Yersinien - Pest

Yersinia pestis

Steckbrief

Die Pest ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird. Je nach Stadium/Schweregrad/Verlauf unterscheidet man Bubonenpest (Beulenpest), Pestsepsis und Lungenpest.

Vorkommen

Beim Menschen treten Pestfälle heutzutage zumeist nur sporadisch auf. Unter Tieren ist die Pest gegenwärtig noch in vielen Ländern Afrikas (z. B. Uganda, Madagaskar, Demokratische Republik Kongo), Amerikas und Asiens verbreitet

Erregerreservoir

Wildlebende Nagetiere und deren Flöhe

Infektionsweg

Der Erreger wird meist durch infizierte Flöhe von Ratten oder – im Westen der Vereinigten Staaten – von Erdhörnchen und Präriehunden auf den Menschen übertragen. Bei der Lungenpest kann auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung stattfinden

Inkubationszeit

Beulenpest 2-5 Tage, Lungenpest 2-3 Tage

Symptomatik

Eine Infektion führt zunächst zu Symptomen wie bei einer schweren Grippe, dann schwellen Lymphknoten zu dicken Beulen (= Beulenpest) an. Lungenpest führt unbehandelt schnell zum Tod

Therapie

Bei früher Diagnose sind die Heilungschancen durch Antibiotika sehr hoch

Vorbeugung

Es gibt keine Schutzimpfung

Situation in Österreich

In Österreich ist seit 1945 kein einziger Fall von Pest festgestellt worden. Das Risiko der Einreise einer mit Pest infizierten Person nach Österreich ist sehr gering.

Fachinformation

Die Pest (lateinisch pestis: Seuche) ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird. Eine Infektion führt zunächst zu Symptomen wie bei einer schweren Grippe, dann schwellen Lymphknoten zu dicken Beulen (= Beulenpest) an. Bei früher Diagnose sind die Heilungschancen durch Antibiotika sehr hoch. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine unbehandelte Beulenpest zur Lungenpest führen. Bei der oft tödlich verlaufenden Lungenpest kann dann auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung stattfinden. Diese akut verlaufende Lungenentzündung kann durch Tröpfchen aerogen übertragen werden und sich rasch ausbreiten. Sie führt unbehandelt schnell zum Tod.

Wildlebende Nagetiere und deren Flöhe bilden das natürliche Erregerreservoir von Yersinia pestis. Der Erreger wird meist durch infizierte Flöhe von Ratten oder – im Westen der Vereinigten Staaten – von Erdhörnchen und Präriehunden auf den Menschen übertragen. Der Wild- und Haustierbestand der Europäischen Union ist frei von Pestbakterien.

Yersinien wachsen bei 37 °C zwar gleich schnell wie bei 25 °C bis 28 °C, werden aber bei den niedrigeren Bebrütungstemperaturen nicht von der Begleitflora überwuchert.

Die erste dokumentierte Pest-Pandemie begann 542 n. Chr. in Ägypten und breitete sich anschließend über die Türkei nach Europa aus. Die zweite Welle begann im 14. Jahrhundert in Afrika und Kleinasien und war nach Übergreifen auf Europa für den Tod eines Viertels der europäischen Bevölkerung verantwortlich. Europa war auch bei der dritten Pandemie zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert hauptsächlich betroffen. Die vierte und bisher letzte Pandemie begann ca. 1860 in Yunnan in China, breitete sich primär nach Süden aus und erreichte so die Südküste Chinas und Hongkong. Auf dem Seeweg gelangte die Pest anschließend auch in andere Regionen Asiens einschließlich Indien, nach Brasilien und Nordamerika, namentlich Kalifornien.

Vorkommen

Unter Tieren ist die Pest gegenwärtig noch in vielen Ländern Afrikas (z. B. Uganda, Madagaskar, Demokratische Republik Kongo), Amerikas und Asiens verbreitet. In Australien existieren keine Verbreitungsgebiete. Kleinere Ausbrüche der Beulenpest sind für Madagaskar nicht ungewöhnlich. Die Epidemie im Jahr 2017 war jedoch bedeutend heftiger, die Mehrheit der Erkrankungen waren zudem Fälle der leicht übertragbaren Lungenpest.

In den USA (insbesondere den südwestlichen Bundesstaaten wie New Mexico, Arizona, Kalifornien und Colorado) werden beim Menschen jedes Jahr circa 5 bis 15 Fälle von Beulenpest diagnostiziert. Obwohl 20 % dieser Fälle zur sekundären Lungenpest führen, wurde in den USA seit 1924 keine einzige Mensch-zu-Mensch Übertragung (= primäre Lungenpest) dokumentiert. Bislang wurden in den USA jedoch fünf Fälle von primärer Lungenpest dokumentiert, die auf Katze-zu-Mensch-Übertragung zurück zu führen waren. Da auch betroffene Tiere erkranken und verenden, gelingt der Erregernachweis bei Wild- und Haustieren manchmal noch bevor Menschen betroffen sind. Dieses Vorgehen hat sich in den USA bewährt, wo wiederholt ganze Nationalparks wegen Pestfällen bei Erdhörnchen oder Präriehunden aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen wurden.

