Die Sackbrut ist eine durch ein Virus hervorgerufene Bruterkrankung der Bienen. Das Virus ist aber auch in erwachsenen Bienen nachweisbar und wird durch sie weitergegeben. Das Sackbrutvirus (SBV) hat eine annähernd kugelförmige Gestalt mit einem Durchmesser von etwa 28 Nanometer (1 Nanometer = 1 Millionstel mm) und wurde 1964 von Bailey entdeckt. Es befällt Fett- und Muskelzellen und Tracheenendzellen der Larven sowie Zellen im Nervengewebe und der Hypopharynxdrüse erwachsener Bienen. Die Ansteckung der Jungmaden erfolgt durch Verfütterung von virusbelastetem Futtersaft durch eine unauffällig infizierte Ammenbiene.
Während der Brutpflege oder dem Entfernen kranker Brut nehmen Bienen die Viren auf und scheiden sie über die Futtersaftdrüsen wieder aus, ohne selbst zu erkranken. Junge (ca. zwei Tage alte) Larven sind für Infektionen besonders anfällig. Infizierte Brut stirbt im Streckmadenstadium noch vor der ersten Puppenhäutung ab. Im sackförmigen Zustand ist die Brut besonders infektiös (siehe Abb. 1). Die Infektionsfähigkeit nimmt rasch ab. Braune Maden und schwarzbraune schiffchenförmige Schorfe sind kaum noch ansteckend.
SBV überlebt in der brutlosen Zeit in den Speicheldrüsen der erwachsenen Bienen. Diese stellen im Volk ein ständiges Virusreservoir dar. Damit ist das Sackbrutvirus in vielen Bienenvölkern über Jahre hinweg latent vorhanden, ohne dass die Krankheit mit klinischen Symptomen an der Brut ausbricht.
Mit Sackbrutvirus infizierte Bienen zeigen äußerlich keine Veränderung, kann jedoch die Lebensdauer der Einzelbiene verkürzen. Sie nehmen keine Pollen mehr als Nahrung auf. Dadurch werden sie schnell zu Sammelbienen, die aber nie Pollen eintragen werden.
Das SBV ist weltweit verbreitet. Sackbrut tritt verstärkt im Frühjahr auf, wenn wenige Jungbienen vorhanden sind und wenn die Zahl der infizierten, brutpflegenden Bienen besonders groß ist. Auch Varroabefall oder Futtermangel (Hungerperioden) führen zu einem verstärkten Auftreten von Sackbrut.
Wenn Massentracht vorhanden ist, erholen sich die meisten Völker wieder spontan. Das SBV ist häufig in Völkern vorhanden. Selten gibt es jedoch eine große Zahl von erkrankten Larven, da diese oft früh entdeckt und entfernt werden. Auch die Königin kann mit dem SBV infiziert sein (SBV-Partikel in Ovarien, Eiern, im Kopf nachweisbar). Aber nur wenige ihrer Nachkommen werden durch sie infiziert. SBV ist auch in Varroamilben nachweisbar. Varroamilben scheinen jedoch nicht ursprünglich am Ausbruch beteiligt zu sein, sondern beschleunigen nur die Ausbreitung in einem schon erkrankten Volk.