Birnblattsauger

Cacopsylla sp.

Steckbrief

Die Birnblattsauger können an Birnbäumen neben ihren Saugschäden und der Honigtau-Produktion besonders durch die Übertragung von Phytoplasmen beträchtliche Schäden verursachen. 

Aktuelle Warnungen

Aktuelle Warnmeldung: Birnblattsauger

Regionen: Österreich
Zeitraum: 05.03.2024 - 26.04.2024

Mit den wärmeren Tagen sind auch die ersten Birnblattsauger wieder unterwegs. Auf der Birne treten verschiedene Birnblattsauger-Arten auf: Großer Birnblattsauger (Birnblattfloh) (Cacopsylla pyrisuga), Gemeiner Birnblattsauger (Cacopsylla pyri) und Gefleckter (Kleiner) Birnblattsauger (Cacopsylla pyricola). Mit Hilfe von Klopfproben kann ihr Auftreten festgestellt werden und durch visuelle Kontrollen die Eiablage.
Die Eiablage hat begonnen. In den Filz der jungen Blätter oder an Blatt- und Blütenstiele, nachdem die Birnblattsauger ihre Überwinterungsplätze verlassen haben. Je nach Witterung erscheinen ab Ende April bzw. innerhalb der ersten Maihälfte die Larven, die dicht zusammengedrängt an den Blattunterseiten, Blattstielen und Trieben sitzen, Pflanzensaft saugen und reichliche Mengen von flüssigem Kot („Honigtau“) ausscheiden.
Während der Große Birnblattsauger nur 1 Generation pro Jahr entwickelt und nur im Frühjahr von Bedeutung ist, bringen der Gemeine Birnblattsauger und der Kleine Birnblattsauger bis in den Spätsommer hinein noch mehrere Generationen hervor und beziehen dann erst im Herbst ihre Winterquartiere (meist in Rindenverstecken).
Bekämpfungsmaßnahmen:
Durch eine gründlich durchgeführte Austriebsspritzung wird ein Teil der am Stamm und an den Ästen überwinternden Blattflöhe vernichtet.
Zur gezielten Bekämpfung des Birnblattsaugers sind laufende Kontrollen des Schädlings bzw. seiner Schadsymptome notwendig. Larvizid wirkende Präparate werden ab dem Schlupf der Larven eingesetzt. Auf gute Benetzung ist zu achten, da die Tiere durch die starke Honigtaubildung geschützt sind.
Frühzeitige Behandlungen verhindern Schäden im Sommer. Bei den Pflanzenschutzmaßnahmen ist in den Birnanlagen aber auch auf die Schonung nützlicher (räuberischer) Blumenwanzen als wichtigster natürlicher Begrenzungsfaktor für Birnblattsauger besonders zu achten.

Details zur Warnung Aktuelle Warnungen abonnieren

Aussehen

Die zu den Pflanzensaugern zählenden Birnblattsauger werden der Familie der Blattsauger oder Blattflöhe (Psyllidae) zugeordnet.

Es gibt drei Arten an Birnblattsaugern: 

  • Großer Birnblattsauger (Cacopsylla pyrisuga)
  • Gemeiner Birnblattsauger (Cacopsylla pyri
  • Gefleckter (Kleiner) Birnblattsauger (Cacopsylla pyricola

Der Große Birnblattsauger ist 3 bis 4 mm lang, anfangs hellgrün und später dunkelbraun gefärbt. Die beiden anderen Birnblattsauger-Arten sind viel kleiner (ca. 2 -3 mm) und dunkel gefärbt. 

Die ca. 1,5 bis 2 mm großen Larven sind platt gedrückt, gelblich rot bis braun gefärbt und entwickeln sich über mehrere Larvenstadien zu adulten Blattflöhen.

Biologie

Die Birnblattsauger treten ab dem Frühjahr auf und sind je nach Art bis in den Sommer hinein zu finden, mit Vorliebe an noch jungen Trieben. 

Der Große Birnblattsauger tritt nur mit einer Generation pro Jahr auf und macht einen Wirtswechsel. Die erwachsenen Tiere überwintern bevorzugt an Nadelbäumen. Im Frühjahr kehren sie zu ihren Wirtspflanzen (Birnbäume) zurück. Zur Zeit des Knospenaufbruchs werden die Eier einzeln oder in Häufchen an jungen Blättern, Blattstielen und an Trieben abgelegt. Die Eiablage findet in zwei großen Schüben mit einem Intervall von vier bis sechs Wochen statt (ca. Ende März und Ende Mai). Ab Mitte Mai erscheinen die Larven. Sie sitzen dicht zusammengedrängt an Blattunterseiten, Blattstielen und Trieben, saugen aus der Pflanze ihre Nahrung und scheiden große Mengen von flüssigem Kot („Honigtau“) aus, sodass bald ganze Triebe und Blätter davon überzogen sind. Die Larven setzen sich gerne an der Basis der noch weichen Triebe fest. Ab Juni erscheinen die erwachsenen Tiere, die meist mit dachförmig zusammengelegten Flügeln an den Blattunterseiten sitzen. Erwachsene Blattflöhe können gut springen, sie verlassen die Birne nach kurzer Saugtätigkeit an den Blättern und wandern im Juni ab. Im folgenden Frühjahr kommen sie, bevor die Knospen schwellen, wieder auf die Birnbäume zurück.