Übertragung

Bei der Beulenpest und der Pestsepsis ist eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch extrem selten: Die Übertragung der Pest-Bakterien erfolgt vor allem durch den Stich infizierter Flöhe. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wäre in diesem Fall über Körperflüssigkeiten (z. B. durch die Bubonenflüssigkeit bei der Beulenpest) möglich. Eine Infektion des Menschen kann auch durch Kontakt mit infizierten Tieren erfolgen, z. B. wenn ein Jäger beim Abhäuten von infizierten Tieren in Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten des Tieres in Kontakt kommt.

Weitaus gefährlicher wird die Situation, wenn eine unbehandelte Beulenpest zur Lungenpest fortschreitet: In diesem Fall ist eine aerogene Übertragung (= Übertragung durch infektiöse Tröpfchen) durch den an Lungenpest erkrankten Menschen oder durch das erkrankte Tier möglich.

Symptome

Bei der klinischen Symptomatik lassen sich je nach Stadium/Schweregrad/Verlauf folgende Formen unterscheiden:

Bubonenpest (Beulenpest): Am häufigsten wird die Krankheit im Stadium der Bubonenpest diagnostiziert. Üblicherweise beträgt die Inkubationszeit nach einem infektiösen Flohbiss 2-5 Tage, sie kann aber zwischen wenigen Stunden bis zu zwölf Tagen variieren. Erste Symptome wie Schüttelfrost und ein rapider Temperaturanstieg auf oft über 40 °C treten plötzlich auf. Die Lymphknoten im Bereich der Flohbiss-Stelle schwellen an (1-10 cm) und bilden die typischen Beulen. Es kommt zu Hautveränderungen in der Region der befallenen Lymphknoten, wie Pusteln oder auch kleine Geschwüre. Unbehandelt führt die Bubonenpest in mehr als 50 % der Fälle zum Tod.

Pestsepsis: Gelangen Pestbakterien in das Blut, kommt es zu Einblutungen unter die Haut, die auch größere Areale betreffen können. Vermutlich aufgrund der zunehmend dunkleren Verfärbung dieser Areale erhielt die Krankheit den Namen „der schwarze Tod“. Im Extremfall verläuft die Pestsepsis blitzartig, bei der sehr viele Pest-Bakterien ins Blut gelangen, die Lymphknoten aber nicht vergrößert sind.

Lungenpest: In der Folge einer Beulenpest kann sich eine sekundäre Lungenpest entwickeln. Hierbei lösen die Erreger eine Lungenentzündung aus, die zu Husten und Auswurf hochinfektiösen Schleims, im Weiteren zur Zerstörung von Lungengewebe führt. Erfolgt die Pestinfektion durch direkten Kontakt mit infektiösen (Husten-)Tröpfchen (auch von Haustieren wie z. B. Katzen mit Lungenpest), ist die Folge eine primäre Lungenpest. Diese hat eine sehr kurze Inkubationszeit von maximal 2-3 Tagen, die Sterblichkeit ist hoch. Sie beginnt mit hohem Fieber, Schüttelfrost und starken Kopfschmerzen. Nach rund 24 Stunden treten die ersten Hustenattacken auf. Sehr bald gesellt sich blutiger Auswurf dazu (hellrot/schaumig, „Himbeersirup/-gelee“). Die Lungenpest verläuft unbehandelt fast immer tödlich. In Einzelfällen erkranken und sterben Patienten innerhalb eines Tages nach der Infektion.

Spezielle Verlaufsformen der Pest: Die Pharynxpest tritt auf, wenn Pestbakterien über den Mund aufgenommen werden. Dabei dominieren Halsschmerzen das klinische Bild. Die Pestmeningitis entwickelt sich zumeist bei unzureichender Therapie der Bubonenpest. In Endemiegebieten kann es durch Immunität zur so genannten „Pestis minor“ („verringerte Pest“) kommen, bei der Infizierte nur leicht erkranken.

Therapie/Prävention

Die Pest kann mit Antibiotika gut behandelt werden. Die intravenöse Therapie sollte aber so bald wie möglich (innerhalb 24 Stunden nach Auftritt der ersten Symptome) begonnen werden und über 10 bis 14 Tage oder bis 48 Stunden nach Entfieberung gegeben werden. An Pest erkrankte Personen sollten stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden. Patienten mit Lungenpest müssen dort isoliert werden.
Es gibt keine Schutzimpfung: Es wurden in der Vergangenheit mehrere, schlecht wirkende Impfungen gegen Pest erprobt.

Diagnostik

Die Anzucht von Pestbakterien stellt prinzipiell kein sonderliches Problem dar. Die Kultivierung von Y. pestis erfordert jedoch die Infrastruktur einer BSL-3 Laborsicherheitsstufe. Zudem können Pesterreger durch die kommerziell erhältlichen Identifikations-Systeme nicht zuverlässig identifiziert werden, sodass die Gefahr von Fehldiagnosen besteht. Mittels molekularbiologischer Untersuchung liegt im Verdachtsfall das Ergebnis binnen weniger Stunden vor.

Kontakt

Leitung

Priv.-Doz. Mag. Dr. Alexander Indra

Als .docx herunterladen

Aktualisiert: 10.10.2023