Tomatenminiermotte

Tuta absoluta

Steckbrief

Die Tomatenminiermotte ist eine Kleinschmetterlingsart aus Südamerika, die durch die versteckte Lebensweise und dem enormen Vermehrungspotential einen sehr schwer zu kontrollierenden Schädling darstellt. Da der Falter hauptsächlich Tomaten befällt und dort durch das Fraßverhalten der Larven sowohl Blätter als auch Früchte anhaltend schädigt, wird er als einer der wichtigsten Schädlinge an Tomatenkulturen eingestuft.

Aussehen

Eier: Die abgelegten Eier der Tomatenminiermotte sind zylindrisch, 0,36 mm lang und cremig-weiß bis gelb gefärbt. Bereits vier bis fünf Tage nach der Eiablage beginnt der Larvenschlupf.

Larven: Die Tomatenminiermotte durchläuft während ihrer Entwicklung vom Ei bis hin zur Verpuppung vier Larvenstadien. Die Larven des ersten Larvenstadiums sind nach dem Schlüpfen cremefarben gefärbt mit einer dunklen Kopfkapsel und ca. 0,9 mm lang. Die Larven des zweiten bis vierten Larvenstadiums sind anfangs grünlich, dann leicht rosa gefärbt. Die Larven des vierten Larvenstadiums erreichen eine Länge von 7,5 mm.

Allen Larvenstadien gemein ist ein dunkles Schild im vorderen Segment des Brustbereichs (=prothorakal), direkt hinter der Kopfkapsel. Außerdem weisen sie als Vertreter der Schmetterlinge deutlich erkennbare Beinpaare auf. Die Entwicklungsdauer vom Schlupf bis zur Verpuppung beträgt etwa 13 bis 15 Tage.

Puppen: Die Verpuppung kann im Boden, auf der Pflanze, in den Minengängen, in von der Larve gewebten Gespinsten (Kokon), aber auch in der Glashauskonstruktion oder anderen Gegenständen (z.B. gelagerten Kisten) erfolgen. Die Puppenruhe dauert neun bis elf Tage.

Adulte: Die erwachsenen Motten sind 6-8 mm groß und eher unscheinbar gefärbt. Die Flügel sind silbrig-grau in ihrer Grundfarbe mit charakteristischen dunklen Flecken in den Vorderflügeln. Die Flügelspannweite beträgt 8-10 mm. Typisch sind die fast körperlangen, fadenförmigen Fühler, deren einzelne Fühlerglieder perlschnurartig aufgereiht sind.

Biologie

Tuta absoluta ist eine Miniermotte aus der Familie der Palpenmotten (Gelechiidae) mit einer hohen Vermehrungsrate (bis zu 260 Eier/Weibchen) wodurch sie bis zu zwölf Generationen pro Jahr bilden kann.

Die Motten sind nachtaktiv und verstecken sich tagsüber zwischen den Blättern der Pflanzen. Die Weibchen legen ihre Eier frei auf Blätter und Stängel der Wirtspflanzen, bevorzugt aber auf der Blattunterseite ab. Die Miniermotte benötigt dabei für ihre Entwicklung eine Mindesttemperatur von 9 °C. Bei 14 °C beträgt die Entwicklungsdauer 76 Tage, bei 27 °C nur noch 24 Tage.

In Glashäusern kann die Tomatenminiermotte in allen Entwicklungsstadien überwintern. Bei ausreichend vorhandenem Nahrungsangebot für die Larven wird keine Diapause (=Entwicklungsruhe) durchlaufen.

Schadsymptome

Nachdem die Larven aus den Eiern geschlüpft sind, dringen sie bevorzugt in Blätter ein. Die Weiterentwicklung erfolgt im Pflanzengewebe, wobei durch die Fraßtätigkeit charakteristische fleckenförmige Minengänge in den Blättern entstehen. Die Larve ernährt sich nur vom Mesophyll (Grundgewebe) der Blätter, die Epidermis (äußerste Blattschicht) bleibt unbeschadet bestehen, wodurch die Fraßstellen durchsichtig erscheinen.

Die Larven können die Blattminen verlassen und Stängel und Früchte befallen. Werden Früchte befallen, können der Ertrag und die Fruchtqualität signifikant reduziert werden - sowohl durch die direkten (Fraß-) Schäden als auch durch weitere Besiedelungen der verwundeten Pflanzenorgane mit sekundären Krankheitserregern. Werden Stängel und Stämme befallen, treten Missbildungen und Wuchshemmungen an den Pflanzen auf.

Ein starker Befall mit T. absoluta führt zu komplettem Blattsterben und kann den Totalausfall einer Kultur zur Folge haben.

Verwechslungsmöglichkeiten

Folgende Schädlinge können aufgrund der ähnlichen Symptomatik nach Befall der Wirtspflanzen, sowie des Aussehens leicht mit der Tomatenminiermotte verwechselt werden:

Minierfliegen (Agromytidae, Diptera):

  • Die Larven der Minierfliegen fressen ebenfalls Blätter, erzeugen dabei aber meist schlangenförmig gewundene Minen im Blattinneren. Die Minengänge der Tomatenminiermotte sind charakteristisch fleckenförmig
  • Die Larven der Minierfliegen weisen im Gegensatz zur Tomatenminiermotte keine erkennbaren Beinpaare und Kopfkapsel auf, sie bleiben außerdem bis zur Verpuppung (Tönnchenpuppe) weißlich-cremig und ändern ihre Farbe nicht

Baumwollkapselwurm (Helicoverpa armigera):

