

Inkubationszeit

Drei bis sieben Wochen

Symptomatik

Eine Simultaninfektion von HBV und HDV kann eine milde bis schwere Hepatitis auslösen, deren Symptome nicht von anderen akuten Hepatitis-Erkrankungen zu unterscheiden sind. Typischerweise kommt es nach der Inkubationszeit zu Fieber, Müdigkeit, Appetitverlust, Übelkeit, Erbrechen, dunklem Urin, hellfarbigem Stuhl und Gelbsucht (Ikterus, gelbe Augen). Die Patient:innen erholen sich normalerweise vollständig, eine chronische Hepatitis D ist selten.

Bei einer Superinfektion werden Personen mit dem HDV infiziert, die bereits an einer chronischen HBV-Erkrankung leiden. Die Superinfektion mit HDV beschleunigt in allen Altersgruppen bei der Mehrheit der Patient:innen den Fortschritt der chronischen HBV-Infektion zu einer noch schwerwiegenderen Erkrankung. So kann es durch eine Superinfektion bereits um ein Jahrzehnt früher zu einer Leberzirrhose kommen als bei Personen mit chronischer Hepatitis B ohne HDV-Infektion. Personen mit HDV-induzierter Leberzirrhose haben ein erhöhtes Risiko, Leberkarzinome zu entwickeln.

Therapie

Zur Therapie von Hepatitis-D-Virus-Infektionen kann pegyliertes Interferon-alpha (INFα) eingesetzt werden. Um Rückfälle zu vermeiden, sollte die Behandlung möglichst lange andauern, die WHO empfiehlt 48 Wochen. Auch wenn das Virus nicht stark auf die Behandlung anspricht, kann sich die Medikamentengabe positiv auf die Erkrankung auswirken. Da es zu starken Nebenwirkungen kommen kann, sollte das Medikament nicht an Personen mit einer Autoimmunerkrankung, psychiatrischen Erkrankungen oder fortgeschrittener Leberzirrhose verabreicht werden.

Im Juli 2020 wurde Hepcludex (Wirkstoff Bulevirtide) unter „Besonderen Bedingungen“ als erster spezifischer Wirkstoff zur Behandlung von chronischen Hepatitis-D-Virus-Infektionen von der EMA (Europäische Arzneimittelagentur) zugelassen. Bis 2025 muss das Unternehmen, das Hepcludex in Verkehr bringt, Daten zur Anwendung des Arzneimittels in einem Patientenregister sammeln und die endgültigen Ergebnisse zweier laufender Studien vorlegen. 

Vorbeugung

Die Impfung gegen das Hepatitis-B-Virus schützt gegen eine Hepatitis-D-Virus-Infektion. Bei Personen, die bereits mit HBV infiziert sind, kann die Impfung nicht in dieser Hinsicht wirken.

Wichtige Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit HBV und HDV sind: geschützter Geschlechtsverkehr, das Tragen von Schutzhandschuhen bei Kontakt mit fremdem Blut und nur einmaliges Verwenden von Spritzen.

Situation in Österreich

Hepatitis D ist in Österreich eine meldepflichtige Erkrankung. Im ersten Quartal 2023 wurden österreichweit zwei Hepatitis-D-Fälle gemeldet.

Jahr Erkrankungen gesamt Österreich
2022 9
2021 7
2020 9
2019 18

 

Fachinformation

Der Nachweis von anti-HCV Immunoglobulin G (IgG) und Immunoglobulin M (IgM) sowie eine Detektion der HDV RNA im Serum ermöglichen die Diagnose einer Hepatitis-D-Virus-Infektion.

Da die Symptome der verschiedenen Hepatitisvirusarten sich nicht grundsätzlich unterscheiden ist eine Labordiagnose essenziell.

Hepatitis-D-Virus-Infektionen werden durch den Nachweis von spezifischen HDV-Antikörpern, sowie der HDV-RNA im Blut diagnostiziert.

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Aktualisiert: 22.06.2023