Im Gegensatz zum Großen Birnblattsauger hat der Gemeine Birnblattsauger keinen Wirtswechsel und überwintert in Rindenverstecken der Wirtsbäume oder in der Streuschicht am Boden. Sie beginnen sehr zeitig (ca. März) mit der Eiablage an Zweigen und Knospen. Witterungsabhängig werden mehrere (drei bis fünf) Generationen pro Jahr gebildet. Individuen dieser Art sind daher auch im Sommer vorhanden.

Der Gefleckte Birnblattsauger hat eine ähnliche Biologie und Lebensweise wie der Gemeine Birnblattsauger (mehrere Generationen pro Jahr, kein Wirtswechsel). 

Schadsymptome

Im späten Frühjahr sind die oft in großer Anzahl an den Trieben sitzenden kleinen Larven und das durch ihre Saugtätigkeit verursachte teilweise starke Einrollen und Kräuseln der Blätter und Triebe deutlich zu sehen. Die Triebe werden in Folge schwarz und sterben ab. Reichliche Ausscheidung von klebrigem Honigtau ermöglicht die Ansiedlung von Rußtaupilzen, die schwärzliche Beläge auf den Früchten und Trieben erzeugen.

Guter Hinweis für ein Auftreten der Blattsauger sind die zu- und abwandernden Ameisen, die den Honigtau aufnehmen.

Der Gemeine Birnblattsauger verursacht ähnliche Schäden wie der Große Birnblattsauger. Die Blattrollungen und -deformationen sind jedoch trotz sehr starker Kotausscheidung geringer.

Wirtspflanzen

Wirtspflanzen sind Birnbäume (Pyrus communis) und andere Pyrus-Arten. 

Verbreitung

Birnblattsauger sind in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Bei starkem Befall kann der Fruchtansatz beachtlich vermindert und auch starke Triebstauchungen verursacht werden, die zum Absterben führen können. Zusätzlich entstehen durch Honigtau und Rußtaupilze eine Verunreinigung der Früchte und damit eine Qualitätsminderung.

Große Bedeutung kommt allen drei Blattfloharten als Überträger (Vektor) des Birnenverfalls zu. Birnenverfall ist eine von Phytoplasmen ('Candidatus Phytoplasma pyri') verursachte Krankheit. In den österreichischen Birnen-Anbaugebieten ist diese bereits weit verbreitet.

Vorbeugung und Bekämpfung

Direkte Maßnahmen:

  • stark geschädigte Triebe abschneiden und vernichten
  • Austriebsbehandlungen (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) können einen Teil der an Stamm und Ästen überwinternden Tiere abtöten.
  • Frühjahrsbehandlung: bei Auftreten der Larven mit für diesen Zweck zugelassenen Insektiziden (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel). Stark befallene, noch weiche Triebe können in die Spritzbrühe getaucht werden. Da der Honigtau die Tiere schützt, ist es günstig, Behandlungen mit hohem Druck und erhöhter Aufwandmenge bzw. nach starken Regenfällen (Honigtau wird durch den Regen teilweise abgewaschen) durchzuführen. Frühzeitige Behandlungen verhindern Schäden im Sommer.
  • Zur Behandlung von Blattsaugern zugelassene Insektizide mit entwicklungshemmender Wirkung (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) sollten ab Beginn der Eiablage im Frühjahr ausgebracht werden, larvizid wirkende Präparate ab dem Schlupf der Larven. 

Biologische Bekämpfung:

Die wichtigsten natürlichen Feinde der Birnblattsauger sind die räuberischen Blumenwanzen (Anthocoridae), aber auch Marienkäfer, Florfliegen und Ohrwürmer.

Fachinformation

Publikationen

Lethmayer, C., Hausdorf, H., Suarez-Mahecha, B., Reisenzein, H., 2011. The importance of psyllids (Hemiptera: Psyllidae) as vectors of phytoplasmas in pome and stone fruit trees in Austria. Bulletin of Insectology, 64, 255-256.

Reisenzein, H., Lethmayer, C., 2016. Studies on the interaction between 'Ca. phytoplasma pyri' and the vectoring psyllids. IOBC-WPRS Bulletin, 112, 55-60.

Unsere Monitoring-Aktivitäten

In den Jahren 2009, 2010 und 2011 erfolgten Psyllidae-Aufsammlungen in Birnenanlagen in NÖ.

Projekte

EU-ERANET EUPHRESCO-II-Projekt APOPHYT: „Evaluation of factors determining distribution, impact, detection and characterization of fruit tree phytoplasmoses", 01.09.2012 – 31.08.2014, Projektpartner

BIOLURE-Projekt: "Bekämpfung von Insekten mit olfaktorisch wirkenden Lockstoffen und Repellentien. Entwicklung innovativer Lockstofffallen für das Monitoring und den Massenfang von Vektoren von Phytoplasmosen an Kernobst", 01.01.2012 – 31.08.2014; Projektpartner

UTA-PD-NÖ-Projekt: "Untersuchungen der Tafelbirne Uta für den Erwerbsobstanbau auf Anfälligkeit für den Erreger des Birnenverfalls (Pear decline) und der Rolle der Blattsauger (Psyllidae) als Vektoren", 01.01.2012 – 31.12.2013; Projektpartner

Als .docx herunterladen

Aktualisiert: 11.04.2023