Monitoring der Antibiotikaresistenz bei Zoonose-Erregern und kommensalen Bakterien in lebensmittelerzeugenden Tierpopulationen sowie deren Lebensmitteln
Seit 2004 werden entsprechend der EU-Richtlinie 2003/99/EG vom BMGF in Zusammenarbeit mit der AGES und den Gesundheitsbehörden der Länder jährlich Monitoring-Programme bei Nutztieren (Huhn, Pute, Rind, Schwein) durchgeführt, mit dem Ziel, die Prävalenz und antimikrobielle Empfindlichkeit bestimmter Zoonose-Erreger und Indikatorbakterien festzustellen. Gemäß dem Durchführungsbeschluss der Kommission (2013/652/EU) müssen seit 2014 die Antibiotikaresistenz von zoonotischen und kommensalen Bakterien aus lebensmittelerzeugenden Tierpopulationen sowie von Tieren stammende Lebensmittel auf ESBL und Carbapenemase bildende E. coli und deren Resistenzverhalten überwacht werden. Im Zweijahres-Rhythmus werden alternierend Masthuhn/Mastpute/frisches Hühnerfleisch und Rind unter 1 Jahr/Mastschwein/frisches Rindfleisch/frisches Schweinefleisch beprobt.
Indikator-E. coli und ß-Laktamase- (ESBL, AmpC) oder Carbapenemase-bildende E. coli
Gemäß dem Durchführungsbeschluss der Kommission (2013/652/EU) werden jährlich repräsentative Stichproben geschlachteter Tiere (Darminhalte) sowie unterschiedliche Herstellungschargen von Frischfleisch der jeweiligen Tierart aus dem Einzelhandel auf Indikator E. coli (nur Schlachttiere) sowie ß-Laktamase- (ESBL, AmpC) oder Carbapenemase-bildende E. coli (Schlachttiere und Frischfleisch) untersucht.
Ergebnisse Monitoring 2018: Antibiotikaresistente Keime in Hühnerfleisch
Ergebnisse Monitoring 2017: Antibiotikaresistente Keime in Rind- und Schweinefleisch
Rind und Schwein
Im Jahr 2017 wurden 180 Indikator-E. coli-Isolate aus Darminhalten von Mastschweinen und 181 Indikator-E. coli-Isolate aus Darminhalten von weniger als 1 Jahr alten Rindern auf Empfindlichkeit gegenüber antimikrobiellen Wirkstoffen untersucht.
In Mastschweinen lag der Anteil an gegenüber allen getesteten Wirkstoffen sensiblen Isolaten bei 50 % (2015: 47,9 %); hohe Resistenzraten wurden gegenüber Tetrazyklin (40,6 %, 2015: 47 %) und Sulfonamiden (24,4 %, 2015: 23 %), mäßige Resistenzraten gegenüber Ampicillin (20,0 %, 2015: 13 %) und Trimethoprim (12,8 %, 2015: 10 %) festgestellt. Gegenüber allen anderen getesteten Wirkstoffen lag die Resistenzrate unter 5 %. Drei Isolate (1,7 %; 2015: 1,8 %) konnten als ESBL/AmpC-bildende E. coli identifiziert werden.
In Rindern lag der Anteil an zur Gänze sensiblen Isolaten bei 72,4 %; 24,3 % der Isolate wiesen eine Resistenz gegenüber Tetrazyklin und 17,7 % gegenüber Sulfonamiden auf. Für alle anderen getesteten Wirkstoffe wurden Resistenzraten unter 10 % festgestellt.
2017 wurde das Vorkommen von ESBL/AmpC-bildenden E. coli in 291 Caecum-Proben von Mastschweinen und 303 Caecum-Proben von weniger als 1 Jahr alten Rindern mittels selektivem Verfahren untersucht. Die Nachweisrate für ESBL/AmpC-bildende E. coli betrug 62,2 % (2015: 52,1 %) in Mastschweinen und 22,4 % in Rindern. Darüber hinaus wurde rohes, frisches Schweine- bzw. Rindfleisch, im Ganzen oder zerkleinert, aus dem Einzelhandel über das Bundesgebiet verteilt, beprobt. Es wurden 309 Proben Schweinefleisch und 300 Proben Rindfleisch untersucht. In 32 Proben (10,4 %; 2015: 8,9 %) Schweinefleisch und in fünf Proben (1,7 %; 2015: 3,0 %) Rindfleisch waren ESBL-/ AmpC-bildende E. coli nachweisbar. Carbapenemase-bildende E. coli konnten in keiner der untersuchten Proben (283 Caecum-Proben von Mastschweinen, 300 Caecum-Proben von weniger als 1 Jahr alten Rindern, 302 Proben von frischem Schweinefleisch und 297 Proben von frischem Rindfleisch) nachgewiesen werden.