  • Die Ausbohrlöcher beider Schädlinge könnten miteinander verwechselt werden, die des Baumwollkapselwurms haben jedoch im Gegensatz zur Tomatenminiermotte einen deutlich größeren Durchmesser von 5 bis 10 mm (Tomatenminiermotte: 2 bis 3 mm)

Wirtspflanzen

Hauptwirtspflanze der Tomatenminiermotte ist die Tomate (Lycopersicon esculentum). Schäden wurden aber auch an anderen Vertretern aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) bei Kultur-, Zier- wie auch verschiedenen Wildpflanzen beobachtet:

  • Kartoffel (Solanum tuberosum): Schäden nur an oberirdischen Teilen der Pflanze, befällt nicht die Knollen
  • Melanzani (S. melongena): Befall unter Laborbedingungen
  • Gemeiner Stechapfel (Datura stramonium)
  • Wildtomatenarten: Lycopersicon hirsutum, L. peruvianum
  • Wildpflanzen: S. lyratum, S. elaeagnifolium, S. puberulum, dorniger Stechapfel (Datura ferox), blaugrüner Tabak (Nicotiana glauca)
  • Melonenbirne (S. muricatum)
  • Schwarzer Nachtschatten (S. nigrum)

Verbreitung

Ursprünglich stammt die Tomatenminiermotte aus Südamerika und wird dort als der wichtigste Tomatenschädling im Freiland sowie im geschützten Anbau (Folientunnel und Gewächshaus) angesehen. Seit den Anfängen der 80er Jahre ist sie als Schädling in weiten Teilen Südamerikas bekannt.

Das Erstauftreten auf dem europäischen Kontinent wurde 2006 aus Spanien gemeldet. In der Anbausaison 2007 wurden massive Ertragsverluste aus allen Tomatenanbaugebieten der Küstenregion angezeigt. Seitdem breitete sie sich sehr schnell in den Ländern der Mittelmeerregion und Nordafrikas aus, wo sie erhebliche Schäden an Tomatenkulturen verursacht. Mittlerweile sind Vorkommen in weiten Teilen Europas sowie in Teilen Afrikas und Asiens bekannt. In Österreich konnte das Erstauftreten im Burgenland 2010 nachgewiesen werden.

Ausbreitung und Übertragung

Nach einer Risikoanalyse über die phytosanitäre Bedeutung, die in Holland durchgeführt wurde, ist das höchste Risiko einer Verbringung in ein Nichtbefallsgebiet über den Import von Tomatenfrüchten inklusive deren Verpackungs- und Transportmaterial gegeben. Dabei können alle Entwicklungsstadien von T. absoluta eingeschleppt werden. Tomatenimporte, insbesondere aus Spanien, den Niederlanden, Italien und Marokko stellen somit ein besonders hohes Risiko dar.
Als gering wird das Risiko der Verbringung durch den Import von Tomaten- und Melanzanipflanzen, sowie von Zierpflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gesehen. Bei günstigen Bedingungen kann sich die Tomatenminiermotte einige Kilometer weit durch Verdriftung mit Wind auf natürlichem Wege ausbreiten.

In Gewächshäusern ist die Wahrscheinlichkeit einer Etablierung der Tomatenminiermotte sehr hoch, wenn eine ganzjährige Kultur mit Tomaten oder anderen Wirtspflanzen geführt wird und somit permanent Nahrung für den Schädling vorhanden ist. Im Freiland ist eine Etablierung in unseren Breiten aufgrund eines relativ strengen Winters mit Frosten eher unwahrscheinlich. Allerdings können sich im Sommer einige Generationen in einem Freilandbestand aus Tomaten und Wirtspflanzen durchentwickeln.

Wirtschaftliche Bedeutung

Durch die versteckte Lebensweise der adulten Schmetterlinge und der minierenden Larven, sowie ihr enorm hohes Vermehrungspotential ist die Tomatenminiermotte ein sehr schwer zu kontrollierender Schädling der sowohl für Freiland- als auch Unterglaskulturen ein großes Problem darstellt.

Vorbeugung und Bekämpfung

Maßnahmen/Kontrollen

  • Bei Zukauf sofortige Kontrolle von Wirts- und Jungpflanzen auf allfälligen Befall
  • Regelmäßige Befallskontrollen in der Kultur
  • Hygiene in und um die Betriebe (Pflanzenmaterial und Unkräuter (v.a. aus der Familie der Nachtschattengewächse) entfernen)
  • Kein Überwintern von Wirtspflanzen im Glashaus und Entfernen von Ernteresten

Hilfsmittel

  • Verwendung von Insektennetzen an den Lüftungen und im Eingangsbereich von Glashäusern
  • Anbringen von Pheromonfallen mit Tuta absoluta-spezifischem Lockstoff, um ein Auftreten im Betrieb frühzeitig zu erkennen

Bekämpfung

  • Entfernen und Vernichten befallener Pflanzenteile aus dem Glashaus
  • Verwirrmethode mittels Pheromon, welches die von den Weibchen ausgeschiedenen Sexuallockstoffe überlagert, wodurch die Fortpflanzung ausbleibt
  • Einsatz von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln mit den Indikationen Tomatenminiermotte, „beißende Insekten“ und Miniermotten (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
  • Einsatz von Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki
  • Einsatz natürlicher Gegenspieler von T. absoluta – das sind sowohl Parasitoide, als auch räuberische Insekten, wie z.B. die Raubwanze (Macrolophus pygmaeus)

Phytosanitärer Status

T. absoluta ist in der Europäischen Gemeinschaft nicht als Quarantäneschadorganismus gelistet, aber von der EPPO in der „A2 List of pests recommended for regulation as quarantine pests“ angeführt.

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Aktualisiert: 18.01.2022