Huhn und Pute
Bei 170 Indikator-E. coli Isolaten, gewonnen aus Darminhalten von 170 Masthühnerherden im Jahr 2016, wurden folgende Resistenzanteile gefunden: Chinolone 47,6 %, Sulfonamide 37,1 %, Ampicillin 32,9 %, Trimethoprim 29,4 % und Tetrazyklin 22,3 %. Ein Drittel der Isolate (32,9 %) waren zudem mehrfach resistent (resistent gegen drei oder mehr Antibiotikaklassen). Von 154 Indikator-E. coli Isolaten aus Mastputen waren 40,9 % resistent gegenüber Tetrazyklin, 31,8 % gegenüber Ampicillin, 22,7 % gegenüber Chinolonen und 18,2 % gegenüber Sulfonamiden. 22,7 % der Isolate waren mehrfachresistent. Ein Drittel der Masthuhn-Isolate (33,5 %) und 42,2 % der Mastputenisolate waren gegenüber allen getesteten Antibiotikaklassen empfindlich.
Mittels Selektivanreicherungsverfahren wurden im Jahr 2016 306 Caecum-Proben von Masthühnerherden und 183 Caecum-Proben von Mastputenherden sowie 300 Proben von frischem Hühnerfleisch auf ESBL/AmpC-bildende E. coli untersucht. ESBL-/AmpC-bildende E. coli wurden in 52,3 % der Proben von Masthühnern und in 43,7 % von Mastputen nachgewiesen. Die Nachweisrate im Hühnerfleisch betrug 63,7 %. Carbapenemase-bildende E. coli konnten in keiner der untersuchten Proben nachgewiesen werden.
Campylobacter spp.
2016 wurden 174 C. jejuni-Isolate aus Masthühner-Caeca und 55 C. jejuni-Isolate aus Mastputen-Caeca auf Empfindlichkeit gegenüber antimikrobiellen Wirkstoffen untersucht. 20,1 % der Masthühnerisolate und 10,9 % der Mastputen-Isolate waren gegenüber allen getesteten Antibiotikaresistenzklassen empfindlich. In Campylobacter jejuni aus Masthühnern wurde eine sehr hohe Resistenz gegenüber Ciprofloxacin (77,6 %) und eine hohe Resistenz gegenüber Tetrazyklin (50 %) festgestellt. In Mastputen-Isolaten betrug die Resistenz gegenüber Ciprofloxacin 74,5 % und jene gegenüber Tetrazyklin 54,5 %.
Salmonella spp.
2016 wurden insgesamt 236 aus Bekämpfungsprogrammen von Legehennen, Masthühnern und Puten stammende sowie 36 im Rahmen der Eigenkontrolle der Schlachthöfe gewonnene Salmonella-Isolate auf Empfindlichkeit gegenüber antimikrobiellen Wirkstoffen untersucht.
84,4 % der 46 Salmonella-Stämme von Legehennen waren gegenüber allen getesteten Antibiotikaresistenzklassen empfindlich. Von den insgesamt 179 Salmonella-Isolaten von Masthühnern gehörten 104 dem Serotyp Salmonella Infantis an. Diese wiesen in 91,4 % eine Mehrfachresistenz auf. Die restlichen von Masthühnern stammenden Isolate waren durchwegs voll empfindlich. Drei der elf in Putenherden nachgewiesenen Isolate waren mehrfach resistent.
Von den insgesamt 36 im Rahmen der Eigenkontrolle der Schlachthöfe gewonnene Salmonella-Isolate gehörten 17 dem Serotyp Salmonella Infantis an (15 davon mehrfach resistent). Die restlichen von Eigenkontrollen stammenden Isolate waren durchwegs voll empfindlich.